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Leidenschaft als Schlüssel für Euro 2008

In Portugal wurde ein hoher Standard gesetzt - die Schweiz wird ihn übertreffen müssen. Keystone

Portugal hat einen hohen Standard gesetzt. Daran werden sich die Schweiz und Österreich messen müssen, wo die nächste Fussball-Europa-Meisterschaft im Jahre 2008 stattfinden wird.

swissinfo sprach mit Turnierdirektor Christian Mutschler über die Herausforderungen.

Am Tag nach dem überraschenden Sieg der Griechen gegen die Portugiesen war die Schweizer Presse voller Lob über die Europa-Meisterschaft (EM). Das Massenblatt «Blick» kürte den Anlass sogar zur besten EM aller Zeiten. Mutschler, seit letztem Jahr Turnierdirektor für Euro 2008, glaubt, dass der Schlüssel zum Erfolg die Leidenschaft ist.

swissinfo: Die Europa-Meisterschaft 2004 ist gerade zu Ende gegangen, was ist ihr Urteil?

Christian Mutschler: Es war ein fantastisches Turnier. Die Leute in Portugal, die Union der Europäischen Fussballverbände (UEFA), die Regierung, die Polizei und alle Freiwilligen haben grossartige Arbeit geleistet.

swissinfo: Könnte noch etwas verbessert werden?

C.M.: Man kann Dinge immer noch besser machen, aber der Standard, der in Portugal gesetzt wurde, ist ziemlich hoch. Details wie die Signalisation könnten vielleicht noch verbessert werden.

swissinfo: Sie haben noch vier Jahre, um Euro 2008 vorzubereiten. Was haben Sie von den Portugiesen gelernt?

C.M.: Am beeindruckendsten war die Leidenschaft aller Beteiligten. Diese Leute haben während der Vorbereitungen ihr Bestes gegeben. Ich denke, solchen Einsatz brauchen wir in der Schweiz und in Österreich.

swissinfo: Glauben Sie, dass es diese Leidenschaft in der Schweiz und in Österreich gibt?

C.M.: Ich bin mir sicher. Die Organisation läuft seit dem vergangenen September. Wir zielen darauf ab, dass alle unsere Partner soviel Einsatz zeigen, dass die Meisterschaft ein Erfolg werden wird. Ich glaube auch, dass die Schweizer diese Leidenschaft entwickeln werden und das Meisterschafts-Fieber ausbrechen wird.

swissinfo: Die Sicherheit bei solchen Anlässen ist eines der grössten Anliegen, entweder wegen möglicher Terror-Anschläge oder wegen Hooligans. Sind Sie vom Ansatz in Portugal überzeugt?

C.M.: Die Regierung und die Polizei haben hervorragende Arbeit geleistet. Dass sich die Polizei diskret im Hintergrund gehalten hat, war sicher mit ein Grund, dass die Situation unter Kontrolle geblieben ist.

Man fühlte sich immer sicher, weil man wusste, dass die Polizei da ist. Es war einer der grössten Erfolge, dass die Fans der verschiedenen Länder zusammen zum und vom Stadion gegangen sind.

swissinfo: Auf welche Anliegen müssen sich die Organisatoren der Euro 2008 besonders eingehen?

C.M.: Unsere Stadien sind schön, spiegeln aber die kleine Grösse unseres Landes. Wir müssen auch ein Auge auf die Produkte und Dienstleistungen haben, welche wir verkaufen. Persönlich sähe ich beispielsweise gerne spezielle Kombi-Billette, welche den Fans die Benutzung von Verkehrsmitteln ohne zusätzliche Fahrscheine erlauben würde.

swissinfo: Bisher ist in der Schweiz nur wenig Begeisterung für die EM 2008 spürbar. Kommt der Enthusiasmus noch?

C.M.: Wenn man zwei Jahre zurückschaut auf die Europa-Meisterschaften der unter 21-Jährigen, da kamen auch Leute an die Spiele und feierten diesen viel kleineren Anlass.

Vielleicht braucht es in der Schweiz ein bisschen länger, um die Passion aufzubauen, dieses Festgefühl. Aber ich bin sicher, dass die Schweizer wissen, wie man feiert.

swissinfo: Das blockierte Stadion-Projekt in Zürich zeigt, dass nicht alle begeistert sind, dass die EM 2008 im eigenen Hinterhof ausgetragen wird. Kommen da nicht noch viele Probleme auf Sie zu?

C.M.: Ich habe von niemandem in Zürich gehört, der gegen die Meisterschaften oder gegen Fussball wäre. Vielleicht sind es persönliche Einwände gegen den Verkehr oder die Abgase, aber wir müssen diese Anliegen ernst nehmen und mit den Betroffenen reden. Sie haben das Recht, Einwände zu erheben.

Wir sollten aber auch sehen, dass diese Meisterschaften nur einmal in den nächsten 100 Jahren in der Schweiz stattfinden werden. Darum sollten wir alle ein bisschen offener und aufgeschlossenerer der Euro 2008 entgegen stehen. Wir müssen zeigen, dass die Schweiz willens und fähig ist, diesen Anlass zu beherbergen.

swissinfo: Sollte das Stadion in Zürich nicht gebaut werden können, welche Alternative planen Sie?

C.M.: Wir haben vergangene Woche mit der Stadtregierung gesprochen und positive Signale erhalten, dass die Euro 2008 in Zürich stattfinden wird. Alternativen sind im Gespräch, aber bisher halten wir an Zürich als Austragungsort fest.

swissinfo-Interview: Scott Capper
(Aus dem Englischen von Philippe Kropf)

Im Dezember 2002 wurden Österreich und die Schweiz als Austragungsort für die EM 2008 bestimmt.

In jedem Land soll es vier Stadien geben. Basel, Bern, Genf und Zürich in der Schweiz und Innsbruck, Klagenfurt, Salzburg und Wien in Österreich.

Der Stadionbau in Zürich ist jedoch wegen Einsprachen von Einwohnern vorerst blockiert.

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