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Missbrauchter Internet-Chat

Die Verhafteten kommen aus den Kantonen Zug, Zürich und Basel-Stadt. Keystone

17 Pädosexuelle sind Ermittlern der Stadt Zürich sowie der Kantone Zug und Basel-Stadt in die Falle gegangen. Sie hatten via Internet-Chatroom sexuellen Kontakt zu minderjährigen Knaben gesucht.

Die Männer wurden zwischen August 2002 und März 2003 bei der gemeinsamen Polizeiaktion verhaftet.

Den Männern ging es nicht um den Konsum von Kinderporno-Bildern, sondern klar um Treffen mit Minderjährigen. Nach einer anonymen Anzeige registrierte die Polizei im Chatroom eindeutige Botschaften: Kinder gaben klar an, dass sie minderjährig waren, und die Männer boten meist eindeutig Geld gegen Sex an.

Dies berichtete die Zürcher Stadtpolizei zusammen mit der Kriminalpolizei Zug und der Staatsanwaltschaft Basel am Mittwoch vor den Medien.

Vermeintliches Date

Die Männer missbrauchten einen Schwulen-Chatroom für ihre Suche nach Minderjährigen. Sie vereinbarten jeweils ein Date und tappten verdeckten Ermittlern in die Falle.

Einer der Täter kam extra nach Basel, um sich mit einem «Schüler» zu treffen, ein anderer trug ein Köfferchen mit Sex-Utensilien bei sich, ein dritter hatte eine Kamera dabei. 15 der 17 Verhafteten sind Schweizer, manche von ihnen verheiratete Väter, ein Teil arbeitete beruflich mit Kindern.

Ein eindeutiges Täterprofil konnten die Ermittler nicht ausmachen. Die Männer im Alter von 28 bis 56 Jahren hatten alle eine feste Arbeitsstelle und lebten gegen aussen hin unauffällig. Sie hätten aber ein eigentliches Doppelleben geführt, hiess es.

Einige hätten ein grosses Gefahrenpotenzial dargestellt. Bei den meisten wurde umfangreiches Bildmaterial sichergestellt. Zudem identifizierte die Polizei minderjährige Opfer, die aber nichts mit den Verhafteten zu tun hatten.

Strafen noch unklar

Gegen vier der Verhafteten bestanden bereits Vorstrafen wegen sexueller Handlungen mit Kindern. Gegen zwölf von ihnen wird in Zürich ermittelt, gegen vier im Kanton Zug, gegen einen in Basel- Stadt. Derzeit befindet sich noch einer in Untersuchungshaft.

Wie hoch die Strafen ausfallen werden, sei derzeit wegen teils sehr unterschiedlichem Verschulden noch unklar, sagte der Zürcher Bezirksanwalt Daniel Jost. Grundsätzlich umfasst der Strafrahmen Gefängnis oder bis zu fünf Jahre Zuchthaus.

Der Internet-Provider des Chatrooms ist im Kanton Zug ansässig. Gegen ihn wurden rechtliche Schritte eingeleitet. Inzwischen verhindert er den Zugang für Minderjährige. Die Ermittler hatten 54’000 Profile gefunden, davon 34’000 mit unbeschränktem Zugang, wovon allerdings nicht alle Sex mit Minderjährigen suchten.

Erst der Anfang

Dieses Verfahren werde nicht das letzte sein, sagte Silvia Steiner, Chefin der Kriminalpolizei Zug. Peter Rüegger von der Stadtpolizei Zürich sprach von einer «sehr hohen Dunkelziffer».

Gerade beim Internet sei die interkantonale Zusammenarbeit um so wichtiger. Eine «moderne Polizei» müsse sich mit Festplatten auskennen, denn die auf Anonymität vertrauenden Täter seien äusserst hemmungslos.

Einbettung in weitere Aktionen gegen Pädokriminalität

Die Polizeiaktion erinnert an die landesweite Operation Genesis. Die Zuger, Zürcher und Basler Chatroom-Ermittler betonten am Mittwoch, dass es in diesem Fall jedoch nicht um den Konsum von Kinderporno-Bildern ging, sondern um die Suche nach Sex mit Minderjährigen.

Im Rahmen von Genesis wurden bis Ende 2002 über 1000 Personen überprüft. Sie waren mutmassliche Kunden der Firma Landslide, die auf dem Internet Kinderpornos anbot. Die strafrechtliche Auswertung des damals sichergestellten Materials ist noch im Gang.

In einigen Kantonen wurden im Rahmen der Operation Genesis bereits Strafen ausgesprochen. So verurteilte die Tessiner Staatsanwaltschaft Ende Juni 17 Konsumenten von Kinderpornografie zu Haftstrafen von 3 Tagen bis anderthalb Monaten. 20 weitere Verfahren musste der Kanton mangels Beweisen einstellen.

Im Kanton Luzern wurden bis Anfang April 24 Strafverfügungen erlassen. Die Verurteilten erhielten bedingte Freiheitsstrafen von einem bis drei Monaten Gefängnis, hinzu kamen in allen Fällen Bussen bis 20’000 Franken.

Ebenfalls mit Kinderpornografie beschäftigt sich die Schweizer Koordinationsstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität (Kobik). Doch der Aufgabenbereich ist weiter gefasst und zieht auch Betrug und typische Computerdelikte mit ein. Die Kobik will Anfang August eine Halbjahresbilanz ziehen.

swissinfo und Agenturen

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