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Holocaust-Überlebender dank Pass-Fälscher

Ernst Ludwig Ehrlich im Jahr 1943, als er vor den Nazis in die Schweiz flüchtete. swissinfo.ch

Ernst Ludwig Ehrlich hat dank einem gefälschten Pass von Cioma Schönhaus den Holocaust überlebt.

Im swissinfo-Gespräch erzählt der ehemalige Professor für jüdische Geschichte an der Universität Bern von seiner Flucht aus Deutschland.

Ehrlich ist pensioniert und lebt in Riehen bei Basel, wo ihn swissinfo getroffen hat.

swissinfo: Wie erlebten Sie als Jude das Leben während des Krieges in Berlin?

Ernst Ludwig Ehrlich: Ich fühlte mich nie wirklich in Gefahr. Ich hatte einen gefälschten Pass, niemand wusste also, dass ich Jude bin.

Als die Nazis im Februar 1943 die Juden vom Arbeitsplatz in die Deportations-Zentren brachten, war ich krankgeschrieben. So entkam ich.

Meine Mutter allerdings erwischten sie. Sie wurde nach Auschwitz deportiert, und ich habe sie nie wieder gesehen.

swissinfo: Wie überlebten Sie?

E.L.E.: Zwischen März und Juni 1943, als ich Berlin verliess, erlebte ich lediglich eine schwierige Woche. Die meiste Zeit hielt ich mich in der Wohnung einer kinderlosen deutschen Familie auf.

swissinfo: Wie kamen Sie zu den gefälschten Dokumenten, die Ihnen die Flucht ermöglichten?

E.L.E.: Durch Doktor Kaufmann von der bekennenden Kirche. Kaufmann gab Cioma Schönhaus den Auftrag, den Stempel zu fälschen. Aber ich hatte keinen direkten Kontakt mit Cioma, den ich bereits durch einen gemeinsamen Freund kannte.

Zusammen mit einem Freund gab ich mich als Industrie-Inspektor aus. Wir gaben vor, auf dem Weg nach Singen in der Nähe der Schweizer Grenze zu sein, um dort eine Aluminium-Fabrik zu inspizieren.

Auf unserer Reise mussten wir zweimal unsere Dokumente zeigen. Die Polizei hat uns die Geschichte geglaubt.

Als wir die Grenze erreicht hatten, warteten wir auf den Einbruch der Nacht. Der Mond war sehr hell, und wir mussten warten, bis er von einer Wolke verdeckt wurde und wir die Grenze überqueren konnten. Wir wurden von einem Grenzwächter abgefangen und in eine Zelle gesteckt.

swissinfo: Wie erlebten Sie den Empfang in der Schweiz?

E.L.E.: Eher gemischt. Ich verbrachte drei Monate in einem Arbeitslager und habe nachher ein Stipendium für die Universität Basel erhalten. Jedes Jahr fragte mich die Fremdenpolizei, wann ich das Land verlasse. Ich sagte ihnen, ich wolle zuerst meine Studien beenden.

1950 dann, als ich das Gesuch für die Aufenthaltsbewilligung stellte, lehnte das Arbeitsamt das Gesuch ab, die Fremdenpolizei hiess es jedoch gut.

swissinfo: Was halten Sie vom Buch «Der Passfälscher» von Cioma Schönhaus?

E.L.E.: Es ist ein sehr wichtiges Buch. Schönhaus beschreibt die Atmosphäre damals in Berlin sehr treffend, und dies alles ohne Bitterkeit. Er beschreibt sehr sachlich, nicht parteiisch.

swissinfo: Haben Sie auch Passagen gefunden, die Sie an Ihre eigene Zeit erinnert haben?

E.L.E.: Es ist ein Stück meiner Geschichte, über meine eigene Biographie. Ich sehe es nicht als Opfer, sondern als Historiker.

swissinfo, Julie Hunt, Riehen
(Übertragung aus dem Englischen: Andreas Keiser)

Ernst Ehrlich entkam dem von den Nazis kontrollierten Berlin im Jahr 1943 dank einem von Cioma Schönhaus gefälschten Pass.

Es gelang ihm, in die Schweiz zu fliehen, wo er an der Universität Bern jüdische Geschichte und Literatur lehrte.

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