IKRK schlägt Alarm wegen Irak
Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) hat am Mittwoch dringliche Massnahmen gefordert, um die Zivilbevölkerung in Irak besser zu schützen.
Pierre Krähenbühl, IKRK-Direktor für operationelle Einsätze, setzt auf eine Konferenz von nächster Woche in Genf, um die internationale Gemeinschaft zu mobilisieren.
«Das Leiden der irakischen Bevölkerung ist unerträglich und inakzeptabel», sagte Pierre Krähenbühl in Genf. Er forderte alle einflussreichen Kräfte auf, sofort zu handeln.
«Die humanitäre Lage verschlechtert sich. Die internationale Gemeinschaft muss mehr tun, um der Zivilbevölkerung in Irak zu helfen», sagte Krähenbühl. Durch die Gewalt wurden innerhalb eines Jahres über 600’000 Personen in dem Land vertrieben, wie es im vorgestellten Bericht «Zivilisten ohne Schutz» heisst.
Völkerrecht einhalten
Die Zahl der Opfer des Krieges in Irak sind laut dem hochrangigen IKRK-Vertreter nur schwer zu bestimmen. Immerhin habe sich in einigen Gegenden im Süden die Sicherheitslage verbessert.
In der Mitte des Landes und besonders in Bagdad hätten die Bemühungen der Sicherheitskräfte aber noch keine Auswirkungen auf das alltägliche Leben der Menschen.
Das Gesundheitswesen liegt laut dem IKRK-Bericht darnieder. Viele Ärzte, Pfleger und Patienten getrauten sich wegen der zahlreichen Anschläge nicht mehr, die Spitäler aufzusuchen. Auch die Wasser- und Stromversorgung funktioniert schlecht. Sicherheitsbedenken behindern gemäss IKRK die Unterhaltsarbeiten.
Krähenbühl forderte die US-Soldaten und ihre Verbündeten auf, Verstösse gegen das Völkerrecht zu verhindern. So müsse immer zwischen bewaffneten Kämpfern und Zivilisten unterschieden werden, auch wenn sie unter einem Dach lebten.
swissinfo und Agenturen
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IKRK
Das UNO-Flüchtlingshilfswerk UNHCR schätzt, dass seit 2003 rund 2 der insgesamt 26 Millionen Iraker das Land verlassen haben. Rund eine halbe Million hat bei der Flucht in einen anderen Landesteil innerhalb Iraks ihr Haus aufgegeben.
Eine Million Iraker wurden von Syrien aufgenommen, 750’000 von Jordanien, 40’000 von Libanon und 20’000 bis 80’000 von Ägypten.
2006 haben 19’000 Iraker in einem europäischen Land Asyl beantragt (2005: 10’600). Fast die Hälfte der Anträge wurden in Schweden gestellt, wo rund 90’000 Iraker leben.
In der Schweiz gingen 816 Asylanträge ein. Der Höhepunkt war 2003 mit 1458 Anträgen. Ende 2006 lebten rund 6000 Iraker in der Schweiz.
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