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Grünes Licht für neue Naturparks

Die Biosphäre Münstertal - ein Mehrwert für die Schweizer Landschaft. biosfera.ch

Das Bundesamt für Umwelt hat grünes Licht für die Errichtung von neun Pärken von nationaler Bedeutung gegeben. Unter dem neuen Label werden Naturschutz sowie eine nachhaltige ökonomische Entwicklung angestrebt.

Alle im Januar 2008 eingereichten Parkprojekte wurden vom Bundesamt für Umwelt (Bafu) positiv beurteilt. Es wurde jeweils geprüft, ob die erforderliche Qualität von Natur und Landschaft gegeben ist, ob das Parkprojekt in der Region verankert ist und ob die geplanten Projekte insgesamt machbar sind.

In Kürze könnten somit acht neue regionale Naturparks sowie ein neuer Naturerlebnispark entstehen. Noch handelt es sich um Zukunftsmusik. Denn das Parklabel ist noch nicht definitiv vergeben, wie Bafu-Direktor Bruno Oberle betont. Einzig die Kandidaturen wurden gut geheissen. Damit können die Trägerschaften mit der Errichtungsphase beginnen.

Diese Errichtung wird noch einige Jahre dauern. Denn es müssen strenge gesetzliche Auflagen erfüllt werden. Ein Regionalpark von nationaler Bedeutung muss den Erhalt von Landschaft und Natur garantieren, aber gleichzeitig eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung ermöglichen. Dabei müssen auch umweltpädagogische Kriterien berücksichtigt werden.

All diese Anforderungen hat bisher nur die Unesco-Biosphäre Entlebuch im Kanton Luzern erfüllt, die im Juli dieses Jahres bereits das Label Regionaler Naturpark erhielt. Es handelt sich um das erste nationale Label dieser Art in der Schweiz – abgesehen vom 1914 gegründeten Schweizer Nationalpark in Graubünden.

Mehrwert für den Tourismus

Seit Inkrafttreten des neuen Natur- und Heimatschutzgesetzes am 1.Dezember 2007 sind zahlreiche Projekte für die Errichtung von Naturparks nationaler Bedeutung entstanden, auch wenn der touristische und wirtschaftliche Nutzen dieser Parks noch recht vage bleibt.

“In erster Linie müssen die Einwohner in den betroffenen Gegenden die Parkprojekte wollen”, betont Oberle. “Es gibt Städte, die Universitäten, grosse Banksinstitute oder multinationale Unternehmungen als Trümpfe haben. Andere Gegenden zeichnen sich hingegen durch die Schönheit ihrer Landschaft und ihre hohe Lebensqualität aus.”

Mit dem neuen Parklabel erhalten diese Territorien ein gutes Instrument, um ihre Einzigartigkeit unter Beweis zu stellen und somit ein wirtschaftliches Potential auszuschöpfen.

Dabei werden sie vom Bund finanziell unterstützt. Das Bafu hat die maximalen Förderbeiträge festgelegt; die Angebote liegen zwischen 0,28 Millionen und 1,42 Millionen Franken pro Parkprojekt. Gesamthaft stellt der Bund für die neun Parkprojekte während vier Jahren (2008-2011) 7,4 Millionen Franken bereit. Einige Kantone halten diese Betrag für zu niedrig.

Die Parkprojekte können bereits in der Errichtungsphase auf Antrag das Label “Kandidatur” erhalten. Dies ermöglicht ihnen erste Vermarktungs-Möglichkeiten im naturnahen Tourismus sowie die Teilnahme an dem Produkt “Naturreisen”, das Schweiz Tourismus nächstes Jahr lancieren wird.

Ökologie und Ökonomie: Ehrgeizige Ziele

Ein Naturpark weckt Assoziationen mit einem Reservat. Doch de facto wurde der Begriff Naturpark in den letzten Jahren immer weiter gefasst. Neben der Erhaltung der Natur und Landschaft gehören heute auch ökonomische Ziele zu einem Naturpark.

“Ich bin überzeugt, dass es keinen fundamentalen Gegensatz zwischen Ökonomie und Naturschutz gibt”, sagt Oberle. “Im Gegenteil: Ein vernünftiger, rationaler und sparsamer Gebrauch unserer natürlichen Ressourcen ist die notwendige Voraussetzung für die nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung einer Region.”

Dieser Optimismus wird nicht unbedingt von den Umweltorganisationen geteilt. “Bei einigen der zehn geprüften Kandidaten ist der Naturschutz nicht genügend berücksichtigt worden, weil ökonomische Aspekte Vorrang hatten”, bemängelt Otto Sieber, Generalsekretär von Pro Natura. “Man muss in den nächsten Jahren wachsam bleiben, um sicherzustellen, dass die gesetzlich vorgeschriebenen Kriterien effektiv eingehalten werden.”

Mit den neun Parkprojekten, dem Schweizerischen Nationalpark und der als Regionaler Naturpark ausgezeichneten UNESCO Biosphäre Entlebuch liegen nun bereits 7 Prozent der Fläche der Schweiz in Pärken oder Parkprojekten. Dies entspricht etwa zwei Mal der Fläche des Kantons Aargau.

Und die Fläche wird weiter wachsen. Bis am 9. Januar 2009 können beim BAFU neue Gesuche für die Evaluation 2009 eingereicht werden. Erwartet werden auch Kandidaturen aus lateinischen Kantonen, so das Projekt eines Nationalparks Locarnese (Tessin) sowie Adula (Tessin/Graubünden).

swissinfo, Stefania Summermatter
(Übertragung aus dem Italienischen: Gerhard Lob)

Gemäss dem revidierten Natur- und Heimatschutzgesetz gibt es drei Kategorien von Pärken von nationaler Bedeutung.

Nationalpark – Nationalpärke bieten unberührte Lebensräume für die einheimische Flora und Fauna sowie für die Eigenentwicklung der Naturlandschaft. Sie gliedern sich in eine Kern- und eine Umgebungszone.

Regionaler Naturpark – Der Regionale Naturpark ist ein teilweise besiedeltes, ländliches Gebiet, das sich durch hohe Natur- und Landschaftswerte auszeichnet und dessen Bauten und Anlagen sich in das Landschafts- und Ortsbild einfügen.

Naturerlebnispark – Bei Naturerlebnispärken handelt es sich um naturnahe Ausgleichsräume in der Nähe dicht besiedelter Gebiete. Hier soll sich die städtische Bevölkerung erholen und die Natur geniessen können.

Landschaftspark Binntal (VS)
Projet Parc régional Chasseral (BE/NE)
Projekt Regionaler Naturpark Diemtigtal (BE)
Projekt Parc Ela (GR)
Projekt Regionaler Naturpark Gantrisch (BE/FR)
Projekt Regionaler Naturpark Thal (SO)
Projekt Naturpark Thunersee-Hohgant (BE)
Projekt Val Müstair (GR)

Das Projekt Sihlwald (ZH) strebt die Errichtung eines Naturerlebnisparks an.

Der Unesco Biosphäre Entlebuch (UBE) wurde das Label „Regionaler Naturpark” bereits in diesem Jahr verliehen. Öffentlich feiert die UBE das neue Label am 6. September 2008 mit dem Pärke-Tag.

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