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Neue Herausforderung für Alinghi

Steuermann Russel Coutts könnte die Alinghi-Crew verlassen. Der Star-Skipper liegt im Streit mit dem Milliardär Ernesto Bertarelli.

Der Konflikt eskalierte an der UBS Trophy Mitte Juni, wo Coutts sich weigerte, das Steuer der Alinghi zu übernehmen.

Wird das Sieger-Team des America’s Cup 2003 seinen Star, den Neuseeländer Skipper Russel Coutts, verlieren? Diese Frage stellt sich nach dessen Weigerung, das Steuer der Alinghi bei der UBS Trophy zu übernehmen. Diese Freundschafts-Regatta in Newport in den USA Mitte Juni gewannen die Amerikaner von Oracle BMW.

«Wir hatten gehofft, dass er steuern würde», sagte Alinghi-Chef Ernesto Bertarelli. «Aber leider wollte er nicht.» Diese Worte lassen Raum für Spekulationen, das Augenmerk liegt auf dem schwelenden internen Konflikt.

Segel-Söldner fürs Traum-Team

Coutts, dreifacher Gewinner der wichtigsten Segel-Trophäe, gilt als der beste Steuermann. Zu seinen sportlichen Qualitäten gesellen sich grosse Führungs-Kapazitäten.

Er stiess vor vier Jahren vom neuseeländischen Team zum Schweizer Segel-Syndikat und verhalf diesem zu einer regelrechten Sieges-Dynamik und schliesslich zum Sieg des America’s Cup im neuseeländischen Oakland im vergangenen Jahr.

Diesen Verdienst teilte er sich mit Ernesto Bertarelli, CEO des Biotech-Unternehmens Serono, und Michel Bonnefous sowie Michel Hodada, den Alinghi-Managern. Zusammen waren sie das Traum-Team.

Es fiel auseinander, als Bonnefus und Hodada das Syndikat verliessen, um die neu gegründete «America’s Cup Management» (ACM) zu übernehmen. Diese wurde nach dem Sieg der Alinghi in Neuseeland mit der Organisation des nächsten Rennens betraut.

Die beiden sollten mit den internen Angelegenheiten des Schweizer Bootes nichts mehr zu tun haben, um ihre Neutralität zu gewährleisten. Auch räumlich wurde das Unternehmen getrennt: Alinghi zog von Genf nach Lausanne.

Machtverlust für Coutts

Mit der Gründung der ACM verlor Coutts einen Teil seiner Entscheidungs-Macht. Es ist bekannt, dass er sich für das portugiesische Lissabon als nächsten Austragungsort des America’s Cup im Jahre 2007 stark gemacht hatte. Als der Zuschlag aufs spanische Valencia fiel, bedeutete das eine Niederlage für den Skipper.

Der Neuseeländer versucht gar nicht, Gerüchte über seinen möglichen Abgang zu entkräften. Letzte Woche erklärte er beispielsweise: «Ich stehe in Verhandlungen mit Ernesto, weil wir unterschiedliche Ansichten haben, in welche Richtung das Management den Cup entwickeln soll.» Es sei nicht ausgeschlossen, dass die Verhandlungen in die Trennung der beiden Parteien münde.

Neuseeländischer Exodus

Es stellt sich die Frage, ob der mögliche Abgang von Coutts der Funke sein könnte, der auf alle neuseeländischen Crew-Mitglieder überspringen könnte. Sie waren beim Sieg im Jahre 2003 das Rückgrat der Besatzung.

In Newport erweckte zwar niemand den Eindruck, das warme Nest der Team Alinghi verlassen zu wollen. Aber Brad Butterworth, Taktiker und rechte Hand von Coutts, sagte letzte Woche gegenüber der Genfer Zeitung «Le Temps»: «Die Verantwortlichen der ACM haben keine sehr grosses Verständnis für die sportlichen Belange.»

Offenbar erregt der laufende Konflikt bei mehreren der Neuseeländer, die ein halbes Dutzend Schlüsselpositionen auf der Alinghi besetzen, Unmut.

swissinfo, Pierre-Antoine Preti
(Aus dem Französischen von Philippe Kropf)

Am 2. März 2003 gewann das Schweizer Alinghi-Syndikat den 31. America’s Cup.
Angeführt von Skipper Russel Coutts schlugen die Schweizer das «Team New Zealand» vor Oakland.
Der nächste America’s Cup findet 2007 in Valencia statt.

Russel Coutts, neuseeländischer Star-Skipper der Alinghi, befindet sich im Konflikt mit dem Alinghi-Chef und Serono-Milliardär Ernesto Bertarelli.

Coutts ist unzufrieden über die vom Management vorgesehene Ausrichtung des kommenden America’s Cup 2007 in Valencia.

Es wird erwartet, dass Coutts das Alinghi-Team verlässt.

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