Gewalt in Zürich und Genf nimmt zu
In der Schweiz verzeichnen drei Kantone eine signifikante Zunahme der Gewaltverbrechen. Das zeigen die Statistiken der Polizei.
Im Kanton Zürich stiegen die Gewalttaten im vergangenen Jahr um 27%. In Genf nahm die Zahl der Personen, die in Verbrechen verwickelt waren, um 25% zu.
Statistiken zeigen in der Schweiz einen Trend hin zu einer Zunahme der Gewalttaten. Am Dienstag veröffentlichten die Kantone Zürich, Genf und Schaffhausen ihre Daten zur Kriminalität im vergangenen Jahr. Sie zeigen alle eine Zunahme der schweren Delikte. Dabei scheint auch die Gewalt unter Jugendlichen zuzunehmen.
Immer mehr Gewaltdelikte
«Die Gewaltspirale dreht sich weiter», bilanzierte Marcel Suter, Chef der Spezialabteilung 2 der Kantonspolizei Zürich, am Dienstag.
Bei einer relativ moderaten Zunahme der Gesamtkriminalität im Kanton Zürich von 1,6% wurden 2004 effektiv 4677 Gewaltdelikte rapportiert, das sind gut 27% mehr als im Vorjahr.
Mit 3,5% weisen die Gewaltdelikte einen bislang nie erreichten Anteil an der Gesamtzahl der Straftaten auf Kantonsgebiet auf, sagte Suter. Mehr als verdoppelt hätte sich die Anzahl schwerer Gewaltdelikte gegen Leib und Leben, das heisst Tötungsdelikte, Körperverletzung und Tätlichkeiten.
Häusliche Gewalt lässt Zahlen steigen
Hauptgrund für diese explosionsartige Zunahme ist das seit vergangenem 1. April angewandte neue Gesetz zu den Offizialdelikten. Die Polizei muss seither von Amtes wegen auch in Fällen häuslicher Gewalt tätig werden, das heisst bei Körperverletzung, Tätlichkeiten im Wiederholungsfall, sexueller Nötigung und Vergewaltigung.
Mehr als 1200 mal musste denn die Kantonspolizei im Jahr 2004 auch wegen häuslicher Gewalt ausrücken. Das sind 54% mehr als 2003.
Konflikte vermehrt gewaltsam ausgetragen
Suter hielt aber fest, dass die Gewaltzunahme auch auf eine allgemein gesunkene Gewaltschwelle zurückzuführen sei. Zudem gebe es Ausländergruppen, welche Konflikte eher mit Fäusten und Waffen
als mit Worten lösten.
Sechs von zehn schweren Delikten gegen Leib und Leben wurden 2004 von Ausländern verübt. Insgesamt nahm der Ausländeranteil an den Gesamtdelikten aber um 1,4 auf 47,3% ab.
Kritisch, so Suter, sei weiterhin die Tendenz der Jugend, Konflikte mit Gewalt zu lösen. 59 schwere Delikte wurden 2004 gezählt, fast doppelt soviel wie im Vorjahr.
Genf und Schaffhausen wie Zürich
Auch der Kanton Genf stellte eine Zunahme der Delikte gegen Leib und Leben fest. Die Anzahl Körperverletzungen nahm im Vorjahresvergleich um einen Viertel zu. Der Genfer Polizeichef Urs Rechsteiner nannte den Anstieg alarmierend.
Den Trend zu mehr Gewalt bei der Jugend bestätigte gleichentags die Schaffhauser Polizei. Die Zunahme des Tatbestands der Gewalt und Drohung gegen Behörden und Beamte sei mit weit über 200% besonders massiv, hiess es.
Die absolute Anzahl solcher Fälle war in den Angaben nicht enthalten. Die Schaffhauser Polizei schreibt die Zunahme unter anderem den vermehrten Auftritten der autonomen Szene und den Fussball-Hooligans zu.
swissinfo und Agenturen
Die Gesamtkriminalität im Kanton Zürich hat um 1,6% zugenommen.
Die Gewaltdelikte nahmen um 27,2% (4677 Delikte) zu.
Auch Genf stellte eine Zunahme der Delikte gegen Leib und Leben
fest.
In Schaffhausen nahm unter anderem die Gewalt und Drohung gegen Behörden und Beamte um über 200% zu.
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