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Jugendkriminalität nimmt zu

Die Zahl der Gewaltdelikte von Jugendlichen ist um 40% angestiegen. Keystone

Die Zahl der minderjährigen Straftäter in der Schweiz ist zwischen 1999 und 2003 um fast 10% gestiegen, meist wegen Diebstählen oder Drogenkonsums.

Laut dem Bundesamt für Statistik (BFS) wurden vorletztes Jahr 13’500 Kinder oder Jugendliche verurteilt, 1200 mehr als 1999.

Gemäss den jüngsten Zahlen des Bundesamtes für Statistik sprachen die Jugendanwaltschaften und -gerichte 2003 insgesamt 13’500 Urteile gegen Minderjährige zwischen sieben und 18 Jahren aus. Dies waren knapp zehn Prozent mehr als bei der ersten Erhebung im Jahr 1999.

Die Strafurteile erfolgten zum Grossteil wegen Vermögensdelikten oder Drogenkonsums. 44% der verurteilten Minderjährigen hatten sich eines Diebstahls schuldig gemacht oder Sachen beschädigt. Weitere 36% verstiessen gegen das Betäubungsmittelgesetz.

Mehr Gewaltdelikte

Stark zugenommen hat die Zahl der verurteilten Gewalttäter. Die Zahl der Urteile wegen Gewaltdelikten kletterte zwischen 1999 und 2003 um 40% auf 1729 Fälle. Damit gingen nunmehr 13% aller Verurteilungen auf Gewaltdelikte zurück. 1999 waren es erst 10% gewesen.

Grund für diese Zunahme sind vor allem mehr Urteile wegen Körperverletzungen, Tätlichkeiten oder Drohungen. Der Tatbestand der einfachen Körperverletzung etwa führte 2003 in 454 Fällen zu einem Urteil, fünf Jahre zuvor waren es nur 288 Fälle.

Unter dem Strich schliessen die Statistiker daraus, dass die Jugenddelinquenz nach wie vor durch leichte Straftaten dominiert wird. Schwerste Straftaten kämen in nur rund 120 Fällen pro Jahr vor, wobei jeder zweite eine Brandstiftung sei.

82% männlich

Der Blick auf Geschlecht, Alter und Herkunft der jugendlichen Täter zeigt, dass 82% der Verurteilten männlichen Geschlechts waren.

Widerlegt wird die gängige Meinung, die straffälligen Minderjährigen würden immer jünger. Die Zahl der Urteile gegen Kinder ging zurück, während jene der Urteile gegen Jugendliche im Alter von 15 bis und mit 17 Jahren um mehr als 1300 Fälle zunahm.

Keine markanten Änderungen gab es bei der Herkunft der Schuldigen: 61% hatten einen Schweizer Pass, etwa jeder dritte Urteilsspruch betraf einen Ausländer mit Wohnsitz in der Schweiz. 4% der Fälle gingen auf das Konto von Asylbewerbern.

Arbeitseinsätze oder Verweise

Bestraft wurden die Jugendlichen mehrheitlich mit Arbeitsleistungen und Verweisen. Knapp jeder dritte Täter musste mit einem Arbeitseinsatz Busse tun und weitere 27% der Verurteilten erhielten einen Verweis.

In 18% der Fälle liessen es die Richter bei einer Busse bewenden. Relativ selten blieben Einschliessungen: 306 Täter oder 2% aller Verurteilten wurden für eine gewisse Zeit eingeschlossen, in 857 Fällen galt diese Strafe bedingt.

swissinfo und Agenturen

13’500 Kinder oder Jugendliche wurden 2003 verurteilt; 1200 mehr als 1999.
Die Strafurteile erfolgten zum Grossteil wegen Diebstahl und Sachbeschädigung (44%) oder Drogenkonsums (36%).
13% aller Verurteilungen gingen auf Gewaltdelikte zurück.
82% der Verurteilten Jugendlichen waren männlichen Geschlechts.
61% der Urteile betrafen Schweizer, 32% Ausländer mit Wohnsitz in der Schweiz, 4% Asylbewerber.

Laut dem Bundesamt für Statistik (BFS) gibt die Jugendstrafurteils-Statistik, wie die polizeiliche Kriminalstatistik, nur bedingt das Kriminalitäts-Geschehen oder die Realität auf Verhaltens-Ebene wieder.

So wird ein Teil der strafbaren Handlungen nicht entdeckt oder nicht angezeigt («Dunkelziffer») und ein Teil der Fälle wird eingestellt oder auf informellem Weg erledigt.

Die Ergebnisse seien deshalb immer auch als Ausdruck vielfältiger Anwendungsweisen des Strafrechts zu interpretieren.

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