Hafenfest Hamburg: Die Schweiz zu Gast bei Freunden
Beim 820. Hafengeburtstag Hamburg hat die Schweiz als erstes Binnenland die Ehre, als Gastland auftreten zu dürfen. Während Verkehrsminister Moritz Leuenberger und die "Patrouille Suisse" das Fest eröffneten, zeigt das Partnerland auch Traditionelles.
Walter Frei steht schon seit Stunden in seiner kurzärmligen, traditionellen Appenzellertracht an einem Käsekessel und rührt.
«Ich mache hier Käse, und zwar nur schauhalber, dass man den Leuten zeigen kann, wie er entsteht», erklärt der Käser aus dem Appenzellerland.
Viele Leute interessierten sich für das Käsemachen, erzählt er. «Es hat aber auch andere, die haben gar keine Ahnung, woher eigentlich der Käse kommt. Und hier kann ich es ihnen erklären.»
Zu mehr als kleinen Degustationen tauge der auf dem Festgelände gemachte Käse aber nicht, sagt Frei, der in der Heimat sonst Emmentaler Käse herstellt und erstmals an einem solchen Event für Publikum käst. «Er ist hier aus hygienischen Gründen nicht so perfekt.»
Gleich neben Frei verteilen Helferinnen und Helfer aufblasbare Appenzeller-Käselaibe. Sie sind der absolute Renner auf dem Schweizer Gelände, und bereits kurz nach der feierlichen Eröffnung des Hafenfests tragen am Hafen zahlreiche Leute einen solchen mit sich herum.
Lautstarke Eröffnung
Bevor die Eröffnung stattfand, hatte die Schweiz bereits eine erste Gelegenheit erhalten, sich beim Publikum zu präsentieren. Sie tat dies lautstark am Himmel mit den sechs Tiger-Kampfjets der «Patrouille Suisse».
Zusammen mit der Hamburger Senatorin für Kultur, Sport und Medien, Karin von Welck, eröffnete Verkehrsminister Moritz Leuenberger darauf am frühen Freitagnachmittag auf dem Museumsschiff «Rickmer Rickmers» das diesjährige Hafenfest.
Leuenberger sprach als «Landratte» zu den Seefahrern von Hamburg. Er dankte der Stadt und dem Hafen, dass sie verschiedene Symbole der Schweiz eingeladen hätten, so etwa Heidi, die «Patrouille Suisse», Alphörner und das Käsefondue.
Bankgeheimnis nicht eingeladen
Mit der Bemerkung, «das Bankgeheimnis haben Sie nicht eingeladen. Es hätte ja auch nicht gut erscheinen können, denn es ist ja geheim», hatte er zahlreiche Lacher auf seiner Seite.
«Doch auch wenn es nicht hierher gekommen ist, so hat es sich doch bewegt, es entwickelt sich und ist auf einem guten Weg», erklärte Leuenberger weiter.
«Ich glaube, es ist richtig, dass an einem solchen Anlass einiges wieder richtiggestellt wird», sagte Leuenberger nach der Rede gegenüber swissinfo. «Und ich will richtigstellen, dass die Schweiz nicht die Politik verfolgt, Steuerbetrüger anzuziehen, sondern im Gegenteil: Wir wollen solidarisch zueinander sein.»
Jedes Land sei, besonders in Zeiten der Finanzkrise, auf die Steuereinnahmen seiner Bürgerinnen und Bürger angewiesen, um wichtige Infrastrukturen zu bauen und zu erhalten. «Das ist in der Polemik in letzter Zeit fast etwas vergessen gegangen», betonte Leuenberger.
Schiffe, Schiffe, Schiffe
Dann war es endlich soweit. Nachdem von Welck und Leuenberger gemeinsam die Schiffsglocke der «Rickmer Rickmers» geläutet hatten, ging auf dem Wasser die grosse Schiffsparade los.
Über 300 Windjammer, Sportsegler, Kreuzfahrtschiffe, Museumsschiffe, Feuerwehr- und Polizeiboote, Marineboote, Fregatten und sogar ein U-Boot zogen untermalt von Seemannsliedern über die Elbe an den Schaulustigen vorbei.
Beliebte traditionelle Schweiz
Derweil konnte sich die Schweiz nicht beklagen, die auf der Kehrwiederspitze im Hafen Gastrecht erhalten hatte. Das Eventdorf zog unzählige Interessierte an.
«Indem ein Mitglied der Regierung kommt, bringen wir zum Ausdruck, wie wichtig es ist, anhand solcher riesiger Feste auch die gegenseitige Verbundenheit unter Beweis zu stellen, und sich nicht nur durch die jeweilige politische Tagespolemik leiten zu lassen», kommentierte Leuenberger den Schweizer und seinen Auftritt.
Neben Traditionellem zeigen das Gastland und die Gaststadt Basel auch Modernes wie etwa einen Querschnitt durch den Gotthardbasis-Tunnel, den Teilchenbeschleuniger des Europäischen Kernforschungszentrums Cern in Genf oder die beliebten Schweizer Taschen aus Lastwagen-Planen.
Doch die meisten Besuchenden interessieren sich für Käse, Uhren, Schokolade und das Glücksrad. «Manchmal habe ich etwas das Gefühl, ob die Leute nicht langsam genug davon haben, wenn wir nur mit Käse und Heidi werben», fragte sich Leuenberger. «Aber es ist offenbar nicht so. Heidi, Käse, Armbrust, Sackmesser sind letztlich doch noch stärker als das Bankgeheimnis.»
Christian Raaflaub, swissinfo.ch, Hamburg
Unter diesem Motto ist die Schweiz mit der Stadt Basel Partnerland des 820. Hafengeburtstags Hamburg.
Der Schweizer Auftritt heisst offiziell Schweiz-Basel Festival und findet an den drei Tagen vom 8. bis 10. Mai 2009 auf der Kehrwiederspitze im Hamburger Hafen statt.
Der Basler Hafen ist einer der wichtigsten europäischen Binnenhäfen.
Die Schweiz unterhält eine Hochseeflotte von 35 Schiffen und steht beim so genannten Hinterlandverkehr des Hamburger Hafens an fünfter Stelle.
Mit der Schweiz ist erstmals ein Binnenland offizieller Partner des Hafenfests.
Am Hafengeburtstag Hamburg nehmen über 300 Schiffe und Boote teil.
Die grössten sind 5 Kreuzfahrtschiffe und zwei Grosssegler, darunter der grösste Windjammer der Welt, die «Sedov».
Die Organisatoren erwarten mehr als eine Million Besuchende aus aller Welt.
Das Fest in der norddeutschen Stadt ist das grösste Hafenfest der Welt.
Zu den Höhepunkten zählen die täglichen Überflüge der «Patrouille Suisse» sowie das so genannte «Schlepperballett», bei dem am Samstagabend mehrere Hafenschlepper zu klassischer Musik auf der Elbe umeinander tanzen und Pirouetten drehen werden.
Dieses Jahr neu ist das Hansedorf im Stil eines historischen Fischerdorfes, wo Besuchende in die Kunst des Seilmachens und der Herstellung von Buddelschiffen (Schiffe in der Flasche) eingeweiht werden.
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