Kinderhandel und Strassenkinder in Nepal
Die zunehmende Armut in Nepal zwingt viele Familien dazu, ihre eigenen Kinder auf Arbeitssuche zu schicken, an Arbeitsagenten zu verkaufen oder ihre Töchter früh zu verheiraten.
Der Anteil der Kinderarbeiter in Nepal ist in den letzten Jahren auf über 40% gestiegen.
In Nepal beginnen bis zu 300’000 Kinder bereits im Alter zwischen 6 und 8 Jahren zu arbeiten, die meisten als Knechte in der Landwirtschaft oder als Haushaltshilfen.
Abgesehen davon, dass die Arbeit streng und beschwerlich ist, verdienen sie wenig bis gar nichts. Rund 1,7 Mio. Kinderarbeiter fristen in Nepal ihr Dasein, indem sie ihre Eltern auf dem Land oder in der Stadt unterstützen müssen.
127’000 Kinder arbeiten gar unter extrem ausbeuterischen und gefährlichen Arbeitsbedingungen. Zwischen 12 und 14 Stunden täglich müssen die Kinderarbeiter in der Regel schuften.
Kinderarbeiter – Strassenkind – Prostitution
Viele dieser Kinder versuchen, aus diesen Verhältnissen auszubrechen, und landen als Strassenkinder in Kathmandu und Pokhera, wo sie ihren Lebensunterhalt bei Touristen erbetteln.
Ihre Zahl ist von 500 im Jahr 1990 auf 5’500 im Jahr 2004 gestiegen. Diese Zahlen scheinen sich dramatisch weiterzuentwickeln.
So nimmt denn auch der Mädchenhandel in Nepal selbst dramatisch zu. 20% aller Prostituierten in Nepal sind zwischen 12 und 15 Jahren alt. Gemäss Schätzungen werden zudem jedes Jahr mehr als 12’000 Mädchen über die Landesgrenzen hinweg nach Indien in Bordelle verkauft.
Schicksal der Opfer
Über die Opfer des Kinderhandels weiss man nur sehr wenig. Terre des hommes führt deshalb auch in Südasien erstmals eine Untersuchung durch. Befragt werden Opfer von Menschenhandel, Bordellbesitzerinnen, Freier und Sozialarbeiter in einigen Bordellbezirken Indiens.
Gemäss ersten Ergebnissen landete keines der Mädchen freiwillig in diesen Bordellen. Praktisch alle leben dort in Schuldknechtschaft, da sie von Mädchenhändlern verkauft wurden.
In den Bordellen müssen sie während vieler Jahre ihre «Schuld abarbeiten». Sie werden erst davon befreit, wenn sie «verbraucht» sind. Viele sterben an HIV/AIDS.
Inoffizielle Schätzungen sprechen bereits von 48’000 Kindern in Nepal, die an AIDS erkrankt sind. Die Zahl scheint zuzunehmen.
swissinfo, Terre des hommes
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