Jahrhundert-Postraub: Bezirksanwalt fordert Gefängnisstrafen zwischen fünf und acht Jahren
Bezirksanwalt Rolf Jäger hat am Dienstag (19.10.) zu Beginn des zweiten Prozesstages zum Zürcher Jahrundert-Postraub Gefängnisstrafen zwischen fünf und acht Jahren gefordert. Die Strafanträge liegen damit nur wenig unter der Höchststrafe von zehn Jahren.
Bezirksanwalt Rolf Jäger hat am Dienstag (19.10.) zu Beginn des zweiten Prozesstages zum Zürcher Jahrundert-Postraub Gefängnisstrafen zwischen fünf und acht Jahren gefordert. Die Strafanträge liegen damit nur unwesentlich unter der Höchststrafe von zehn Jahren.
Für drei Hauptangeklagte fordert Jäger je acht Jahre Zuchthaus, für einen weiteren Hauptangeklagten sieben Jahre Gefängnis. Für drei Angeklagte, die beim Raub am 1. September 1997 als Helfer fungierten, fordert der Bezirksanwalt Gefängnisstrafen von sechs, respektive fünf Jahren. Für den jüngsten Angeklagten verlangt Jäger eine Einlieferung in eine Erziehungsanstalt.
Die fünf mutmasslichen Haupttäter und drei Helfer des Jahrhundert-Postraubs in der Zürcher Fraumünsterpost müssen sich vor dem Zürcher Bezirksgericht wegen Raubs von 53 Millionen Franken verantworten.
Sechs Angeklagte sind gemäss Anklage vollumfänglich geständig, zwei haben vor Beginn des Prozesses Teilgeständnisse abgelegt. Sieben von ihnen sind des Raubs angeklagt, einer der Gehilfenschaft.
Der Raubüberfall an einem heiterhellen Morgen mitten in der Stadt Zürich war minutiös vorbereitet. Fünf maskierte Männer waren am 1. September 1997 in einem als Telecom-Fahrzeug getarnten Auto unbehelligt in den Hof der Fraumünsterpost gelangt. Ihre Waffen, so stellte sich später heraus, waren nicht geladen, teilweise sogar Spielzeuge.
Im Hof der Fraumünsterpost hielten die Räuber vier Postbeamte mit den Waffen in Schach und behändigten fünf Geldkisten, die für den Transport zur nahe-gelegenen Nationalbank bereit standen. Zwei Kisten liessen die Räuber aus ‹Platzgründen› stehen. Die Aktion dauerte nur wenige Minuten und wurde von Überwachungskameras gefilmt.
Was im ersten Moment wie der perfekte Überfall ausgesehen hatte, entpuppte sich in der Folge rasch als Arbeit von Amateuren. Die Jagd nach dem ‹verlorenen Schatz› brachte bald die Verhaftung von rund einem Dutzend ‹kleinerer Fische›, die meist einen Teil der Beute gehütet hatten und seither wegen Hehlerei schon verurteilt worden sind.
Aber auch die ‹grossen Fische› gingen den Ermittlern ins Netz. Schon eine Woche nach dem Überfall konnte Bezirksanwalt Jäger die Sicherstellung von 20 Millionen Franken aus der Beute und die Verhaftung von zwei mutmasslichen Haupttätern bekanntgeben. Vier weitere Direktbeteiligte wurden nach und nach in Spanien, Deutschland und den USA aufgespürt.
Von den Direktbeteiligten vermochte sich nur gerade einer länger als ein Jahr vor den Fahndern zu verstecken. Er wurde am 4. Dezember 1998 in Florida (USA) verhaftet und im Januar 1999 an die Schweiz ausgeliefert.
Weniger erfolgreich als die Fahndung nach den Tätern verlief die Suche nach den geraubten 53 Millionen Franken. Bisher wurden erst rund 27 Millionen Franken gefunden. 24 Millionen hat die Post zurückerhalten, rund drei Millionen sind noch im Ausland blockiert. Von den übrigen 26 Millionen Franken fehlt bis heute jede Spur.
SRI und Agenturen
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