Zahnarzt auf Achse
Er sucht die Patienten zu Hause auf, oder sie kommen in sein Zahnmobil. Der Zahnmediziner Michael Keller kurvt mit seinem umgebauten Bus seit 2014 durchs Urnerland und flickt betagten Menschen die Zähne.
Nach dem Studium und einigen Assistenzstellen, wollte Michael Keller in Andermatt (Kanton Uri) in einem geplanten Gesundheitszentrum eine Praxis eröffnen. Doch der Bau verzögerte sich um zwei Jahre. In dieser Zeit begriff er, dass immer mehr alte Menschen, zuhause in abgelegenen Tälern oder im Altersheim, ihre eigenen Zähne behalten und diese behandelt werden müssen. Da reifte in ihm die Idee, als Stör-Zahnarzt auf Achse zu gehen.
Für Keller war schnell klar: viele ältere, pflegebedürftige Menschen vernachlässigen die Zahnpflege. Zahnärztliche Hausbesuche seien deshalb nicht nur gefragt, sondern auch notwendig. Mit dem Projekt «Geriadent» will er nun andere Zahnärzte und auch das Pflegepersonal von Spitex und Altersheimen für diese Problematik sensibilisieren. Die Hochschule Luzern begleitet das Projekt wissenschaftlich, der Kanton Uri überlegt sich zurzeit eine Mitfinanzierung.
Dr. med. dent. Keller behandelt zwei bis vier Patienten pro Tag. Seine Arbeit sei äusserst kreativ, da er jeden Tag improvisieren müsse. Er nimmt sich viel Zeit für seine Klienten, ohne alles in Taxpunkte umzurechnen. Als klassischer Zahnarzt würde er viel mehr verdienen. «Ich bin wahrscheinlich der ärmste Zahnarzt der Schweiz!», meint er und wirkt dabei vollkommen zufrieden.
Der Fotograf Remo NägeliExterner Link hat mit dieser Arbeit den zweiten Platz des «Swiss Press Photo Award»Externer Link in der Kategorie «Schweizer Geschichten» gewonnen.
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