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Johanna Spyris Heidi lebt heute in Altersresidenz

Heidi Schwaller kann auf ein aussergewöhnliches Leben zurückblicken. EB-Stock

Alle Welt kennt Heidi, das Mädchen aus den Schweizer Alpen. Johanna Spyris rührende Geschichte basiert auf dem wahren Leben der 92-jährigen Heidi Schwaller. swissinfo hat sie aufgespürt.

Eben zurück von einer Geburtstagsparty einer ihrer Mitbewohnerinnen der luxuriösen Alterssiedlung Ruhetal, trinkt Schwaller im Garten ein Glas Champagner, während sie in den Erinnerungen vergangener Zeiten schwelgt.

«Bob Hope war ein äusserst charmanter und unterhaltender Gentleman. Er war sehr interessiert an der Schweiz, weil seine Grossmutter Schweizerin war. Wir waren über viele Jahre in Kontakt.»

Das ehemalige Alpenmädchen besitzt eine grosse Sammlung von Fotografien, auf denen sie zusammen mit internationalen Persönlichkeiten zu sehen ist, so auch im Trachtenkleid mit dem Sultan von Brunei.

Schwaller hatte in den 1950er-Jahren einen Sondervertrag als Geschichtenerzählerin am Hof der königlichen Familie von Brunei. «Ich ging dort jeweils für zwei Wochen im Jahr hin, um die Kinder zu unterhalten. Wir sprachen Französisch, aber ich lehrte sie auch lustige Sätze auf Schweizerdeutsch», sagt sie schmunzelnd.

Schwaller erinnert sich, wie sie die Schriftstellerin Spyri traf, als diese vor über 80 Jahren ihre Sommer in der Nähe des Bündner Dorfes Maienfeld verbrachte.

Spyri war von Heidi und ihrem Grossvater angetan und interessierte sich für das Wohl des Kindes. Sie kam sogar während eines Jahres, als die Zeiten hart waren, für Heidis Schulbücher auf.

«Vor allem erinnere ich mich an die schönen Kleider, die Frau Spyri trug. Sie kam aus Zürich, einer völlig anderen Welt. Sie kam uns oft besuchen und unterhielt sich gerne mit meinem Grossvater», erzählt Schwaller.

Heidi – ein «Brand»

Die Schwallers waren glücklich über das Erscheinen der Geschichte ihrer Tochter. Sie waren sich allerdings nicht bewusst, wie sehr das Buch ihr Leben verändern würde. Bald darauf wurde der Name Heidi weltbekannt.

«Grosspapi, wie ich ihn nannte, versuchte alles, um mich vor der Öffentlichkeit zu schützen, als ich jung war. So lehnte er zum Beispiel Anfragen von Zeitungen ab.»

«Sobald ich jedoch alt genug war, suchte ich das Berühmtsein und fand Gefallen daran. Heidi war ein enormer Erfolg und plötzlich standen mir die Tore zur High Society offen.»

Schwaller wurde geraten, einen Manager zu engagieren. Jürg Boschung, der diese Aufgabe übernahm, organisierte für sie Reisen, sie hatte Auftritte und genoss ihren Ruhm, der in den 1930er-Jahren seinen Höhepunkt erlebte.

Obwohl sie sich mit Peter, ihrem Gefährten aus der Kindheit, verlobte, überredete Boschung sie, diese Beziehung aufzulösen und ihre Ausbildung zu verbessern. Später heiratete sie ihren Manager, aber die Verbindung hielt nicht.

«Nach dem Krieg hat sich für mich Vieles geändert. Ich machte einen Schritt zurück in diesen Jahren. Ich wollte wieder in meine Heimat. Als der Krieg zu Ende war, war mein grösster Wunsch, mich in der Schweiz niederzulassen.»

Zurück zu Peter

Glücklicherweise hatte Peter Heidi nie aufgegeben. Die beiden legten in Maienfeld dann doch noch ihr Ehegelübde ab, wo sie ein schönes, neues Haus bauten und vier Kinder hatten.

«In den ersten Jahren waren wir glücklich. Wir hatten Geld und waren mit den Kindern beschäftigt. Nicht arbeiten zu müssen, tat Peter mit der Zeit jedoch nicht gut. Er begann zu trinken.»

Auch wenn das Paar die Ehe nicht auflöste, lebten die beiden die letzten 20 Jahre doch getrennt. Schwaller nahm nach Peters Tod im Jahr 1981 wieder ihren Mädchennamen an.

«Ich machte Gelegenheitsjobs, wie der Auftrag in Brunei. Meistens widmete ich mich jedoch meinen Grosskindern. Das war eine wunderschöne Zeit.»

In den letzten Jahren lieh Schwaller ihren Namen Heidi für karitative Zwecke, insbesondere für Sammlungen zugunsten von Kindern. Auch nimmt sie immer noch gern an Gala-Abenden teil.

Schwaller pflegt enge Kontakte zu ihrer Familie und zu ihrer Fangemeinde. Nichts geniesst sie jedoch mehr als die Spaziergänge im Garten von Ruhetal.

(Übertragung aus dem Englischen: Gaby Ochsenbein)

Dieser Artikel war der 1. April-Scherz 2008 auf swissinfo.ch

Heidi ist mit Abstand das beliebteste Werk der Schweizer Literatur.

Die deutsche Originalversion wurde in über 50 Sprachen übersetzt. Weltweit wurden über 50 Millionen Exemplare verkauft.

Heidis Geschichte wurde über ein Dutzend Mal verfilmt, so auch in der Shirley Temple-Version von 1937.


Johanna Spyris Roman Heidi erzählt die Geschichte eines Waisenmädchens, das im Alter von fünf Jahren auf Wunsch ihrer Tante beim Grossvater untergebracht wird. Die Heldin der Geschichte, Heidi Schwaller, ist mittlerweilen 92 Jahre alt und lebt in der Zentralschweiz.

Heidi verbringt drei Jahre zusammen mit ihrem Grossvater in einer Alphütte in den Schweizer Alpen. Trotz der ruppigen Art des Grossvaters verstehen sich die beiden gut. Heidi freundet sich auch mit dem Knaben Peter an, einem Ziegenhirten.

Eines Tages taucht die Tante wieder auf und nimmt Heidi mit nach Frankfurt. Dort soll sie Clara Gesellschaft leisten. Die Tochter eines reichen Geschäftsmannes ist an den Rollstuhl gefesselt.

Heidi ist in der fremden Stadt todunglücklich. Die Haushälterin, Frau Rottenmeier, ist mit dem Schweizer Mädchen streng. Zudem besteht jene darauf, sie Adelheid statt Heidi zu rufen.

Trotz der wachsenden Freundschaft mit Clara leidet Heidi schrecklich unter Heimweh und beginnt zu schlafwandeln. Schliesslich wird entschieden, sie wieder zu ihrem Grossvater zurückzuschicken.

Die beiden Mädchen bleiben in Kontakt und im Sommer kommt Clara zu Besuch in die Schweizer Alpen. Aus Eifersucht zerstört Peter ihren Rollstuhl. Als Folge davon lernt Clara wieder gehen.

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