Kobi der Kühne

Der Coach der Schweizer Fussball-Nati, Köbi Kuhn, wird mit leicht geändertem Namen zur Comic-Figur und muss den Fussball retten.
Die Macher Beni Eppenberger und Elio Pellin liefern eine Geschichte, die vom Leser, von der Leserin, profunde Kenntnisse der Schweizer Fussballszene in all ihren Schattierungen voraussetzt.
Die Idee dürfte am Stammtisch oder in der In-Bar entstanden sein. Nach einigen Drinks kann bei der Diskussion um unseren Coach der Fussball-Nationalmannschaft schon aus Köbi Kuhn Kobi Kühn werden.
Der Weg ist dann nicht mehr weit zu Karl dem Kühnen, einer viel zitierten Gestalt der Schweizer Geschichte im ausgehenden Mittelalter. Karl der Kühne hat als Herzog von Burgund drei Schlachten gegen die alten Eidgenossen verloren. Trotzdem – oder wohl deswegen – ist er uns bekannter geblieben als die Namen der Sieger.
Bei Kobi Kühn alias Köbi Kuhn ist es ähnlich. Er war Aktiver der Fussball-Nationalmannschaft in einer Zeit, die als «Ära der ehrenvollen Niederlagen» in die Fussballgeschichte einging.
An das und andere Ereignisse rund um den Schweizer Fussball mögen die Autoren gedacht haben, als sie «Die spannenden und höchst seltsamen Abenteuer des Kobi Kühn» in Buchform gossen.
Kobi versus TOTO MATTO
Denn die Geschichte beginnt damit, dass Kobi Kühn ein Fussballtrainer ist, wie viele andere auch. Er war erfolgreich, qualifizierte sich für die EM 2004 und WM 2006. Auch 2008 ist die Schweiz dabei, weil sie in diesem Jahr zusammen mit Österreich Gastgeberin der EM ist.
Köbi, eh Kobi gab gar das Ziel Europameister 2008 bekannt. Das passt nicht zu ihm, denn er ist eher bescheiden und wurde so zum Schweizer des Jahres 2006. «Kobi Kühn war nicht als grosser Denker bekannt, aber er machte sich schon seine Gedanken», lesen wir im Comic.
Doch der böse TOTO MATTO macht sich auf und will den Fussball zerstören. «Immer nur Fussball jahraus, jahrein – auf allen Kanälen», sagt TOTO MATTO und will das ändern.
Und nun geht es Schlag auf Schlag. Es werden Episoden wie Kobis Werbung für den Stromkonzern Apox (richtger Name Axpo) karikiert, und es tauchen zahlreiche Figuren aus Sport und Politik auf. Auf der Umschlagseite bezeugt der Fussballexperte Günter N. dem Büchlein gar Charakter. Es gibt auch zahlreiche Anspielungen aus Comic-Welt und Literatur.
Für Kenner der Szene
All dies bedingt, dass sich Leser und Leserin in der Fussballszene einst und heute und ihrem weiten Umfeld auskennen. Sonst verfehlen die Anspielungen ihre Wirkung.
Texter Elio Pellin gegenüber swissinfo: «Das Büchlein richtet sich an den geistig beweglichen Fussball- und Comic-Fan. Oder den, der es werden will.»
Das beginnt schon beim Bösewicht TOTO MATTO. Wer nicht weiss, was im Schweizer Fussball-Stadion ein Totomat ist oder war, kann mit dem Bösewicht wenig anfangen.
Wie der Kampf Kobi Kühn gegen den Vernichter des Fussballs ausgeht, sei hier natürlich nicht verraten. Nur so viel: Den finalen Niederschlag erhält Kühn nicht vom Totomaten, sondern von der Stimme des Fernsehreporters Sascha Ruefer. Das immerhin ist nachvollziehbar.
Pädagogisch wertvoller Anhang
Die Abenteuer des Kobi Kühn werden vom Verlag Scharfe Stiefel als «Genre des Superheldencomics» bezeichnet.
Die Zeichnungen im 50-Seiten-Buch kommen ohne Sprechblasen aus. Auf der linken Seite wird die Geschichte erzählt, rechts stehen die Zeichnungen. Alles erinnert etwas an das gute alte Globibuch.
Die sechs Zeichnungen pro Seite sind numeriert und können von den Kindern der Käuferinnen und Käufer mit Filzstift problemlos angemalt werden.
Das ist sogar erwünscht. Denn am Schluss findet sich ein «pädagogisch wertvoller Anhang» für die Unter-, Ober- und Gymnasialstufe. Die Oberstufe zum Beispiel wird aufgefordert, sämtliche «dänischen Biermarken, die du kennst» aufzuzählen.
swissinfo, Urs Maurer
Erschienen im Verlag Scharfe Stiefel, Zürich und Bern. Der Verlag ist mehr ein Label, das je nach Projekt in unterschiedlichen Konstellationen benutzt wird.
«Die spannenden und höchst seltsamen Abenteuer des Kobi Kühn» wurden von Beni Eppenberger (Zeichnungen) & Elio Pellin (Text) gestaltet.
Diese Autoren sind auch für den Comic «Der kleine Bundespräsident» verantwortlich. Er nimmt den Schweizer Verteidigungsminister Samuel Schmid in der Art des Kleinen Prinzen von Antoine De Saint-Exupery aufs Korn.
Name: Kuhn Vorname: Jakob «Köbi»
Geburtsdatum: 12. Oktober 1943
Zivilstand: Verheiratet seit 1965 mit Alice, eine Tochter (Viviane, 30)
Nationalität: Schweizer
Karriere als Spieler:
1954 – 1959: FC Wiedikon
1960 – 1977: FC Zürich
Karriere als Trainer:
1983 – 1984: zweimal Interims-Trainer beim FCZ als Nachfolger von Max Merkel bzw. Hans Kodric
1991 – 1995: Junioren-Trainer beim FCZ
1995: Assistent von Raimondo Ponte beim FCZ
1996 – 2001: Nachwuchstrainer beim Schweizerischen Fussballverband SFV (zuletzt seit 1998 U21)
Seit 10.6.01: Schweizer Nationalcoach
Erfolge als Spieler:
6x Meister mit dem FCZ (1963/1966/1968/1974/1975/1976)
5x Cupsieger mit dem FCZ (1966/1970/1972/1973/1976)
2x Double-Gewinner mit dem FCZ (1966/1976)
2x Meistercup-Halbfinal mit dem FCZ (1964/1977)
64 Länderspiele (WM-Teilnahme 1966), 5 Tore
Erfolge als Trainer: EM-Fünfter mit U18 (1997)
Leader Gruppe 1 mit U21 in der EM-Qualifikation 2002

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