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Ohne Dings kein Bums

Plakat-Ausschnitt aus der zweiten Stop-Aids-Kampagne, 1988. ©Bundesamt für Gesundheit

"Ich heisse André Ratti, ich bin 50, homosexuell, und ich habe Aids": Mit diesem Satz begann in der Schweiz 1985 die öffentliche Auseinandersetzung mit Aids.

Nun dokumentiert eine Ausstellung im Zürcher Museum Bärengasse 20 Jahre Aids-Arbeit.

Anlass der am Freitag der bis zum 26. Februar 2006 dauernden Schau «Ohne Dings kein Bums» ist das 20-Jahr-Jubiläum der Zürcher Aids-Hilfe. Sie wurde vom Schweizerischen Landesmuseum und dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) konzipiert.

Die Ausstellung zeigt, wie mit der Immunschwäche-Krankheit umgegangen wurde und wird. Sie spannt den Bogen vom Beginn der Prävention über die Problematik in der Drogenszene und die Normalisierung der Krankheit infolge neuer Therapien bis zur aktuellen Bagatellisierung.

Öffentliche Auseinandersetzung

Die ersten Nachrichten über eine rätselhafte Krankheit kamen zu Beginn der 80er-Jahre aus den USA nach Europa. Seit 1983 als Aids (Acquired Immune Deficiency Syndrome) bekannt, breitete sich die Krankheit vorerst in der Schwulen- und Drogenszene aus.

In der Schweiz begann die Auseinandersetzung mit der Krankheit am 2. Juli 1985, als Fernsehmoderator André Ratti vor laufender Kamera bekannte, homosexuell und an Aids erkrankt zu sein. Dies war der Anfang der Zusammenarbeit von BAG und der zuvor gegründeten Aids-Hilfe Schweiz. Ratti war ihr erster Präsident. Er starb im Oktober 1986.

Ziel der Präventions-Kampagnen war, die Verbreitung von Aids nicht über Ausgrenzung und Diskriminierung, sondern über einen Lernprozess der Bevölkerung zu stoppen. «Benutzt Präservative» wurde zur zentralen Botschaft, «safer sex» zum geflügelten Wort.

Rosa Präservativ als Logo

Das Plakat von 1988 etwa zeigt ein Paar – Mann und Frau – neben einer Palme stehend. Das von einem gerollten Kondom gebildete rosa O stellt in der romantischen Abendstimmung die Sonne dar. Das rosa Präservativ ist bis heute Logo der Kampagne, «Ohne Dings kein Bums» prangt seit 1997 von den Plakaten.

Das öffentliche Reden über Sex und Partnerwechsel warf hohe Wellen. Für konservative Kreise bildete einzig die eheliche Treue einen wirksamen Schutz gegen eine HIV-Ansteckung. Während ab Mitte der 90er-Jahre die Zahl der Neuinfektionen deutlich abnahm, war in den Jahren 2001 und 2002 wieder ein Anstieg festzustellen.

Obwohl Aids bis heute nicht heilbar ist, haben Therapien und Medikamente, die zumindest ein Leben mit Aids ermöglichen, zur Bagatellisierung der Krankheit beigetragen.

Hör- und Videostationen

Die Ausstellung im Museum Bärengasse dokumentiert den Umgang mit Aids auf vielfältige Weise. Plakate und Tonbildschauen zeigen die pionierhafte Präventionsarbeit. Über Hör- und Videostationen kommen Betroffene und Experten zu Wort.

Das Material stammt aus dem Archiv der BAG-Sektion Aids, das sich im Aufbau befindet. Es enthält insgesamt etwa 13’000 Film- und Tondokumente, Pressestimmen, Dias, Give-Aways, Broschüren, T-Shirts und anderes.

swissinfo und Agenturen

«Ohne Dings kein Bums», 28. Oktober bis 26. Februar 2006 im Museum Bärengasse, Zürich.

Öffnungszeiten: Dienstag 10.00 bis 20.00 Uhr, Mittwoch bis Sonntag 10.30 bis 17.00.

Das Buch zur Ausstellung: «Ohne Dings kein Bums: 20 Jahre Aids-Arbeit in der Schweiz». Hrg.: BAG, Aids-Hilfe Schweiz und Schweizerisches Landesmuseum.

Die zeitgeschichtliche Sonderausstellung «Ohne Dings kein Bums» im Museum Bärengasse Zürich lässt 20 Jahre Umgang mit Aids in der Schweiz Revue passieren: den Kampf gegen die Diskriminierung, den Beginn der Prävention, die Problematik in der Drogenszene, die Normalisierung der Krankheit infolge neuer Therapien bis zur aktuellen Bagatellisierung.

Anlass der Ausstellung ist das 20-Jahr-Jubiläum der Zürcher Aids-Hilfe. Nach Zürich wird die Ausstellung u. a. in Liestal, Bern und Genf gezeigt.

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