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HIV-Impfstoff: Experten ziehen Bilanz

Die Suche nach einem Impfstoff gegen das HIV geht weiter. Jim Gathany

Wissenschafter aus der ganzen Welt treffen sich in Kanada, um ihre jüngsten Ergebnisse bei der Suche nach einem Impfstoff gegen das HIV auszutauschen.

Die Konferenz in Montreal findet in einer Zeit statt, in der die Zahlen neuer HIV-Infektionen und der Aids-Todesfälle stetig steigen.

Der letzte Bericht des Aids-Bekämpfungsprogramms der Vereinten Nationen (UNAIDS) zeigt, dass die Zahl der mit dem HI-Virus infizierten Menschen das bisher höchste Niveau erreicht hat.

Im letzten Jahr verzeichnete UNAIDS weltweit fast 5 Millionen neue Fälle. Nahezu 40 Mio. Menschen trugen das Virus in sich. Im Juli schlug UNAIDS Alarm. Es appellierte an die Forschung, längerfristige Lösungen zu suchen, wie beispielsweise die Entwicklung eines Impfstoffs gegen das HIV.

«Die Epidemie breitet sich weiterhin aus. Ein Impfstoff stellt die letzte Hoffnung für Millionen von Individuen auf der ganzen Welt dar. Eine solche könnte den Schaden vermindern, den diese Krankheit verursacht», sagte Rafick-Pierre Sékaly, Vorsitzender der Konferenz «Aids Vaccine 2005».

Die Gesellschaft sei moralisch dazu verpflichtet, ihre Kräfte und Ressourcen zu bündeln und alles an die Entwicklung eines HIV-Impfstoffs zu setzen, so Sékaly weiter.

Die Organisatoren erhoffen sich, dass das Treffen in Kanada dort ansetzt, wo die letztjährige Konferenz in Lausanne geendet hat, bei der Forderung nach einer verstärkten internationalen Zusammenarbeit zur Entwicklung des Impfstoffs.

Die «Aids Vaccine 2004»-Konferenz war vom Lausanner Universitätsspital und EuroVacc organisiert worden. Die Mission der EuroVac, einer Stiftung mit Sitz in der Schweiz, ist die Entwicklung eines HIV-Impfstoffs.

Klinische Versuche

Professor Giuseppe Pantaleo, Leiter der Immunpathologie am Universitätsspital Lausanne, testet zur Zeit einen HIV-Impfstoff in klinischen Versuchen.

Pantaleo, der auch in Montreal sein wird, bezweifelt, dass innerhalb der nächsten zehn Jahre ein Impfstoff gegen Aids entdeckt wird. Dieser Ansicht ist auch Professor Luc Perrin, der das Labor der Abteilung Klinische Virologie am Genfer Universitätsspital leitet.

Wegen der Mutation und der Komplexität des Virus seien die Experten noch weit von der Entdeckung eines wirkungsvollen Impfstoffs entfernt, sagte Perrin gegenüber swissinfo.

«Allein darüber herrscht Klarheit, dass bisher kein Impfstoff die erwünschte Wirkung gezeigt hat. Einige Leute glauben nicht, dass innerhalb der nächsten 20 Jahre ein solcher entwickelt werden kann.»

Laut Perrin befindet sich die Forschung zum HIV-Impfstoff an einem Scheideweg. Weltweit seien unzählige Gruppen mit unterschiedlichen Ansätzen an der Arbeit. Auf einen gemeinsamen Weg habe man sich allerdings bisher nicht einigen können.

Dass die Entwicklung zurzeit stagniere, heisse noch lange nicht, dass die Arbeiten an einem Impfstoff eingestellt werden sollten, betont Perrin. Die internationale Zusammenarbeit müsse jedoch verstärkt werden, um zu verhindern, «dass dieselben Experimente an drei verschiedenen Orten wiederholt werden».

swissinfo, Adam Beaumont
(Übertragung aus dem Englischen: Nicole Aeby)

Die Konferenz «Aids Vaccine 2005» findet vom 6. bis 9. September im kanadischen Montreal statt.

Es werden mehr als 800 Spezialisten aus der ganzen Welt erwartet.

Die Zahl der Menschen, die sich mit dem HI-Virus infiziert haben, steigt stetig auf der ganzen Welt.

Besonders ausgeprägt ist die Zunahme in Ost- und Zentralasien sowie in Osteuropa.

Länder in Schwarzafrika sind nach wie vor am stärksten betroffen.

60% aller HIV-Infizierten und 75% aller infizierten Frauen kommen aus dieser Gegend.

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