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Krebsrisiko ist bei Übergewichtigen höher

Wer die Waage ans Limit treibt, könnte ein höheres Krebsrisiko haben. RDB

Das Risiko, an Krebs zu erkranken, kann stark vom eigenen Gewicht abhängen. Dies sagt eine Studie von Wissenschaftern der Universität Bern.

Die Forscher zeigen aber auch, dass ein hoher Body Mass Index (BMI) nicht nur das Risiko erhöht, sondern dass übergewichtige Frauen und Männer unterschiedlich reagieren.

Der Body Mass Index ergibt sich aus dem Gewicht geteilt durch die Grösse im Quadrat. Wenn diese Zahl über 25 ist, bedeutet dies Übergewicht.

Die Forscher aus Bern und ihre Kollegen von der Universität Manchester haben über 140 wissenschaftliche Artikel geprüft, die während den letzten 40 Jahren das Verhältnis von BMI und gewissen Krebsarten untersucht haben.

Die Resultate zeigten, dass ein Zuwachs von fünf Punkten beim BMI zu einem klaren Anstieg der Fälle von Darm-, Schilddrüsen-, Nieren- und Speiseröhrenkrebs führte.

«Wenn der BMI bei Männern um fünf Punkte zunimmt, steigt ihre Chance um 24 Prozent, an Darmkrebs zu erkranken», sagt Epidemiologe Marcel Zwahlen, einer der Autoren der Studie, gegenüber swissinfo. «Weitere fünf Punkte bedeuten einen Anstieg um fast 50 Prozent.»

Geschlechtsunterschiede

Die Berner Studie, die im Fachjournal «The Lancet» erschienen ist, hat Neuland beschritten, indem sie auch den Unterschied zwischen den Geschlechtern untersucht hat. Denn übergewichtige Männer und Frauen haben nicht das gleiche Krebsrisiko.

Frauen erkranken eher an Brustkrebs, aber auch an Gallenblasen- oder Bauchspeicheldrüsenkrebs. Übergewichtige Männer leiden vermehrt an Hautmelanomen oder Darmkrebs, eine der häufigsten Krebsarten.

«Beim Darmkrebs stellen wir einen grossen Unterschied zwischen Männern und Frauen fest, mit einem viel höheren Risiko bei den Männern», sagt Zwahlen.

«Es leuchtet ein, dass dort ein wirklicher Unterschied besteht, weil Frauen und Männer andere hormonelle und insuline Systeme haben.» Doch es gebe keine Garantie, dass nur die Natur allein der Grund für diese Unterschiede sei.

«Kann man Zahlen von Frauen glauben, die einen geringeren Zusammenhang zwischen Krebs und BMI zeigen?», fragt Zwahlen. «Frauen sind nicht immer ganz ehrlich, wenn es um ihr Gewicht geht.»

Geografische Unterschiede

Neben den Unterschieden zwischen Frauen und Männern untersuchten die Wissenschafter auch, ob die Herkunft der Daten eine Rolle spielt. Sie teilten dafür die Fachartikel in drei Zonen auf: Nordamerika, Europa und Australien sowie Asien-Pazifik.

Doch die Forscher fanden keine signifikanten Unterschiede zwischen diesen Zonen. Zwahlen ist nicht erstaunt, denn die menschliche Biologie variiere sehr wenig zwischen verschiedenen Orten auf der Welt.

Einzig beim Brustkrebs fanden sie einen Unterschied. «Im asiatisch-pazifischen Raum war ein grösserer Zusammenhang festzustellen. Was die Ursache ist, muss noch genauer untersucht werden», sagt Zwahlen.

Die Studie untersuchte auch Lebenswandel-Faktoren wie etwa Rauchen, Diäten oder körperliche Aktivitäten. Doch sie fanden nur kleine Unterschiede zwischen Artikeln, welche diese Faktoren genauer angeschaut und solchen, die diese ignoriert hatten.

Die Autoren wollen nun in einem nächsten Schritt zu verstehen versuchen, wie der BMI das Krebsrisiko beeinflusst. Eine Erklärung, die sich aus den Daten dieser Studie nicht ablesen lässt.

swissinfo, Scott Capper
(Übertragung aus dem Englischen: Christian Raaflaub)

Der Body Mass Index (Körper-Massen-Index) berechnet die Körpermasse, nicht die Fettmasse eines Menschen. Mit zunehmender Körpermasse steigt aber auch die Fettmasse.

Der BMI ist oft umstritten, weil er häufig für die medizinische Diagnose benutzt wird, obwohl er nur zur Klassifizierung häufig sitzender Personen mit normalem Körperbau eingeführt wurde.

Für diese entspricht ein BMI zwischen 18,5 und 25 dem Idealgewicht. Ein BMI unter 18,5 bedeutet Untergewicht, während eine höhere Zahl als 25 Übergewicht bedeutet.

Ein BMI unter 17,5 könnte ein Hinweis auf Magersucht oder eine ähnliche Störung sein. Über 30 ist stark und über 40 krankhaft übergewichtig.

Nach den Herz- und Gefässkrankheiten ist Krebs die zweithöchste Todesursache in der Schweiz: 28% der Männer und 22% der Frauen sterben an dieser Krankheit.

Jedes Jahr werden 31’000 neue Krebsfälle gemeldet, und 15’000 Personen sterben an Krebs.

Weltweit sterben jährlich 11 Millionen Menschen an der Krankheit (12,5% der Todesfälle).

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