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Nobelort bittet zum Skifest

Welche Fahnen werden wohl bei den Siegerehrungen zuoberst sein? swissinfo.ch

Bis zum 16. Februar finden im bündnerischen St. Moritz die alpinen Ski-Weltmeisterschaften 2003 statt. Es ist das bislang grösste Sportereignis, das je auf Schweizer Boden stattfand.

Erwartet werden 100’000 Zuschauer, Millionen werden die Rennen am TV verfolgen.

In einer noblen Atmosphäre, inmitten von Kaviar, Edelboutiquen und internationalem Jetset, finden die diesjährigen Ski-Weltmeisterschaften statt.

16 Tage lang blickt die Ski interessierte Welt zum Bündner Nobelort St. Moritz: 16 Jahre nach der WM in Crans Montana findet die Ski-WM wieder in der Schweiz statt.

“Möglicherweise ist es das letzte Mal, dass St. Moritz ein solches Grossereignis organisiert”, sagt Jean-Loup Chappelet, Professor am Hochschulinstitut für öffentliche Verwaltung IDHEAP.

Die Veranstaltungen würden immer gigantischer, zudem hätten in St. Moritz bereits eine Ski-WM (1974) sowie die Olympischen Spiele von 1928 und 1948 statt gefunden.

Ein Skifest mit DJ Bobo

“Wir wollen, dass die WM in St. Moritz zu einem Skifest wird”, betont Marketingchef Jürg Capol gegenüber swissinfo. Neben den 10 Rennen bietet St. Moritz den Besucherinnen und Besuchern auch ein umfangreiches Rahmenprogramm.

Das beginnt mit dem Eröffnungskonzert von DJ Bobo. Der Schweizer Pop- und Dancestar wird versuchen, auf der Polowiese im kalten Engadin Hitze zu erzeugen.

Eigentlich hätte das Konzert auf dem zugefrorenen See stattfinden sollen. Doch man traute dem tonnenschweren Equipment und der wohl tanzenden Zuhörermenge nicht: Fatal, wenn das Eis brechen würde.

DJ Bobo habe – so hört man – eigens für dieses Eröffnungs-Spektakel einen Song komponiert.

Kultur und Siegerehrungen

Auf der “Plaza da Ceremonia” finden die Siegerehrungen statt, aber auch die Ethno-Show “Cultura Engadina” und das “Swiss Music Festival” haben hier ihren Standort.

Täglich werden bekannte Bands und Artisten auftreten und die WM auch ausserhalb der Skipisten zu einer Attraktion machen.

Die Hauptattraktion findet jedoch im Skigebiet “Corviglia” statt: Alle Rennen, ob Abfahrt oder Slalom, enden im gleichen Zielgebiet in “Salastrains”.

Die WM in St. Moritz beginnt am Sonntag mit dem Super G der Männer. Aus der ehemaligen Sorgen-Disziplin der Schweizer (zehn Jahre blieb man ohne Sieg) ist mittlerweile eine Paradedisziplin geworden.

Im vergangenen Winter stand in jedem Rennen ein Schweizer auf dem Podest. Auch in diesem Jahr zählt man (den Lichtensteiner Marco Büchel inbegriffen) schon sechs Podestplätze und zwei Siege (Cuche und Defago).

Der “Frehsner-Effekt”

So wichtig wie ein guter Start werden auch die Leistungen von Sonja Nef oder Michael von Grünigen sein, der mit seiner Goldmedaille die WM 2001 in St. Anton herausriss.

Auf diesen beiden ruhen etliche Schweizer Medaillen-Hoffnungen. Allerdings greifen sie erst in der zweiten Woche ins WM-Geschehen ein. Eigentlich sollten vorher schon Didier Cuche, Bruno Kernen und Didier Defago, weitere Schweizer Siegfahrer dieser Saison, für Stimmung sorgen.

Grundsätzlich sind die Hoffnungen der Schweizer-Fans an dieser WM im eigenen Land eher auf das Männerteam gerichtet als auf die Damen, die in diesem Winter noch kaum geglänzt haben.

Zudem gibt es noch so etwas wie einen “Frehsner Effekt”: Wo immer der “eiserne Karl” als Trainer arbeitet, war in der Vergangenheit auch der Erfolg – sei es in der Schweiz oder in Österreich – ständiger Begleiter.

TV-Rennen

St. Moritz hat sich das Rennen und das Drumherum etwas kosten lassen. Das Budget beträgt gut 80 Mio. Franken. Davon entfiel knapp die Hälfte auf feste Bauten, vier Millionen allein auf das Eröffnungs-Spektakel.

Wenn man auch rund 100’000 Zuschauerinnen und Zuschauer (aus der Schweiz, Österreich und Italien) in St. Moritz erwartet, die WM wird vor allem ein TV-Spektakel werden.

Keine Sportart fesselt Herrn und Frau Schweizer mehr als der alpine Skirennsport. Von den TV-Quoten der Skifahrer können andere Sportarten nur träumen.

Die Königsdisziplin – die Männerabfahrt – wird nach den Erfolgen der Schweizer Fahrer in Wengen und Kitzbühel allein in der deutschsprachigen Schweiz von mehr als einer Million Menschen am Bildschirm verfolgt werden.

Nicht umsonst hat man deshalb 65 Kameras aufgestellt und kilometerweise Kabel verlegt.

swissinfo, Urs Maurer und Mathias Froidevaux

Die Ski-WM in Zahlen:

10 Disziplinen
400 Sportlerinnen und Sportler
60 Nationen
100’000 Zuschauer
13’000 offiziell eingeladene Gäste
1200 freiwillige Helfer
1800 Journalisten
18 Fernseh-Stationen
450 Stunden Übertragungen
300 Mio. Fernsehzuschauer
Rund 1 Mrd. Franken Umsatz.

Das Budget der Ski-WM beträgt 80 Mio. Franken. Im Vergleich dazu die anderen drei Weltmeisterschaften, die 2003 in der Schweiz stattfinden: 1,8 Mio. für die Cross-WM, 2,5 Mio. für die Rad-Querfeldein-WM und 2,5 Mio. Franken für die WM der Orientierungsläufer.

An die Kosten von 80 Mio. Franken haben die Gemeinde St. Moritz 30 Mio., die Gemeinden des Engadins und der Kanton Graubünden 8 Mio. bezahlt.

Weitere Geldgeber: Die FIS (30 Mio.), Swiss Olympic (1,3 Mio.) und Sponsoren (3 Mio.).

7 Mio. Franken sollen zudem die zahlenden Zuschauerinnen und Zuschauer beisteuern.

Der Bund und Swiss Olympic haben eine Defizitgarantie von 2, 7 Mio. Franken gesprochen.

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