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Ottmar Hitzfeld wird Nachfolger von Köbi Kuhn

Keystone

Coup für den Schweizerischen Fussball-Verband: Die Ernennung von Ottmar Hitzfeld als Nachfolger Köbi Kuhns als Schweizer Nati-Trainer ist nur noch Formsache.

Hitzfeld war es auch, der Stéphane Chapuisat zum besten Schweizer Spieler der letzten Jahre geformt hatte. Der Romand charakterisiert seinen ehemaligen Chef.

Fussballfreunde in der Schweiz reiben sich voller Unglauben die Augen: Ab Sommer übernimmt mit Ottmar Hitzfeld einer der ganz Grossen der Trainerzunft die Schweizer Fussball-Nationalmannschaft.

Der Schweizerische Fussball-Verband informierte am Sonntagabend, dass die Verbandsspitze mit dem 59-jährigen Lörracher «in wesentlichen Punkten» Übereinstimmung erzielt hätte.

Der Vertrag ist zwar noch nicht unterzeichnet, doch ist das Engagement des aktuellen Trainers der deutschen Top-Mannschaft Bayern München so gut wie sicher. Mit der offiziellen Bekanntgabe durch den Verband ist Ende dieses Monats zu rechnen.

Beispielloses Palmares

Sechsmal führte Hitzfeld seine Teams zum deutschen Meistertitel. 1997 und 2001 gewann er die Champions League. Die beiden Erfolge auf der höchsten Ebene des europäischen Klubfussballs trugen ihm jeweils die Auszeichnung «Welt-Trainer des Jahres» ein.

Einer, der auf dem Rasen die Anweisungen Hitzfelds akkurat umsetzte, war Stéphane Chapuisat. Die Schweizer Sturmspitze im giftiggelben Trikot von Borussia Dortmund schoss sich mit seinen Toren am Fliessband zur Kultfigur.

Die ist «Chappi» bei den BVB-Fans bis heute geblieben. Nicht nur wegen seiner Tore, sondern auch wegen seiner still-bescheidenen und zuvorkommenden Art.

Das Wissen vom Gewinnen

«Sehr ehrgeizig, sehr erfolgreich», charakterisiert Chapuisat den neuen Schweizer Nationalcoach gegenüber swissinfo. Der 39-Jährige hebt zudem die menschliche Art Hitzfelds hervor.

«Er pflegt einen sehr guten Kontakt mit seinen Spielern. Es ist eine der Stärken von Hitzfeld, dass er immer weiss, wie er jeden Spieler anpacken muss.»

Für Chapuisat steht der Name Hitzfeld für zwei Dinge: offensiven Fussball und Erfolg. Was er nachschiebt, mag banal klingen, macht im harten Trainermetier aber den kleinen Unterschied zwischen Guten und ganz Grossen aus: «Hitzfeld weiss, wie man Spiele gewinnt.»

Ziel WM 2010 in Südafrika

Das mache den Deutschen zum absoluten Glücksfall für die Schweizer Nati, von dessen Erfahrungen man nur profitieren könne. Chapuisat formuliert aber nicht nur Allgemeinplätze, sondern setzt für den nächsten Schweizer Nati-Coach ein klares Ziel: «Das Wichtigste ist, dass er mit seinem Ehrgeiz alles daran setzt, die Schweiz an die Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika zu bringen.»

Hitzfelds Ernennung hat nicht nur bei seinem ehemaligen Musterspieler Chapuisat, sondern auch bei seinen künftigen Schäfchen Begeisterung ausgelöst. Von Tranquillo Barnetta, Alex Frei über Marco Streller bis Hakan Yakin schwärmten die Schweizer Fussballer unisono über ihren künftigen Chef.

Doch wie kann es Hitzfeld, der kein Französisch spricht, mit der grossen Fraktion der Westschweizer Spieler in der Schweizer Equipe? Stephane Chapuisat sieht keine Kommunikationsprobleme. «Die meisten Spieler aus der Westschweiz sprechen Deutsch oder Englisch.»

Zudem werde Hitzfeld im Betreuerstab jemanden zur Seite stehen, der Französisch spreche. «Heute ist es nichts Besonderes mehr, wenn ein Trainer nicht mit allen Spielern in deren Muttersprache kommunizieren kann», sagt der Lausanner.

Freunde geblieben

Freundschaftlicher Kontakt zwischen künftigem Nati-Trainer und ehemaligem Stürmerstar besteht bis heute. Chapuisat machen die Wiedersehen – letztmals haben sie sich im vergangenen September getroffen – immer wieder Freude: «Wir hatten schöne und erfolgreiche Zeiten zusammen, und wir haben uns immer sehr respektiert», sagt er.

Eine der schönen Seiten am Fussball ist laut dem ehemaligen Schweizer Goalgetter, dass man auch nach Ende der Karriere in Kontakt bleibe. «Wenn die menschliche Seite stimmt.»

swissinfo, Renat Künzi

Geboren 1949 in Lörrach (Deutschland) unmittelbar an der Grenze zur Schweiz. Er ist noch bis Anfang Juni Trainer von Bayern München.

Ab Juli trainiert Hitzfeld mit der Schweiz erstmals eine Nationalmannschaft.

Als Spieler des FC Basel wurde er 1972 und 1973 Schweizer Meister, als er mit 18 Toren auch Schweizer Torschützenkönig wurde.

Als Trainer gewann er mit dem Grasshopper Club Zürich zwei Meistertitel (1990 und 1991). Er errang zudem drei Cupsiege.

In der deutschen Bundesliga gewann Hitzfeld mit Dortmund (2) und München (4) bisher sechs Mal den Meisterpokal.

Seine grössten Erfolge waren die Siege in der Champions League 1997 und 2001.

In jenen Jahren wurde er «Welt-Trainer des Jahres».

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