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Hohe Hürden für Teilnahme an Rütlifeier

Dieses Jahr wird kein Bundesrat die Rütli-Rede halten, sondern Wirtschaftsmann Markus Rauh (im Bild Samuel Schmid 2005), Keystone

Für Besucherinnen und Besucher der Bundesfeier am 1. August auf dem Rütli gibt es unter anderem verschärfte Zutritts-Kontrollen. Damit sollen Neonazis ferngehalten werden.

Festredner ist Markus Rauh, abtretender Verwaltungsrats-Präsident der Swisscom. Bundespräsident Moritz Leuenberger hatte vor zwei Tagen abgesagt.

Die 1. Augustfeier auf der Rütliwiese, der Wiege der Schweiz am Vierwaldstättersee, ist in den letzten Jahren immer mehr zur Bühne für ein übles Schauspiel verkommen: Aufmarschierende Neonazis, die sich unter das Publikum mischten, störten den Nationalfeiertag Jahr für Jahr – mit Hitlergruss, Hakenkreuzen und Hasstiraden gegen Ausländer.

Dem soll nun ein Riegel geschoben werden: Wer am 1. August an die Bundesfeier auf das Rütli will, muss ein persönliches Ticket vorweisen. Ein solches erhält nur, wer Angaben zu seiner Identität hinterlegt.

Künstlicher Engpass

Weitere Massnahme: Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer können nur noch von Brunnen aus via Schiff aufs Rütli gelangen. Alle anderen Wege werden von der Polizei gesperrt.

Das Ziel sei eine würdige Bundesfeier im traditionellen Rahmen, sagte Judith Stamm, Präsidentin der Rütlikommission der Schweizerischen Gemeinnützigen Gesellschaft (SGG), am Donnerstag bei der Vorstellung der Massnahmen.

Grosser Aufwand

Diese Hürden sind mit einem beträchtlichen Aufwand verbunden: Ab 1. Juni können Interessierte im Internet sowie per Post bei der SGG Antragsformulare anfordern, mit denen Gratis-Tickets bestellt werden können.

Jeder Antrag muss Namen, Adresse und Geburtsdatum enthalten. Die Angaben werden auf die Tickets übertragen und nach dem 1. August vernichtet.

Zu Anstand verpflichtet

Mit ihrer Unterschrift verpflichten sich die Ticketinhaber laut SGG-Geschäftsleiter Herbert Ammann, die auf dem Rütli geltende Hausordnung einzuhalten. Unter anderem sind nur offizielle Schweizer-und Kantonsfahnen zugelassen.

Die Zahl der Tickets ist auf 2300 beschränkt. Rund die Hälfte soll nach den eingegangenen Bestellungen verteilt werden. Der Rest werde den Kantonen und der Eidgenossenschaft zur Verteilung angeboten; auch diese Ticketinhaber müssen namentlich bekannt sein.

Polizei mit Grossaufgebot

Grund dafür sind die Kontrollen der Polizei. Der Zutritt auf das Rütli ist nur mit gültigem Ticket und per Extraschiff möglich. Im Zweifelsfall müssen sich die Inhaber ausweisen können. Wer kein Ticket hat, wird von der Polizei zurückgewiesen.

Im Raum Brunnen (Kanton Schwyz) wird die Polizei eine zentrale Kontrollstelle einrichten; alle andere Zugänge werden gesperrt. «Das Rütli wird am 1. August nicht frei zugänglich sein», sagte Beat Hensler, der als Kommandant der Luzerner Kantonspolizei den Einsatz koordinieren wird.

Staatsschutz im Boot?

Das Sperrgebiet wird auch die Ortschaft Brunnen umfassen, wo die Rechtsextremen nach der Feier jeweils durch das Dorf zogen. Zudem sollen Konfrontationen mit linksextremen Gruppen verhindert werden. Deren Gesuch für eine Demonstration ist vor dem Schwyzer Verwaltungsgericht hängig.

Neben den Zentralschweizer Polizeikorps sind laut Hensler weitere Polizeikräfte beteiligt. Die Armee sei um Hilfe bei der Luftüberwachung angefragt worden. Noch offen ist, ob die Besteller von Tickets vom Staatsschutz überprüft werden können; die rechtliche Grundlage werde abgeklärt.

Wirtschaftsvertreter mit Sinn für Ethik

Die Massnahmen werden von den Regierungen der Kantone Schwyz und Uri begrüsst. Die Rütlikommission will damit verhindern, dass organisierte Rechtsextreme auf das Rütli gelangen. 2005 hatten sie die Rede vom damaligen Bundespräsident Samuel Schmid massiv gestört; Judith Stamm sprach von «regelrechtem Verbalterror».

Einzelne Buhrufe aber könnten nicht verhindert werden und gehörten zur Demokratie, sagte Stamm. Diesem Risiko stellt sich heuer Markus Rauh, noch bis 25. April Verwaltungsrats-Präsident der Swisscom. Er sei als Mann der Wirtschaft mit sozialem Engagement und kulturellen Interessen angefragt worden, sagte Stamm.

Bundespräsident Moritz Leuenberger hatte auf den Auftritt verzichtet. Es entspreche nicht einer Tradition, dass der Bundespräsident auf dem Rütli spreche, sagte er.

swissinfo und Agenturen

Der Rütlischwur von Uri, Schwyz und Unterwalden von 1291 zum «Ewigen Bund» gilt als Geburts-Stunde der Schweiz.

Seit 1891 ist der 1. August Nationalfeiertag.

Offizieller Feiertag, also arbeitsfrei, ist der 1. August erst seit 1994.

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