Hier wächst die Schweiz besonders schnell
8'960'800 Personen: Noch nie lebten so viele Menschen in der Schweiz wie Ende letzten Jahres. Aber nicht Städte wie Zürich, Bern oder Basel verzeichnen das grösste Bevölkerungswachstum. Das grösste Plus findet sich nebenan.
145’400 Menschen mehr leben in der Schweiz als noch Ende 2022. Das entspricht der Einwohnerzahl von Lausanne, der viertgrössten Stadt des Landes. Fachleute vergleichen das Wachstum mit dem Beginn der 1960er-Jahre, als vor allem Italienerinnen und Italiener in die Schweiz kamen.
Der Grund für das aktuelle rekordhohe Bevölkerungswachstum hat auch mit rund 50’000 Ukrainerinnen und Ukrainern mit Schutzstatus zu tun. Sie werden vom Bund erstmals zur ständigen Wohnbevölkerung gezählt. Der überwiegende Teil der Zuwanderer:innen – knapp 45% – kommt allerdings aus EU- oder Efta-Staaten. Deutschland, Frankreich und Italien führen die Tabelle an.
Alle Kantone mit Bevölkerungswachstum
Das grösste Plus registrieren 2023 laut den provisorischen Bevölkerungszahlen des Bundesamts für Statistik die Kantone Wallis (+2,4%) sowie Schaffhausen und Aargau (je +2,2%). Am geringsten war der Anstieg in den Kantonen Jura (+0,9%), Neuenburg, Tessin und Appenzell Innerrhoden (je +1%).
Das Wallis hat mit 2,4% den höchsten Zuwachs zu verzeichnen. «Dafür verantwortlich ist vor allem die boomende Industrie im Kanton mit Firmen wie Lonza im Oberwallis, aber auch durch Tech-Firmen im Unterwallis», sagt SRF-Korrespondentin Ruth Seeholzer.
«Der Zuwachs der Bevölkerung hält bereits mehrere Jahre an, hat sich jetzt aber innert eines Jahres noch einmal verdoppelt.» Dadurch haben sich ebenfalls die Steuereinnahmen des Kantons markant verbessert: Der Kanton spricht von rund 4500 zugezogenen Steuerzahlenden allein im Jahr 2023.
Der Kanton Aargau verzeichnete 2023 mit 2,2% das grösste Bevölkerungswachstum seit der Einführung der kantonalen Bevölkerungsstatistik – trotz sinkender Geburtenrate.
Der Hauptgrund für das Wachstum sind laut Fabienne Huber von der Regionalredaktion die Zuzüge. «Dabei machen die Zürcherinnen und Deutschen den grössten Anteil aus.»
Ein weiterer Grund für die Zunahme ist statistischer Natur: «Die ukrainischen Flüchtlinge mit Status S, die grösstenteils schon 2022 in den Aargau kamen, zählen nun nach zwölf Monaten Aufenthalt zur ständigen Wohnbevölkerung.»
In seiner Untersuchung zählt das Bundesamt für Statistik alle Schweizer Staatsangehörigen mit Hauptwohnsitz in der Schweiz sowie alle ausländischen Staatsangehörigen mit einer Aufenthaltsbewilligung für mindestens zwölf Monate oder einer Gesamtaufenthaltsdauer von mindestens zwölf Monaten in der Schweiz zur ständigen Wohnbevölkerung als Referenz für die Bevölkerungsstatistik.
Personen mit Schutzstatus S, die im Jahr 2022 in die Schweiz kamen, zählten demnach in den ersten zwölf Anwesenheitsmonaten in der Schweiz zur nichtständigen Wohnbevölkerung. Nach zwölf Monaten, also im Jahr 2023, gingen sie von der nichtständigen zur ständigen Wohnbevölkerung über.
Diese «Änderungen des Bevölkerungstyps» fliessen in die Zahl der Einwanderungen von 2023 ein. Aufgrund dieses Umstands sowie allfälliger Kategorisierungsunterschiede bei der ausländischen Bevölkerung zwischen Bund und Kantonen können verschiedene Ergebnisse nicht ausgeschlossen werden.
Gleich verhält es sich im Kanton Schaffhausen. Dort hat man sich in den letzten Jahren auch aktiv darum bemüht, dass sich Unternehmen, aber auch neue Einwohnerinnen und Einwohner ansiedeln. «Zum einen hat der Kanton in den letzten Jahren wiederholt die Steuern gesenkt, zum anderen wird rege gebaut», erklärt Regionalredaktorin Katrin Oller.
«In der Stadt Schaffhausen entsteht mit der Stahlgiesserei beispielsweise ein neuer Stadtteil. Aber auch in Beringen oder Neuhausen am Rheinfall wird fleissig gebaut.»
So sollen in Neuhausen in zwei Hochhäusern bald 300 neue Wohnungen bezugsbereit sein. «Mit bezahlbaren Wohnungen zieht der Kanton junge Familien an und bietet ihnen Alternativen zum Hochpreis-Nachbarkanton Zürich.»
Mehr Menschen – weniger Kinder
Trotz des landesweiten Bevölkerungswachstums werden in der Schweiz immer weniger Kinder geboren. So ist die durchschnittliche Geburtenrate auch im letzten Jahr weiter gesunken – auf 1.33 Kinder pro Frau.
In zwölf Kantonen sind gar mehr Menschen gestorben, als Kinder geboren wurden. Dabei fällt vor allem das Tessin auf. Dort sind über 1000 Personen mehr gestorben, als Kinder auf die Welt gekommen sind.
Die neusten Zahlen zeigen: Ohne Zuwanderung würde die Schweiz noch schneller überaltern. Weil die Bevölkerung aber praktisch nur durch Migration wächst, steigt auch der Ausländeranteil stetig an. Er beträgt mittlerweile 27%.
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