IKRK «sehr besorgt» wegen Gefangenen in Burma
Das in der Schweiz ansässige Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) hat sich am Dienstag "sehr besorgt" über das Schicksal der in Burma festgehaltenen Menschen gezeigt.
Das IKRK suche den Zugang zu tausenden Personen, die während der landesweiten Proteste festgenommen wurden, doch die Behörden hätten noch keine Zusage für Gespräche gegeben.
Die Bemühungen, wieder einen «sinnvollen» Dialog mit den Behörden über die Menschenrechte aufzunehmen, würden weiter vorangetrieben.
Dies sagte Operationsdirektor Pierre Krähenbühl in einem Interview auf der Website des IKRK.
Mindestens zehn Menschen waren bei der Niederschlagung der von buddhistischen Mönchen angeführten Proteste letzten Monat in Burma ums Leben gekommen. Viele waren festgenommen worden.
Die burmesische Polizei durchsuche gegenwärtig immer noch Häuser und nehme Aktivisten fest, hiess es.
«Das IKRK ist sehr besorgt über das Schicksal tausender Menschen, die in Zusammenhang mit den Protesten in Burma festgenommen wurden», sagte Krähenbühl.
Zugang verlangt
Das Komitee will Zugang zu den Festgenommenen, um «die Umstände ihrer Festnahme und Unterbringung einschätzen zu können» und ihnen beim Kontakt zur Familie behilflich zu sein.
Laut Krähenbühl haben dutzende besorge Familien das IKRK um Hilfe bei der Suche nach vermissten oder festgenommenen Verwandten angefragt.
Bis jetzt hätten die Versuche, mit der Regierung zu sprechen, nicht gefruchtet, so Krähenbühl. «Wir bedauern, dass unsere Bemühungen noch keine greifbaren Resultate zeigen, doch wir bleiben dran.»
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IKRK
Frühere Kritik
Am 29. Juni hatte das IKRK eine seltene Stellungnahme über die Situation in Burma abgegeben. Darin wurde der Regierung die schwere Missachtung des internationalen Völkerrechts für Zivilisten und Gefangene vorgeworfen.
Das IKRK hatte die Regierung Burmas zum Handeln aufgefordert, weil das Komitee seit Ende 2005 keinen Zugang mehr zu den über 1100 politischen Gefangenen gehabt hatte.
Das Regime hatte darauf das IKRK des geheimen Kontakts zu Guerillas bezichtigt, welche die Autonomie oder Unabhängigkeit suchten.
Laut Sprecherin Carla Haddad führt das IKRK seine Rehabilitations-Programme zu Gunsten von Minenopfern und Amputierten in Burma weiter. In diesem Zusammenhang können auch Familienbesuche in Gefängnissen organisiert werden.
Internationale Reaktionen
Am Dienstag zog Japan, von dem Burma die grösste Hilfe erhält, ein Darlehen im Umfang von mehreren Millionen Dollar zurück, um gegen die Niederschlagung der Demonstrationen zu protestieren.
Japan will die Hilfe wegen des Todes eines japanischen Videojournalisten bei der gewaltsamen Niederschlagung der Strassenproteste aufschieben.
Dies, nachdem der Sondergesandte der UNO die asiatischen Staaten aufgefordert hatte, die Führung zur Lösung der Krise zu übernehmen. Alle politischen Gefangenen müssten freigelassen werden, hatte Ibrahim Gambari betont.
Am Montag hat die Europäische Union (EU) die Sanktionen gegen Burma verschärft, und die USA haben sich für ein «konsequentes» Vorgehen gegen die Regierungsspitze ausgesprochen.
Der Schweizer UNO-Botschafter, Blaise Godet, hatte schon Anfang Oktober die sofortige Freilassung von friedlichen Demonstranten und politischen Gefangenen in Burma gefordert.
Er war damit an den Menschenrechtsrat in Genf getreten, der die «gewalttätige Unterdrückung» der Proteste in Burma ebenfalls verurteilt hatte.
swissinfo und Agenturen
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Internationales Völkerrecht
Burma (auch Birma oder Myanmar genannt) steht seit 1962 unter Militärherrschaft.
Im September führte ein massiver Preisanstieg bei Treibstoffen zu zweiwöchigen landesweiten Protesten. Polizei und Militär beendeten die friedlichen Demonstrationen gewaltsam.
Laut der UNO hält das Regime über 1100 politische Gefangene fest. Bei der Niederschlagung der Proteste wurde eine unbekannte Anzahl Demonstranten festgenommen.
Nobelpreisträgerin und Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi stand während 11 der letzten 17 Jahre unter Hausarrest. Das IKRK konnte sie seit 2003 nicht mehr besuchen.
Das Schweizer Aussendepartement (EDA) rät Schweizer Bürgerinnen und Bürgern, alle nicht dringenden Reisen nach Burma zu unterlassen.
Falls sich eine Reise nicht aufschieben lasse, sollen Reisende sich in den Medien über die Entwicklung der Lage informieren und die Anweisungen der lokalen Behörden befolgen.
Schweizerinnen und Schweizer sollten sich von allen Strassenprotesten fernhalten.
Derzeit leben rund 50 Personen aus der Schweiz in Burma. Das EDA ist in Kontakt mit der Schweizer Gemeinde.
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