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Kinder lernen wieder lachen

Die Freude ist bei diesen Kindern zurückgekehrt. swissinfo.ch

Nach einer Naturkatastrophe wie dem Tsunami sind viele Kinder traumatisiert und verstört. Terre des hommes bietet professionelle Hilfe an.

Die Schweizer Kinderhilfsorganisation hat in Sri Lanka insgesamt 20 Spielzentren aufgebaut, die Kinder psychosozial betreuen. Ein Augenschein.

«Wir sind weggelaufen, so schnell wir konnten, dann nahmen wir einen Bus ins Landesinnere», erinnert sich die 13-jährige Thulisa an die Flutwelle vor einem Jahr. Erst am nächsten Tag kam sie zurück: «Es war schrecklich, unser schönes Dorf so zerstört zu sehen: Überall Schlamm.»

Ein Jahr nach dem Tsunami hat die junge Tamilin keine Probleme, über die Naturkatastrophe zu sprechen, die auch in ihrer Heimatprovinz Batticaola auf Sri Lanka Tod und Zerstörung brachte. 3000 Tote und 56’000 Obdachlose allein in dieser Region.

Auch lachen kann Thulisa wieder. Das war nicht immer so. In den ersten Wochen und Monaten nach dem Tsunami mochte Thulisa nicht über ihre Erfahrungen berichten – genauso wie Tausende anderer Kinder auf Sri Lanka.

Traumatische Erlebnisse verarbeiten

«Viele Kinder hatten Angst vor dem Wasser, sie wollten nicht einmal duschen. Sie suchten ständig den Schutz der Erwachsenen», erinnert sich Maïwen Abjean, die im Terre des hommes Kinderzentrum von Kaluthavalai an der Ostküste Sri Lankas, 20 Kilometer nördlich von Batticaloa, arbeitet. Die Kinder hatten Angst, der Tsunami könne jeden Moment zurückkehren.

Terre des hommes hat in den Bezirken Batticaola und Ampara insgesamt 20 Zentren ins Leben gerufen, die 4500 Kinder psychosozial begleiten. Nachmittags nach der Schule können die Kinder hier spielen oder gemeinsamen Aktivitäten nachgehen.

Es sind ausschliesslich lokale Arbeitskräfte, die unter der Supervision von Terre des hommes diese Arbeit machen. Dies ist aus sprachlichen Gründen nötig, aber auch um das nötige Vertrauen zu den Kindern aufzubauen.

Psychologische Blockaden

Viele psychologische Hindernisse müssen überwunden werden. In Sri Lanka ist es nicht üblich, über die eigenen Gefühle zu reden.

Im Prozess der psychosozialen Begleitung greifen die Animatoren daher zu Techniken, die innere Blockaden überwinden: Spiel, Sport und andere Aktivitäten. Bilder malen hilft häufig, Erlebtes zu verarbeiten.

Die langwierige Arbeit zeigt Erfolg: Thayanithi, ein Sozialarbeiter des Zentrums, ist der Ansicht, dass die Jungen und Mädchen inzwischen wieder «normale Kinder» geworden sind. «Sie leiden nicht mehr unter Depressionen», sagt Thayanithi.

Kinderschutz in der Familie

Die Kinderzentren können indes nur einen Teil der Normalität wieder herstellen. In vielen Familien, die seit dem Tsunami in Übergangslagern leben, sind Kinder Misshandlungen, Gewalt und Erniedrigungen ausgesetzt.

«Es gibt Probleme mit Missbrauch von Minderjährigen, Vergewaltigungen und selbst Verkauf von Kindern», sagt die Irin Ruth O’Connel, die die psychosoziale Arbeit von Terre des hommes auf Sri Lanka koordiniert.

Nach dem Tsunami hat laut O’Connel insbesondere das Alkoholproblem bei Erwachsenen zugenommen. Viele Erwachsene leiden unter ihrer Situation in den Übergangslagern ohne Erwerbstätigkeit. Diese Frustration bekommen auch die Kinder zu spüren. Terre des hommes hat nur sehr beschränkte Mittel, in diesen Situationen einzugreifen.

swissinfo, Gerhard Lob, Kaluthavalai, Sri Lanka

Tsunami-Flutwelle: 26.Dezember 2004

Terre des hommes hilft traumatisierten Kindern, die Erlebnisse zu verarbeiten.

Die Hilfsorganisation hat im letzten Jahr 20 Spielzentren für 4500 Kinder an der Ostküste Sri Lankas aufgebaut.

Mehr als 100 Mitarbeiter arbeiten für Terre des hommes auf Sri Lanka.

Dazu kommen100 lokale Animatoren für die Kinderzentren.

Alter der Kinder: 5 bis 17 Jahre.

Die Schweizer Kinderhilfsorganisation Terre des hommes (Tdh) mit Sitz in Lausanne hilft in 30 Ländern. In Sri Lanka ist Tdh seit 27 Jahren aktiv.

Nach dem Tsunami nahm Terre des hommes in den Bezirken Batticaloa und Ampara an der Ostküste Sri Lankas die psychosoziale Betreuung von 4500 Kindern in 20 Spielzentren auf. Zuvor betreute Tdh bereits vom Bürgerkrieg traumatisierte Kinder.

Das Gesamtbudget für die psychosoziale Betreuung von Kindern sowie sanitarische und medizinische Nothilfe in Sri Lanka beträgt 6,2 Mio. Franken. Diese Programme werden zum Grossteil von der Glückskette, vom Bund (DEZA) und weiteren Grossspendern finanziert.

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