Die Schweiz will den mutmasslichen Terroristen Achraf nach Spanien ausliefern, der eines Anschlags auf ein Gericht in Madrid verdächtigt wird.
Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht
3 Minuten
Achraf kann den Auslieferungs-Entscheid innert 30 Tagen beim Bundesgericht anfechten.
Das Bundesamt für Justiz (BJ) gab am Freitag bekannt, dass es das spanische Auslieferungsgesuch für Achraf gutgeheissen hat. Der Betroffene, bei dem es sich vermutlich um einen algerischen Staatsangehörigen handelt, kann den Auslieferungsentscheid nun innerhalb von 30 Tagen beim Bundesgericht anfechten.
Achraf hatte sich im vergangenen Oktober bereits einer formlosen Überstellung an die spanischen Behörden widersetzt. Es ist deshalb wahrscheinlich, dass er in Lausanne gegen die Auslieferungsverfügung rekurrieren wird.
Kopf einer Terrorzelle?
Spanien wirft dem 32-jährigen Islamisten vor, als Kopf einer Terrorzelle aus der Haft in der Schweiz einen Selbstmordanschlag auf das nationale Gericht in Madrid geplant zu haben.
Nach dem Bekanntwerden des spanischen Terrorverdachts hatte am vergangenen 21. Oktober auch die Bundesanwaltschaft ein Strafverfahren gegen Achraf eingeleitet, und zwar wegen Verdachts auf Zugehörigkeit oder Unterstützung einer kriminellen Organisation.
Das BJ kam nun in Übereinstimmung mit der Bundesanwaltschaft zum Schluss, dass der Auslieferung und damit dem spanischen Verfahren der Vorrang einzuräumen ist. Damit solle eine umfassende Beurteilung aller dem Verdächtigen zur Last gelegten Straftaten und eine einheitliche gerichtliche Beurteilung aller Mitbeschuldigten in Spanien ermöglicht werden.
Ein solches Vorgehen entspreche der gängigen Praxis und Rechtsprechung, heisst es in der BJ-Mitteilung.
Grosses Aufsehen erregt
Die spanische Polizei hat in der Affäre inzwischen mehrere Dutzend Personen beschuldigt. Sie werden verdächtigt, weitere Terroranschläge in Spanien geplant zu haben. Zum Stand des Verfahrens der Bundesanwaltschaft waren zunächst keine Informationen erhältlich. BJ-Sprecher Folco Galli verwies auf die Möglichkeit eines Strafübernahmegesuchs an Spanien für in der Schweiz begangene Delikte.
Die Affäre Achraf hatte im vergangenen Oktober grosses Aufsehen erregt, weil in der Schweiz bis zum 19. Oktober nichts über den Terrorverdacht gegen bereits seit dem 28. August im Zürcher Flughafengefängnis in Ausschaffungshaft sitzenden Islamisten bekannt gewesen war.
Justizminister Christoph Blocher wurde erst am gleichen Tag, an dem die spanischen Medien über den Fall informiert wurden, von seinem spanischen Amtskollegen telefonisch über den Terrorverdacht gegen Achraf orientiert. Vorwürfe, wonach es in der Schweiz zu Pannen oder Versäumnissen in der Angelegenheit gekommen sei, wies Blocher in aller Form zurück.
swissinfo und Agenturen
Beliebte Artikel
Mehr
Bundespolitik
Schweizer Stimmbevölkerung könnte Autobahnausbau ablehnen
Wie kann die Monopolisierung der KI durch mächtige Länder und Unternehmen verhindert werden?
KI hat das Potenzial, viele Probleme der Welt zu lösen. Aber die reichsten Länder und Technologieunternehmen könnten versuchen, diese Vorteile zu beanspruchen.
Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch
Mehr lesen
Mehr
Bern und Madrid gemeinsam gegen den Terror
Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht
In Madrid verständigten sich die Bundesanwaltschaft und die spanischen Ermittler auf gegenseitige Rechtshilfe. Die Schweiz habe in Madrid ein Rechtshilfegesuch deponiert, erklärte Hansjürg Mark Wiedmer, Sprecher der Bundesanwaltschaft (BA). Rechtshilfgesuche aus Spanien liegen den schweizerischen Behörden bereits vor. Kopf von Terrorismuszelle Bei den Gesprächen zwischen Bundesanwalt Valentin Roschacher und dem spanischen Untersuchungsrichter Baltasar Garzón ging…
Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht
Der Justizminister kritisierte aber indirekt, dass Spanien die Schweiz spät informiert habe. Bundesrat Christoph Blocher wies am Mittwoch im Fall des in der Schweiz inhaftierten mutmasslichen Terroristen Achraf den Vorwurf zurück, es habe eine Informationspanne gegeben. Dass Spanien die Schweiz erst spät informiert habe, sei allerdings «nicht gut» gewesen. Er wolle Spanien aber deswegen nicht…
Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht
Valentin Roschacher führt die Untersuchung über die Zerschlagung eines terroristischen Netzes vor rund zehn Tagen. Im Zentrum des bis Donnerstag dauernden Besuches stehen laut Bundesanwaltschafts-Sprecher Hansjürg Mark Wiedmer Gespräche um die Zusammenarbeit der Behörden beider Länder. Gesprochen wird über die in Spanien und der Schweiz geführten Strafverfahren im Zusammenhang mit der mutmasslichen Terrorzelle, die von…
Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht
In Zukunft wollen die Schweizer Terrorermittler und ihre spanischen Kollegen enger zusammenarbeiten. Der Fall des in der Schweiz inhaftierten mutmasslichen Terroristen Mohammed Achraf hat deutliche Kommunikationsprobleme zwischen den Terror-Spezialisten der Schweiz und Spanien an den Tag gebracht. Um die Zusammenarbeit zu verbessern, reist eine Delegation der Bundesanwaltschaft (BA) in den kommenden Tagen zu Arbeitsgesprächen nach…
Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht
Nun soll die Schweiz Mohammed Achraf an Spanien ausliefern. Doch dieser hat Rekurs eingelegt. Achraf wird beschuldigt der Anführer einer islamistischen Zelle zu sein, die einen Anschlag auf den Nationalen Gerichtshof in Spanien geplant haben soll. Der mutmassliche Algerier wurde am 28. August wegen Verstoss gegen die Ausländergesetzgebung festgenommen und in Ausschaffungshaft am Flughafen Zürich…
Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht
Gemäss den spanischen Behörden hatte die Gruppe ein Attentat auf das Oberste Gericht des Landes geplant. Die Schweiz hat bestätigt, seit September einen Mann in Ausschaffungshaft zu halten, den die spanischen Behörden der Führerschaft einer radikalen islamischen Zelle verdächtigen. Die spanischen Ermittler beschuldigen den mutmasslichen Islamistenführer, hinter einem vereitelten Bombenanschlag zu stecken, der dem Obersten…
Ihr Abonnement konnte nicht gespeichert werden. Bitte versuchen Sie es erneut.
Fast fertig... Wir müssen Ihre E-Mail-Adresse bestätigen. Um den Anmeldeprozess zu beenden, klicken Sie bitte den Link in der E-Mail an, die wir Ihnen geschickt haben.
Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!
Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch