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Marcel Ospel verzichtet auf Millionen

Keystone

Bei der Schweizer Grossbank UBS verzichten drei ehemalige Verwaltungsräte auf insgesamt 33 Millionen Franken ihrer umstrittenen Saläre und Ansprüche: Ex-Präsident Marcel Ospel, Ex-Vizepräsident Stephan Haeringer und der ehemalige Finanzchef Marco Suter.

Die öffentliche Empörung zeigt Wirkung: Ein Teil des ehemaligen UBS-Verwaltungsrats verzichtet auf seinen umstrittenen Millionen-Lohn.

Einen Anfang gemacht hatte Anfang November der ehemaliger CEO, Peter Wuffli. Er zahlt 12 Mio. Franken zurück.

Von der jetzt erklärten Gesamtsumme von 33 Mio. Franken trage der ehemalige VR-Präsident Ospel mehr als zwei Drittel, teilten die drei Ex-Manager am Dienstag mit.

Dabei handle es sich um Ansprüche, die die drei ehemaligen vollamtlichen Verwaltungsräte bereits bekommen oder gemäss Vertrag noch zugute hätten, sagte der gemeinsame Sprecher Jörg Denzler.

Die drei Ex-Verwaltungsräte würden einen «namhaften Betrag» an die UBS zurückzahlen. Die Übereinkunft sei diesen Dienstag unterzeichnet worden.

«Keinerlei Schuldeingeständnis»

«Mit ihrem Verzicht wollen Marcel Ospel, Stephan Haeringer und Marco Suter deutlich machen, dass sie sich der Realität stellen», so Denzler. «Sie sind sich bewusst, dass sie mit heutigem Wissen verschiedene Entscheide anders fällen würden.» Der Verzicht erfolge freiwillig und bedeute keinerlei Schuldeingeständnis im rechtlichen Sinne.

«Spätestens mit dem Engagement des Bundes war mir klar, dass von meiner Seite substantielles Handeln gefordert ist», wurde Ospel im Communiqué zitiert. «Für mich ist die heutige Lösung richtig. Ich hoffe, dass ich damit einen Beitrag zur Bewältigung einer für mich bis vor kurzem unvorstellbaren Situation leisten kann.»

Haeringer und Suter betonten: «Es stand für uns von Anfang an ausser Frage, dass wir uns auch in dieser schwierigen Situation solidarisch untereinander und loyal gegenüber der UBS verhalten.»

Denn sie beide hätten ja zusammen mit Ospel als vollamtliche Verwaltungsräte über Jahre die Strategie der UBS mitgestaltet.

Folgen noch weitere?

«Wir begrüssen diese Entscheidung und danken ihnen dafür», sagte UBS-Sprecherin Rebeca Garcia. Der Verzichtsentscheid von Ospel, Haeringer und Suter sei ein Ergebnis von Gesprächen, die UBS-Verwaltungsratspräsident Peter Kurer im Hinblick auf freiwillige Rückzahlungen führe.

Die Gespräche würden fortgesetzt. «Wir werden sehen, ob weitere Personen dem Beispiel folgen», sagte Garcia.

Reaktionen

Für die Schweizerische Bankiervereinigung ist der Entscheid der drei früheren UBS-Exponenten sicher zu respektieren. Er zeige auch, dass sie verantwortungsvoll handelten, sagte Sprecher Thomas Sutter.

Der Schaffhauser Unternehmer Thomas Minder findet den Verzicht der drei UBS-Führungsleute «grundsätzlich positiv, aber nichts als ein Tropfen auf den heissen Stein».

Minder, Urheber der «Initiative gegen Abzockerei», rechnet vor, dass die UBS zwischen 2004 und 2007 immerhin 650 Millionen variable Lohnbestandteile auf Stufe Verwaltungsrat und Geschäftsleitung geleistet habe: «Das bedeutet, das bisher keine 5% zurückbezahlt worden sind.»

Bezug zur Aktienrechtsreform

Die Schweizerische Volkspartei (SVP) hat nach der Verzichtserklärung erneut auf eine rasche Umsetzung der Aktienrechtsreform gedrängt. Diese Massnahme führe zu mehr Transparenz in Entlöhnungs- und Bonusfragen, sagte SVP-Sprecher Alain Hauert. Zum Verzicht von Ospel, Haeringer und Suter direkt nahm er keine Stellung.

Der Kaufmännische Verband Schweiz (KV Schweiz) hat mit Genugtuung auf den Bonusverzicht der früheren UBS-Topmanager reagiert. Damit werde ein längst überfälliger Schritt gemacht, der mithelfe, das Vertrauen in die UBS wieder herzustellen – auch wenn der Entscheid aufgrund des grossen öffentlichen Druckes gefällt wurde.

Auch der Schweizerische Gewerkschaftsbund (SGB) reagiert positiv auf den Verzicht – dies geschehe jedoch nur auf den monatelangen Druck der Öffentlichkeit und der Medien hin.

Weil das Boni-System immer intransparent gewesen sei, sei es schwer zu sagen, ob der Betrag, auf den verzichtet wurde, genügend hoch ist. «Vermutlich ist er das aber nicht», sagt SGB-Sprecher Pietro Cavadini.

swissinfo und Agenturen

Die Sozialdemokratische Partei SP ist seit kurzem Aktionärin der UBS.

Sie hat in den letzten Tagen eine Aktie der in der Krise steckenden Grossbank gekauft.

Dank ihres bescheidenen Portfolios kann die Partei nun die Generalversammlung der Bank als Podium nutzen.

Im Namen der SP in die Rednerliste der ausseroderentlichen UBS-GV in Luzern eintragen wird sich Parteipräsident Christian Levrat.

Levrat wird die Frage aufwerfen, inwiefern das einstige UBS-Management zur Verantwortung gezogen werde könne für die derzeitge Lage der Bank. Eine Klage werde geprüft.

Bei der Zürcher Staatsanwaltschaft ist am Dienstag eine Strafanzeige gegen die UBS wegen Verletzung des Bangeheimnisses eingegangen.

Die Anzeige steht im Zusammenhang mit dem Gesuch um Amtshilfe der US-Behörden, welche von der UBS Daten von amerikanischen Steuersündern will.

Eingereicht wurde die Strafanzeige laut der Internetplattform «NZZ online» von einem Zürcher Anwaltsbüro im Auftrag eines amerikanischen Klienten.

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