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Jetzt gehts hart auf hart bei den EM-Kandidaten

Der Entscheid zur Fussball-EM fällt in Kürze - die Schweiz und Österreich rechnen sich gute Chancen aus. Keystone

Am Donnerstag wissen die Schweiz und Österreich, ob ihre gemeinsame Kandidatur für die Durchführung der Europäischen Fussballmeisterschaften 2008 Erfolg hat.

Für den angesehenen und lukrativen Anlass wurden insgesamt 7 Kandidaturen eingereicht – ein Rekord.

Das grosse Interesse erstaunt nicht. Die Fussball-Europameisterschaft gilt als drittgrösster Sportanlass, nach dem Fussballweltcup und der Sommerolympiade. Und er spielte in den letzten Jahren auch viel Profit ein.

Die EM in Holland und Belgien im Jahr 2000 brachte den Gastgeberländern rund 18 Millionen Euro ein (26,5 Mio. Franken), in England 1996 waren es rund 30 Mio Euro.

Ausserdem erlebt der Tourismus durch die damit verbundenen Investitionen zusätzlichen Auftrieb und dürfte dem Land, das bei der Bewerbung den Sieg davon trägt, einen kleinen Wirtschafts-Aufschwung bescheren.

Komplizierte Wahl

Der Sieger wird in der Schweizer Stadt Nyon, dem Hauptsitz der Europäischen Fussballunion Uefa, in geheimer Wahl durch die Mitglieder des 14-köpfigen UEFA-Exekutivkomitees bestimmt.

Die Wahl wurde durch einen Beschluss kompliziert, wonach Mitglieder, deren Heimatland noch im Rennen um die Meisterschaften sind, in Ausstand treten müssen.

Um dies zu umgehen, will die UEFA zwei oder drei Kandidaturen in die engere Auswahl nehmen, womit die Mitglieder jener Länder, die ausgeschieden sind, danach wieder mitwählen können.

Die Kandidatur Österreich-Schweiz gilt bei vielen Beobachtern als grosse Favoritin, doch sind offenbar auch die Kandidaturen der Konkurrenten Russland, Schottland-Irland und des aus vier Nationen bestehenden Nordischen Konsortiums (Dänemark, Norwegen, Finnland, Schweden) recht aussichtsreich.

Die griechisch-türkische und die bosnisch-kroatische Kandidatur dürften wenig Chancen haben. Zwar sind sie politisch attraktiv, doch bieten sie weniger gute Infrastrukturen. Ausserdem hat Griechenland schon die Olympischen Sommerspiele 2004. Auch Ungarns Solokandidatur scheint wenig chancenreich zu sein.

Nicht allzu zuversichtlich

«Es gibt keinen Grund, allzu zuversichtlich zu sein», meint der österreichisch-schweizerische Projektmanager Timo Helbling. «Ich sehe uns nicht einmal als Favoriten, wir gehören einfach zu den stärksten Kandidaten.

Das hängt weitgehend mit unserem technischen Dossier und der offiziellen UEFA-Inspektion unserer beiden Länder zusammen, die sehr gut verlief.

Aber bei der Wahl geht es nicht nur um Technisches. Die UEFA muss entscheiden, welche Kandidatur den Fussball in Europa weiter bringt und das Image der Organisation stärkt. Deshalb müssen wir unsere Chancen realistisch einschätzen.»

Helbling weiss genau, dass die Favoriten nicht immer die Gewinner sind. Vor drei Jahren war er an der erfolglosen Kampagne beteiligt, welche die Winterolympiade 2006 in die Schweiz, nach Sion hätte bringen sollen. Obwohl die Schweiz als Topbewerberin galt, verlor sie in der Schlussrunde an Turin.

Trotz solcher Rückschläge und der damit verbundenen Betonung der realistischen Einschätzung glaubt das österreichisch-schweizerische Bewerbungsteam offensichtlich, dass ihre Chancen nicht schlechter stehen als jene der anderen.

Neun gute Gründe

Der Präsident des Schweizerischen Fussballverbands, Ralph Zloczower, ging vor kurzem so weit, neun gute Gründe vorzubringen, warum die österreichisch-schweizerische Kandidatur siegreich sein müsste. Dazu gehören die zentrale Lage, brandneue Stadien, der Rückhalt im Volk und eine bewährte Infrastruktur.

«Natürlich sind wir sehr zuversichtlich», erklärte Zloczower gegenüber swissinfo, mit etwas weniger Zurückhaltung als sein Projektmanager. «Wir wissen, dass wir in den letzten eineinhalb Jahren gute Arbeit geleistet haben, aber natürlich ist alles noch offen.»

Siedepunkt

Nach den jüngsten Schweizer Erfolgen auf dem Fussballfeld besteht noch mehr Unterstützung für die Kandidatur. Jahrelang stand die Schweiz international im Abseits, jetzt hat sie aber auf allen Ebenen aufgeholt.

Zuerst gewann die U-17-Nationalmannschaft ihre Klasse der Europameisterschaften und brachten der Schweiz hier den allerersten internationalen Titel ein.

Ein paar Tage später spielte sich die U-21 in die Halbfinals, nachdem sie sich zum ersten Mal überhaupt für das Turnier (und dessen Durchführung) qualifiziert hatten.

Und seit kurzem grassiert das Fussballfieber im Land dank der Glanzleistungen sowohl der Nationalmannschaft, welche gegen ihren Rivalen Irland im Qualifikationsmatch für 2008 einen unerwarteten Auswärtssieg errang, wie des FC Basel, der in dieser Saison als erster Schweizer Klub in die zweite Runde der European Champions League kam.

Spielt die Grösse eine Rolle?

Obwohl die Schweiz und Österreich darauf verweisen können, dass sie acht moderne Stadien haben – oder bald haben werden – bemängelten einige Rivalen die Grösse dieser Stadien als mögliche Schwäche der österreichisch-schweizerischen Kandidatur.

Diese Kritik kam insbesondere vom schottischen und vom irischen Team. Marketingdirektor John Henderson meinte: «Die Schweiz hat sehr kleine Stadien, zwei Schweizer Stadien hätten im Murrayfield Stadium (in Edinburgh) Platz.»

Helbling glaubt aber, dass die Grösse für das UEFA-Exekutivkomitee keine Rolle spielt.

«Ich bin nicht sicher, dass ein solcher Gigantismus wirklich das Beste ist für den Fussball», kontert Helbling. «Die Kapazität unserer Stadien ist genau so gross wie bei der Meisterschaft in Belgien und Holland 2000, auch da wurden insgesamt 1,2 Millionen Eintrittskarten verkauft. Und was genau so wichtig ist: Ich bin sicher, dass wir unsere Stadien bei jedem Spiel füllen können.

Wir liegen mitten in Europa und die erfolgreichen U-21-EM haben gezeigt, dass wir Fans aus dem ganzen Kontinent anziehen können, auch Fans aus den Immigrantengemeinschaften in der Schweiz.»

swissinfo, Mark Ledsom

Für die Fussball-EM liegen 7 Kandidaturen vor.
Das 14-köpfige UEFA-Exekutivkomitee entscheidet am 12.12.02 über den Austragungsort.

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