Kinderarzt wehrt sich für Spitäler in Kambodscha
Der Streit um die vom Bund blockierten 2,75 Mio. Franken für die Spitäler eines Schweizer Arztes in Kambodscha geht weiter.
In einem offenen Brief reagiert Kinderarzt Beat Richner auf die Vorwürfe der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA).
Der Bund hatte Beat Richner für sein Entwicklungsprogramm – Richner betreibt mehrere Kinderspitäler in Kambodscha – für das laufende Jahr eigentlich 2,75 Millionen Franken zugesprochen, zehn Prozent mehr als im Vorjahr. Doch die DEZA verweigert ihm gegenwärtig den Zugriff auf das Geld.
Bei einer Evaluation im vergangenen Jahr sei festgestellt worden, dass keine vertragliche Regelung zwischen der kambodschanischen Regierung und Richners Spitälern bestehe, erklärte DEZA-Chef Walter Fust in einem am Mittwoch veröffentlichten Interview der Zeitung «Blick».
Ohne solche Verträge könne die Schweiz die Arbeit des Kinderarztes nicht unterstützen, sagte DEZA-Sprecher Harry Sivec gegenüber swissinfo. «Die Spitäler müssen in das lokale oder regionale Gesundheitswesen in Kambodscha integriert werden.»
Richner verteidigt sich
In einem am Donnerstag im «Blick» publizierten offenen Brief an die Schweizer Aussenministerin Micheline Calmy-Rey nimmt Richner nun Stellung zu den erhobenen Vorwürfen.
«Die Forderung nach einem Vertrag ist nicht rechtens», schreibt der Kinderarzt. Der Bund könne eine Stiftung nicht nötigen, mit irgend einer Regierung Verträge abzuschliessen.
Kambodscha habe seit dem 28. Juli 2003 keine Regierung, insofern dränge sich die Frage auf, mit wem überhaupt ein Vertrag geschlossen werden müsste, so Richner weiter.
Korruptionsvorwürfe
Die Korruption in Kambodscha verunmögliche Vertragsabschlüsse mit der dortigen Regierung, schreibt Richner. «Das Gesundheitsministerium ist korrupt, es hält sich nicht an Verträge.» Für den Schweizer Arzt kommt die Forderung der DEZA einer «bürokratischen Schikane» gleich.
DEZA-Chef Walter Fust betonte indessen, dass von der Schweizer Regierung unterstützte Projekte gewisse Kriterien erfüllen müssten.
«Alle von der DEZA unterstützten Projekte in der ganzen Welt halten sich an die Spielregeln, nur jene von Richner nicht», sagte Fust. «Wir dürfen keine Steuergelder für Projekte verwenden, deren längerfristige Existenz nicht rechtlich gesichert ist.»
«Schweizer des Jahres»
Anfang 2003 war Beat Richner wegen seiner Kinderspital-Projekte in Kambodscha vom Deutschschweizer Fernsehpublikum zum «Schweizer des Jahres» ernannt worden.
Ein Jahr später erkor ihn das Fernsehpublikum – diesmal auch jenes in der französisch- und italienischsprachigen Schweiz – erneut zum «Schweizer des Jahres», allerdings ex-aequo mit Roger Federer und Micheline Calmy-Rey.
Die Spitäler sowie eine Entbindungsstation für Aids-Patientinnen werden hauptsächlich durch private Schenkungen finanziert.
Die Gelder beschafft sich «Beatocello» Richner als Cellist. Zweimal im Jahr gibt er in der Schweiz Konzerte, die in den letzten zehn Jahren über 125 Millionen Franken – hauptsächlich von Schweizer Gönnern – einbrachten.
1993 hatte Richner sein erstes Spital in Kambodscha eröffnet. Für ein neues Kinderspital braucht Richner nach eigenen Angaben bis Ende August 20 Millionen Franken.
swissinfo, Elizabeth Meen und Agenturen
DEZA blockiert 2,75 Mio. Fr.
In den letzten 10 Jahren erhielt Richner über 125 Mio. Fr. Gönner-Beiträge
Bis Ende August braucht Richner 20 Mio. Fr. für ein neues Kinderspital
90% der Spendengelder für die Spitäler vorwiegend aus der Schweiz
8% bis anhin von der DEZA und 2% von Kambodscha
Die Deza hat ihrem Vertragspartner Beat Richner den jährlichen Unterstützungsbeitrag von 2,75 Mio. Franken für dessen Spital-Projekte in Kambodscha blockiert.
Der Entscheid wird mit einem fehlenden Vertrag zwischen dem Arzt Richner und der kambodschanischen Regierung begründet. Richner weht sich gegen die Vorwürfe.
In Übereinstimmung mit den JTI-Standards
Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!
Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch