Zurück
Weiter
Bis Ende des 15. Jahrhunderts war der Ort von den Tainos bewohnt, die zum Volk der Arawaks gehören, später von den Kariben.
Wikipedia
Christoph Kolumbus legte am 6. Dezember 1492 auf der Insel an. Er meinte, in Asien zu sein und hielt die Bewohner für "Inder". Der Insel gab er den Namen "Isla Española", da sie ihn an Kastilien erinnerte.
Thomas Kern
Im 17. Jahrhundert liessen sich die Bukanier und französische Seeräuber auf der Schildkröteninsel, westlich von Hispaniola, nieder. Frankreich profitierte von diesem Brückenkopf und nahm den westlichen Teil von Hispaniola in Besitz. Daraus wurde Santo Domingo.
Wikipedia
Die Kolonie wurde zur florierendsten unter den französischen Besitztümern in Übersee. Mit Sklaven aus Schwarzafrika wurde Kaffee und Zuckerrohr angebaut. Diese ersetzten die Indianer, deren Zahl von den Weissen dezimiert worden war. Das Dekret "Code Noir" von Louis XIV (1685) regelte das System.
Wikipedia
Sie sind es denn auch, die den Voodookult auf die Antillen und nach Haiti, Kuba oder Brasilien brachten.
Thomas Kern
Auch wenn die reiche Kolonie Santo Domingo den Übernamen "Perle der Antillen" trägt, bekommen jene, die dort leben oder durch die Karibik segeln, doch die verheerende Gewalt der Wirbelstürme zu spüren.
Naval reserach Laboratory
Die Abschaffung der Sklaverei während der Revolution Frankreichs 1793 liess den ehemaligen Sklaven Toussaint Louverture für die Sache Frankreichs einstehen. Später dann kämpfte er für die Einsetzung einer unabhängigen "Herrschaft der Schwarzen" auf der Insel.
Wikipedia
Toussaint Louverture wurde 1801 zum Gouverneur auf Lebzeiten ernannt, 1802 auf Befehl von Napoleon Bonaparte aber festgenommen, der die Sklaverei wieder einführte. Louverture starb 1802 auf dem Fort de Joux an der französisch-schweizerischen Grenze.
Bernard Lechot
Unter der Führung von Jean-Jacques Dessalines vertrieben die Unabhängigkeitskämpfer die französischen Truppen. Am 1. Januar 1804 wurde die Unabhängigkeit ausgerufen. Das Land erhielt den Namen Haiti. Es ist die erste unabhängige Republik einer mehrheitlich schwarzen Bevölkerung.
Wikipedia
Der spanische Teil der Insel wird 1844 zur "Dominikanischen Republik". In Haiti kommt es immer wieder zu Bürgerkriegen und Staatsstreichen. 1915 wird Haiti von den USA besetzt. Sie bleiben bis 1934. Auf dem Foto sieht man den haitianischen Präsidenten Sténio Vincent mit seinem amerikanischen Amtskollegen Franklin Roosevelt.
Archive
1937 wurden Zehntausende Haitianer, die in der Dominikanischen Republik lebten, auf Befehl des dortigen Präsidenten Rafael Trujillo massakriert. 1957 begann in Haiti mit der Wahl von François Duvallier ("Papa Doc") die Ära Duvalier. Er blieb bis zu seinem Tod 1971 an der Macht.
AFP
Duvaliers Terrorregime hielt sich mit brutalster Gewalt an der Macht. Dazu setzte er auch seine Milizen, die berüchtigen "Tontons macoutes", ein.
Center for Justice and Accountability
Die Dikatur Duvalier hatte zur Folge, dass viele Haitianer die Insel verliessen. Noch heute wird Haiti von der Diaspora massiv finanziell unterstützt.
Thomas Kern
Auf Haiti ging die Tyrannei weiter: Auf François Duvallier folgte Sohn Jean-Claude Duvallier, auch "Baby Doc" genannt.
Diktatur und Gewalt bleiben mit dem Namen Duvalier verknüpft.
Center for Justice and Accountability
Trotz der Flucht von Jean-Claude Duvalier 1986 schaffte Haiti die Kurve in Richtung Demokratie nicht. Es folgten Militärregimes, die Wahl des Armenpredigers Jean-Betrand Aristide im Jahr 1990 und dessen Sturz 1991.
AFP
Als Zeichen des Protests wurde eine internationale Wirtschaftsblockade verhängt. Korruption und Misere gewannen noch mehr an Terrain.
Thomas Kern
1994 wurde Aristide von den USA wieder eingesetzt. Der Prediger wandelte sich jedoch zum Tyrannen, und auf die "Tontons macoutes" der Duvaliers folgten die Todesschwadronen von Aristide.
Keystone
2004 musste Aristide die Flucht ergreifen. Sein Nachfolger wurde René Préval, der bereits von 1996 bis 2000 Staatspräsident gewesen war.
Thomas Kern
Im gleichen Jahr setzte die UNO die MINUSTAH ein, eine Friedensmission der Vereinten Nationen zur Stabilisierung Haitis. Ihre Gebäude wurden beim Erdbeben im Januar 2010 verwüstet.
Thomas Kern
Chaos, Autoritarismus, Korruption....
Thomas Kern
.....und massive Migration von den Landgebieten in die Stadt: Port-au-Prince wuchs innert 40 Jahren von 400'000 Einwohnern auf drei Millionen. Es entstanden unzählige Slums und rechtsfreie Gebiete.
Keystone
Und die Insel am Abgrund wurde zusätzlich noch von der Natur heimgesucht: Von 1900 bis heute erlebte Haiti rund 60 international anerkannte Naturkatastrophen.
Keystone
Naturkatastrophen verschonen Haiti auch nicht im neuen Jahrtausend: Verheerende Überschwemmungen 2004, zerstörerische Orkane 2008...
AFP
... ein Erdbeben anfangs 2010 mit massiver Zerstörung, unzähligen Toten, Verletzten, Obdachlosen.
Keystone
"Gade couman la mizè fini pou’ nous. La pli tombé, Maïs poussé, Toute ti moune qui grand gout prallé mangé", sang der haitianische Sänger Frantz Casseus in "Merci Bon Dieu". Auf Deutsch: "Schau, wie das Elend für uns zu Ende ist. Der Regen ist gefallen, der Mais spriesst. Alle Kinder, die Hunger litten, haben nun zu Essen."
AFP
Von Kolumbus über die Ära Duvalier bis hin zum Erdbeben: die schmerzvolle Geschichte Haitis.
Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht
20. Januar 2010 - 17:01
Thomas Kern
Thomas Kern wurde 1965 in der Schweiz geboren. Er wurde in Zürich zum Fotografen ausgebildet und begann 1989 als Fotojournalist zu arbeiten. 1990 Mitbegründer der Schweizer Fotografenagentur Lookat Photos. Thomas Kern hat zweimal einen World Press Award gewonnen und wurde in der Schweiz mit mehreren nationalen Stipendien ausgezeichnet. Seine Arbeiten wurden vielfach ausgestellt und sind in verschiedenen Sammlungen vertreten.
Hispaniola, Santo Domingo, Haiti – drei Namen für «die Perle der Antillen», die im Laufe der Geschichte zur «verfluchten Insel» wurde. (Text: Bernard Léchot / Bilder: Archive, AFP, AP, Bernard Léchot, Center for Justice and Accountability, Thomas Kern, naval reserach Laboratory, Wikipedia)
Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!
Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch