IKRK steht im Jahr 2008 vor Riesenaufgaben
Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) rechnet für das kommende Jahr mit Ausgaben von über einer Milliarde Franken. Dies ist das höchste Budget in der IKRK-Geschichte.
Besonders schwer wiegen die humanitären Operationen in Irak, Sudan und Afghanistan.
Das Rekordbudget sieht für Operationen vor Ort Ausgaben in der Höhe von 932,6 Millionen Franken vor, 89 Mio. mehr als im laufenden Jahr.
Das ist ein Plus von 10,6%. Für den Sitz in Genf sind 161,5 Mio. Franken geplant. Insgesamt sind dies fast 1,1 Milliarden Franken.
IKRK muss reagieren
«Es ist wichtiger denn je, dass das IKRK auf die grosse Zahl verschiedener bewaffneter Konflikte – akute und chronische – reagiert», sagte IKRK-Präsident Jakob Kellenberger in seinem diesjährigen Appell an die Geber.
In Konflikten seien die Unabhängigkeit und die Neutralität des IKRK wesentlich, um Zugang zu den Opfern zu erhalten. «Wir können die Menschen in Irak, im sudanesischen Darfur und in Afghanistan trotz der schwierigen Sicherheitslage erreichen», sagte er am Donnerstag vor den Medien in Genf.
Hunderttausende Vertriebene
Insgesamt ist das IKRK in 80 Ländern präsent. Die grösste humanitäre Operation läuft in Irak. Allein dort rechnet das IKRK für 2008 mit Kosten in der Höhe von 107 Mio. Franken.
Weitere grosse Brocken sind Sudan mit 106,4 Mio. Franken und Afghanistan. Dort rechnet das IKRK mit Ausgaben von 60,3 Mio. Franken, was einer Zunahme von einem Viertel im Vergleich zu 2007 entspricht. Grund sei, dass sich die Lage der Bevölkerung laufend verschlechtert habe, sagte Kellenberger.
In einigen Ländern Abbau
Auch für die Demokratische Republik Kongo (37 Mio. Franken), Kolumbien (+20% auf 34 Mio.), Somalia (30 Mio.), Tschad (+63% auf 28 Mio.), Sri Lanka (26,7 Mio.) und Uganda (23 Mio.) plant das IKRK grosse Beträge ein.
In einigen Ländern jedoch will das IKRK 2008 sein Engagement zurückfahren, so in Russland und Georgien um jeweils einen Drittel, auf dem Balkan sowie in Äthiopien. In Burma musste die Genfer Organisation seine Aktivitäten ganz einstellen.
Gefangene in Irak
Dagegen hofft das IKRK, in Irak seine Präsenz laufend ausbauen zu können. Dort kümmert sich die Organisation in erster Linie um die Wasserversorgung, das Gesundheitswesen und die Zehntausenden von Vertriebenen.
Eine wichtige Aufgabe ist auch die Betreuung von Gefangenen. Nach Angaben Kellenbergers hat das IKRK Zugang zu den 20’000 Gefangenen der Amerikaner in Irak. Zu den 35’000 Gefangenen der irakischen Regierungen habe das IKRK jedoch keinen Zutritt.
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Ein Erfolg
Allerdings konnte der IKRK-Präsident einen Erfolg vermelden: Vor «einigen Wochen» sei es gelungen, Fort Suse – eines der grössten Gefängnisse unter irakischer Kontrolle – zu besuchen.
«Wir hoffen, dass nach diesem Besuch ein Abkommen mit den irakischen Behörden zustande kommt, aber die Verhandlungen laufen noch», sagte Kellenberger.
swissinfo und Agenturen
Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) wurde 1863 vom späteren Genfer Friedensnobelpreisträger (1901) Henry Dunant als neutrale und unabhängige Organisation gegründet.
Das IKRK ist das älteste bis heute international tätige humanitäre Werk. Es ist verantwortlich für die Gründung der Internationalen Bewegung der Rotkreuz- und Rothalbmond-Gesellschaften sowie für die in den Genfer Konventionen verankerten humanitären Rechte.
Das internationale Recht definiert das Mandat des IKRK. Seine weltweiten Aktivitäten beinhalten die Vermittlung zwischen Kriegsparteien, die Pflege von Verwundeten, den Besuch von Kriegsgefangenen und politischen Häftlingen, die Wiederherstellung des Kontakts zu Angehörigen, den Schutz der Zivilbevölkerung, die Versorgung mit Nahrungsmitteln und weitere Formen der Unterstützung von Konfliktopfern.
Das in Genf ansässige IKRK interveniert bei Naturkatastrophen im allgemeinen nicht. Es kann jedoch eine Koordinationsrolle übernehmen im Rahmen der Aktivitäten der nationalen Rotkreuz- und Rothalbmond-Gesellschaften. Dies war zum Beispiel der Fall nach dem Tsunami 2004.
Die sechs grössten Geldgeber des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) sind die USA, die Europäische Union (EU), die Schweiz, Grossbritannien, die Niederlande und Schweden. Diese Länder kommen zusammen für 60% des IKRK-Budgets auf.
2005 beliefen sich die Ausgaben des Bundes für den IKRK-Sitz in Genf auf 70 Mio. Franken (von insgesamt 152 Mio. des Budgets). Zusätzlich stellte der Bund für verschiedene Feldeinsätze Mittel im Umfang von über 22 Mio. Franken zur Verfügung. Die Schweiz kommt damit für rund 10% des Gesamtbudgets des IKRK auf.
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