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Geringe Gefahr für Vogelgrippe

Die Tafelente überwintert in der Schweiz. Den Sommer verbringt sie in Sibirien. Bild Sutter. zVg

Das Risiko sei klein, dass Zugvögel den Vogelgrippe-Virus H5N1 in die Schweiz einschleppten, sagten Experten nach einem Treffen in Bern.

Dennoch hat die Schweiz am Freitag den Importstopp für Geflügel aus Asien auf Russland und Kasachstan ausgeweitet und will eine Impfstoff-Reserve gegen das gefährliche Virus anlegen.

Rund 15 Experten hatten Anfang Woche an einem Treffen in Bern teilgenommen, darunter Ornithologen, Gesundheits-Experten und Veterinäre. Organisiert worden war der Anlass vom Bundesamt für Veterinärwesen (BVET). Mitbeteiligt waren das Bundesamt für Gesundheit (BAG) und Spezialisten der Vogelwarte Sempach (LU).

Dabei wurden Informationen ausgetauscht und darüber diskutiert, ob sich eine Vogelgrippe-Epidemie in der Schweiz ausbreiten könnte – eine Pandemie, hervorgerufen durch Wandervögel aus Sibirien, die hier überwintern.

Neue Regelung gilt ab sofort

Nach dem Meeting liess das BVET verlauten, es seien zwar keine Massnahmen geplant, aber die Behörden würden die Situation im Auge behalten. Am Freitag weitete das Bundesamt dann den bereits existierenden Geflügel-Importstopp auf Russland und Kasachstan aus.

Die neue Regelung gilt ab sofoft und gilt sowohl für Vögel als auch deren Produkte wie Eier, Fleisch oder unbehandelte Federn

Die Erweiterung des Importstopps ist laut BVET ein rein formeller Akt, da aktuell keine Produkte zwischen Russland, Kasachstan und der Schweiz gehandelt werden.

Das Importverbot gilt auch für Nordkorea, Indonesien, Kambodscha, Laos, Malaysia, Pakistan, Thailand, Vietnam und China (einschliesslich Hongkong). Für Kanada und Südafrika gilt ein gelockertes Importverbot.

Von Südost- nach Zentralasien

Russische und kasachische Gesundheits-Behörden hatten letzte Woche bekannt gemacht, dass Vogelgrippe-Fälle in verschiedenen Regionen aufgetreten seien.

Dabei äusserten die russischen Behörden den Verdacht, dass Zugvögel aus dem südostasiatischen Raum den Virus mitgeschleppt haben könnten, als sie für den Sommer nach Sibirien flogen.

Auch war die Rede davon, dass in Sibirien der tödliche Influenza-A-Virus H5N1 gefunden worden sei. Dieser kann vom Vogel auf den Menschen übertragen werden. Er ist seit 2003 für mindestens 50 Todesfälle in Südostasien verantwortlich.

Wandervögel: Sibirien retour

Matthias Kestenholz von der Vogelwarte Sempach war unter den Experten, die sich Anfang Woche in Bern getroffen hatten. Falls die Existenz des H5N1 in Zentralasien bestätigt würde, so Kestenholz gegenüber swissinfo, bedeutete dies, dass sich die Vogelgrippe einen Schritt näher zur Schweiz bewege.

«Zwei Arten von Wandervögeln fliegen von Sibirien in die Schweiz, um zu überwintern», so Kestenholz. «Tafel- und Reiherenten.» Bis 100’000 Tafel- und bis 180’000 Reiherenten lassen sich jeweils ab Oktober bei Schweizer Seen und Flüssen nieder.

Doch der Experte glaubt nicht, dass diese Vögel bei ihrer Ankunft in der Schweiz infiziert sind, da die Geflügelpest sehr aggressiv wirkt.

4000 km Flugdistanz – nichts für grippekranke Enten

«Wenn sie erkrankt aus Sibirien wegfliegen, werden sie die 4000 km Flug bis in die Schweiz kaum überstehen.» Und falls infizierte Vögel den weiten Weg dennoch überlebten, würden sie wohl kaum mit Industrie-Geflügel oder Menschen in Kontakt kommen.

«Diese Entenarten lassen sich kaum vom Menschen füttern. Sie bleiben weit draussen auf der Wasseroberfläche.» Die Infektion könne nur dann auf den Menschen übertragen werden, wenn der Kontakt nahe und über eine gewisse Zeit erfolge.

Stellt sich heraus, so Kestenholz, dass es sich in Zentralasien tatsächlich um den gefährlichen Virus handelt, so müsste das BVET das Risiko neu einschätzen. Dazu sei genügend Zeit vorhanden, denn die Enten fliegen erst ab Oktober ein.

Roche produziert ein Grippe-Medikament

Unabhängig von diesem Treffen liess die Weltgesundheits-Organisation (WHO) am Dienstag in Genf verlauten, dass sie Gespräche mit dem Schweizer Pharmariesen Roche aufgenommen habe, um strategische Reserven an Tamiflu aufzubauen. Tamiflu ist ein Anti-Grippe-Medikament.

Laut WHO-Direktor Lee Jong-Woo sollte eine Reserve von mindestens einer Million Dosen angelegt werden. Die WHO verfügt derzeit über rund 125’000 Dosen.

Bundesamt will Impfstoff-Reserve anlegen

Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) will eine Impfstoff-Reserve gegen das für den Menschen gefährliche Vogelgrippe-Virus H5N1 anlegen. Dazu lancierte das Amt am Freitag eine Ausschreibung für den Kauf einer Impfstoff-Menge, die 100’000
Menschen schützen könnte.

Das BAG will diese Impfstoff-Reserve anlegen für den Fall, dass sich
das H5N1-Virus einmal so verändert, dass es leicht von Mensch zu Mensch übertragen werden kann. Die Reserve könnte zusammen mit dem Pflichtlager an antiviralen Medikamenten besonders exponierte Personen in der Schweiz in der Anfangsphase einer Pandemie schützen.

Bisher gibt es laut BAG keine Anhaltspunkte dafür, dass sich das Virus leicht von Mensch zu Mensch überträgt. Zum aktuellen Zeitpunkt, so das BAG, bestünden demnach für die Bevölkerung in der Schweiz keine Risiken.

Das Bundesamt folgt mit der Ausschreibung für den Kauf eines Impfstoffs den Empfehlungen der WHO zur Vorbereitung auf eine mögliche Vogelgrippe-Pandemie.

swissinfo, Faryal Mirza
(Übertragung aus dem Englischen: Alexander Künzle)

Ein Einfuhrverbot für Geflügel und Geflügel-Produkte wie Eier oder Federn in die Schweiz besteht für folgende Länder:
Nordkorea,
Indonesien,
Kambodscha,
Laos,
Malaysia,
Pakistan,
China,
Thailand,
Vietnam,
Südafrika,
Kanada,
Russland,
Kasachstan

Das Influenza-A-Virus H5N1 ist für mindestens 50 Tote in Südostasien verantwortlich, die sich über den Kontakt mit erkrankten Vögeln angesteckt hatten.
Von diesem Virusstamm geht eine grosse Gefahr einer weltweiten Grippeepidemie aus.
Die Vogelgrippe wird auch Geflügelpest, aviäre Influenza, genannt.
Kürzlich wurden auch in Kasachstan und Russland solche Grippefälle gemeldet.
Noch steht die Bestätigung aus, wonach es sich dabei ebenfalls um den Virustyp H5N1 handelt.

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