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«Ich sollte verzeihen, doch ich kann nicht»

Zoran Gajic musste sich im September 1999 in Emmen als einer der ersten einer Einbürgerungs-Abstimmung stellen. swissinfo.ch

Elf Personen waren es, um die es im September 1999 ging, als die Stimmbevölkerung Emmens erstmals an der Urne über Einbürgerungs-Anträge entschied.

Die Gesuche von acht Personen, alle aus dem früheren Jugoslawien, wurden abgelehnt.

Zoran Gajic erinnert sich an die Demütigung und die Wut, die er damals empfand.

Die Einbürgerungskommission der Gemeinde Emmen hatte vor der Abstimmung alle elf Kandidaturen zur Annahme empfohlen. Neben Zoran Gajic und seinem vierjährigen Sohn Michael hatten sich eine andere serbische Familie mit vier Kindern, eine junge Spanierin und eine junge Italienerin mit ihrem Sohn um die Einbürgerung bemüht.

Bei der Abstimmung hiess das Stimmvolk in Emmen nur die Anträge der letzten drei gut.

Zoran Gajic, der damals 44 Jahre alte Schneider serbischer Herkunft, war entrüstet, verletzt und enttäuscht . Er packte noch in der Woche nach der Abstimmung die Koffer und liess sich kurz darauf in einer andern Gemeinde nieder.

Gut integriert



Gajic hatte an seine Einbürgerung geglaubt. Nicht zuletzt, nachdem ihm auch einer seiner Kunden, ein SVP-Abgeordneter erklärt hatte, bei ihm gebe es «kein Problem».

Zoran Gajic war Mitglied des Fussball-Clubs. Sein ältester Sohn aus einer früheren Ehe hatte – bei der letzten Einbürgerung nach dem alten System ohne Abstimmung – eben seinen Schweizer Pass erhalten.

Das Einbürgerungsgesuch von Zoran Gajic wurde mit 2040 Ja gegen 3101 Nein abgelehnt. Danach fühlte er sich erniedrigt: «Die Leute machten sich über mich lustig.»

Man habe ihm Dinge zugerufen wie: «Sie wissen ja nicht einmal, wie viele Kantone es hier gibt.» Rückfragen wie: ‹Wissen Sie denn, wer der Präsident der Eidgenossenschaft ist› hätten ihn schliesslich gar Kunden gekostet.

Unterstützungsbriefe

Es gab jedoch auch die andere Seite. So zeigt Goran Gajic einige der wenigen Briefe vor, mit denen ihm Mut gemacht wurde. So schrieb eine Dame aus Emmen, sie «schäme sich, Schweizerin zu sein», ein junger Mann aus der Westschweiz gab seinem Ärger Ausdruck.

«Mittlerweile habe ich mich wieder gefasst, doch es hat eine ganze Weile gedauert», sagt Gajic heute, fast vier Jahre später. «Und vergessen kann ich das nicht. Ich weiss, ich sollte den Leuten verzeihen, aber ich kann das nicht.»

Zoran Gajic fand in einem Kleidergeschäft eine neue Stelle. In seiner neuen Wohngemeinde fühlt er sich gut und denkt daran, sich erneut um seine Einbürgerung zu bemühen, wenn die dazu notwendige Zeit verstrichen ist.

«Die Einbürgerung ist für mich wie die Ehe. Ich muss mein Engagement bis zum Schluss durchziehen, um mich hier auch ganz wohl zu fühlen.»

Das einzig Positive an der Geschichte mit Emmen sei, dass seine Grosskinder eines Tages sagen würden, «mein Grossvater war dabei gewesen damals, war der erste, dem die Einbürgerung verweigert wurde», sagt Zoran Gajic mit einem stillen Lächeln.

swissinfo, Ariane Gigon Bormann, Emmen
(Übertragung aus dem Französischen: Rita Emch)

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