Gewinner sind die Schweizer Casinos
2006 sind Kugel und Rubel in den 19 Schweizer Spielcasinos gut gerollt: Die Spielbanken erzielten einen Ertrag von 955 Mio. Franken, fast 10% mehr als im Vorjahr.
Trotz des Spiel- und Geschäftsglücks ist der Schweizer Casino Verband beunruhigt, denn die verbotenen Internet-Glücksspiele gewinnen Marktanteile.
Im letzten Jahr verzeichneten die Casinos in der Schweiz insgesamt 5,1 Millionen Besucher, was ein Plus von 330’000 bedeutet. Im Schnitt setzten die Glücksspieler an den Spieltischen 187 Franken.
Die Jahreszahlen, welche der Schweizer Casino Verband (SCV) am Mittwoch veröffentlichte, liegen leicht tiefer, weil die beiden Casinos von Meyrin (Genf) und Crans-Montana (Wallis) in französischem Besitz sind und dem Verband nicht angehören.
Schutz vor sich selber
Laut Geschäftsführer Marc Friedrich betrug der Bruttospielertrag der 17 SCV-Spielbanken im letzten Jahr 862 Mio. Franken. Insgesamt kamen 4,7 Millionen Gäste in die Casinos. Am beliebtesten waren die Glücksspielautomaten.
Die Zahl der Spielsüchtigen, die vom Casinoverband mit einem Hausverbot belegt wurden, stieg 2006 von 13’300 auf 16’000 Personen. Rund vier Fünftel von ihnen verlangten die Sperre selber, bei 21% musste eine solche verfügt werden.
Online-Verbot soll fallen
Die Situation bei den in der Schweiz verbotenen Online-Glücksspielen sei mit jener der Spielbanken vor der Zulassung vergleichbar, sagte Friedrich. Namhafte Beträge flössen ins Ausland. Erfreulich sei, dass der Bundesrat das Verbot überprüfe.
SCV-Präsident Adriano Censi sagte, die Spielbanken könnten ein Internet-Casino schnell realisieren. Allerdings müsste dabei der Abgabesatz überprüft werden. Stossend an der aktuellen Situation sei insbesondere der fehlende Sozialschutz. Der Umsatz von Online-Spielen lässt sich gemäss SCV nicht beziffern.
Steuerliche Begehrlichkeiten
Herausgefordert sieht sich der Casinoverband auch vom Fiskus. Die Begehrlichkeiten in der Reform der Mehrwertsteuer (MWST) und eine Erhöhung der Spielbankenabgabe seien klar abzulehnen.
Nicht einsehbar ist für den Verband, weshalb die Spielbanken der MWST unterstehen sollten. Sie führten schon die Spielbankenabgabe ab, mithin ein Vielfaches der Mehrwertsteuer.
Zocken und Rauchen
Eine Erhöhung der Spielbankenabgabe, wie sie die Eidgenössische Spielbankenkommission vorschlägt, kommt für den Verband ebenfalls nicht in Frage.
Kopfzerbrechen bereiten dem Verband auch die Rauchverbote. Die Hälfte der Casinogäste rauche; das sei verglichen mit der Gesamtbevölkerung ein überdurchschnittlicher Anteil.
swissinfo und Agenturen
Glücksspiele waren in der Schweiz länger als 70 Jahre verboten. Die Kantone durften einzig «Kursaal»-Konzessionen vergeben, wo der Einsatz auf maximal fünf Franken beschränkt war.
1993 sprachen sich die Schweizer Stimmbürger klar für die Streichung des Glücksspiel-Verbotes in der Verfassung aus. Es dauerte sieben Jahre, bis eine gesetzliche Grundlage zum Betrieb von Spielcasinos (so genannte Spielbanken) geschaffen war.
In der Schweiz gibt es 19 Spielcasinos. Sieben von ihnen haben die Bewilligung A (unlimitierter Einsatz), 12 verfügen über die Bewilligung B, wo der Einsatz auf 25 Franken begrenzt ist.
In Übereinstimmung mit den JTI-Standards
Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!
Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch