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Micheline Calmy-Rey besucht Darfur-Flüchtlinge

Sudanesische Flüchtlingsfrau, nachdem sie die rettende Grenze zu Tschad überschritten hat. Keystone Archive

Auf ihrer Afrika-Reise hat sich die Bundespräsidentin am Sonntag im Tschad ein Bild der Lage der Flüchtlinge aus der sudanesischen Provinz Darfur gemacht. Sie besuchte das Lager Iridimi im Osten des Landes.

Die Schweiz beteiligt sich mit 3 bis 4 Millionen Franken jährlich an der humanitären Hilfe in den Lagern, die rund 380’000 Flüchtlinge und Vertriebene aufnehmen.

Nach einem herzlichen Empfang durch die Menschen im Lager nordöstlich der tschadischen Stadt Abéché hörte sich die Aussenministerin die Anliegen der sudanesischen Flüchtlinge an. Sorge bereitet diesen unter anderm die Gewalt ausserhalb des Camps, aber auch der Wassermangel.

Calmy-Rey sagte den Menschen die Solidarität der Schweiz zu. Die Schweiz habe ein Interesse an der Sicherheit der Flüchtlinge und der Stabilität der Region. Hier begangene Menschenrechtsverletzungen würden auch die Schweiz betreffen.

Hohe Sicherheitsvorkehrungen

Für den Besuch von Calmy-Rey waren hohe Sicherheitsvorkehrungen getroffen worden. Der Konvoi wurde von der Landepiste bis zum Camp von mehreren Dutzend bewaffneten Soldaten begleitet. An dem Besuch nahmen auch der Direktor für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA), Walter Fust, sowie tschadische Regierungsvertreter teil.

In Iridimi haben über 17’000 Flüchtlinge vor dem Bürgerkrieg in Darfur Schutz gesucht. Die meisten von ihnen harren schon seit mehr als vier Jahren in dem kargen Wüstengebiet aus.

Ihr Überleben hängt von internationaler Unterstützung ab. Die Schweiz beteiligt sich mit 3 bis 4 Mio. Franken an der humanitären Hilfe für Flüchtlinge und Vertriebene im Osten des Landes.

Seit dem Ausbruch der Kämpfe in der sudanesischen Provinz Darfur im Jahr 2003 sind 230’000 Menschen in den Tschad geflohen. Sie leben in einem Dutzend Lager entlang der Grenze.

Belastung für Bevölkerung

Zu den sudanesischen Flüchtlingen kommen rund 150’000 Vertriebene aus dem Tschad selbst, die vor Kämpfen zwischen Milizen und der Armee aus ihren Dörfern in das Gebiet geflüchtet sind. Die vielen Flüchtlinge sind eine enorme Belastung für die dort ansässige Bevölkerung, die selber kaum genug zum Überleben hat.

Nach dem Besuch des Flüchtlingslagers schaute sich die Schweizer Aussenministerin in der nahe gelegenen Ortschaft Biltin Entwicklungsprojekte der DEZA an. Am Abend war in der tschadischen Hauptstadt N’Djamena ein Staatsdiner geplant.

Am Samstag hatte die Schweizer Hilfe für Tschad ebenfalls im Zentrum der Gespräche gestanden, die die Bundespräsidentin in N’Djamena führte.

Am ersten Tag ihres dreitägigen Aufenthalts erörterten Calmy-Rey und der tschadische Premierminister Delwa Kassiré Coumakoye bei einem Arbeitsessen die Lage in der Region. Mit dem tschadischen Präsidenten Idriss Deby wird die Bundespräsidentin am Montag zusammenkommen.

Wunsch an die Schweiz

Camly-Rey nahm am Samstag auch an einer Präsentation der Schweizer Entwicklungsprojekte teil. Diese konzentrieren sich auf die Unterstützung der ländlichen Bevölkerung, die 80% der Einwohner Tschads umfasst.

Durch den Ausbau der Infrastruktur sowie die Ausbildung und Unterstützung von Bauern und Viehzüchtern habe die Schweiz viel zur ländlichen Entwicklung beigetragen, sagte Regierungssprecher Oumar Yaya Hisseine am Samstag.

«Wir möchten, dass die Schweiz uns weiterhin auf diesem Weg begleitet», sagte Hisseine. Die bilateralen Gespräche sollten auch dazu dienen, «neue Horizonte» in der Zusammenarbeit zu definieren.

swissinfo und Agenturen

Ein wichtiger Programmpunkt der Afrika-Reise (9.-18. Juli) von Bundespräsidentin Micheline Calmy-Rey war das Treffen in Dakar mit den Schweizer Botschaftern in Afrika. Dabei wurden die Interessen der Schweiz sowie eine Strategie für Afrika südlich der Sahara erörtert.

Das dreitägige regionale Treffen in Dakar ging am Freitag zu Ende. Zu den Themen zählten Instabilität, Armut und Kriege, die zu Migration, Kriminalität oder Terrorismus führen und direkte Auswirkungen auf die Schweiz haben könnten, wie das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) mitteilte.

Die Schweiz verfügt in Afrika südlich der Sahara über 12 Botschaften, 13 DEZA-Büros, 23 Konsulate sowie einen Business-Hub in Südafrika.

Wirtschaftlich gesehen ist die Schweiz heute der fünftgrösste Investor auf dem Kontinent, nach der EU, den USA, Kanada und Japan.

Der Krieg in Darfur – Provinz im Westen Sudans – dauert seit mehr als vier Jahren. Internationalen Schätzungen zufolge starben durch die Gewalt bislang rund 200’000 Menschen, über zwei Millionen wurden vertrieben.

Unter der Leitung der Vereinten Nationen und der Afrikanischen Union (AU) findet seit Sonntag in Libyen eine internationale Konferenz statt.

Sie dient der Vorbereitung eines UNO-Beschlusses über die Finanzierung einer Friedensoperation in Darfur, um die Lage vor Ort zu stabilisieren.

Dabei sollen die 7000 schlecht ausgestatteten AU-Friedenssoldaten durch eine starke Truppe von 20’000 Mann ersetzt werden, die durch die internationale Gemeinschaft finanziert wird.

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