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Vor 25 Jahren räumte Zürich die offene Drogenszene

Der Zürcher Platzspitz oder "Needle Park" war während der 1980er- und frühen 1990er-Jahre eine offene Drogenszene. Heroinabhängige konnten sich Spritzen setzen, ohne festgenommen zu werden. Als Drogensüchtige und Dealer aus ganz Europa anreisten, zeigte sich die Welt schockiert, und die Behörden schlossen den Park 1992.

Gleich hinter dem Landesmuseum, in nächster Nähe des Zürcher Hauptbahnhofs, existierte seit 1987 eine offene Drogenszene. Sie wurde weltweit bekannt, als die Situation ausser Kontrolle geriet, mit Hunderten Dealern und Drogenabhängigen, von denen viele dringend medizinische Betreuung nötig gehabt hätten. Einige Ärzte leisteten Freiwilligenarbeit – zuerst gegen den Willen der Behörden –  und versorgten Wunden, kümmerten sich um Fälle von Überdosierung und gaben saubere Spritzen ab. Später durften sie dies mit Erlaubnis tun.

Der politische Druck allerdings wurde immer grösser, weshalb die Polizei in den Park geschickt wurde, was zu chaotischen Szenen führte. Viele Drogenabhängige flüchteten und wussten nicht, wohin sie gehen sollten. Es fehlte an einer organisierten sozialen Unterstützung für die Süchtigen. Der Platzspitz wurde am 5. Februar 1992 offiziell geschlossen. Ein schweres Eisentor versperrte den Süchtigen fortan den Zutritt.

Das abrupte Ende der offenen Drogenszene führte dazu, dass sich Süchtige und Dealer einen neuen Ort suchten. Sie fanden diesen im nahen Letten-Areal, zwischen einer nicht mehr benutzten Bahnstation und der Limmat, die durch Zürich fliesst. Diese Drogenszene wurde schliesslich 1995 durch die Polizei geräumt.

Die Erfahrungen in Zürich führten schliesslich dazu, dass die Schweiz künftig einen pragmatischen Ansatz gegenüber dem Drogenmissbrauch verfolgte. Möglichkeiten zum Nadelaustausch wurden aufgebaut, saubere «Fixerstübli» mit medizinischem Personal eingeführt, und heute existieren Methadon-Programme und sogar ein Heroinabgabe-Programm für Schwerstsüchtige.

(Bilder: Keystone)

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