Peter Sager, Bekämpfer «linker Unterwanderung», ist tot
Der ehemalige Nationalrat und Gründer des Schweizerischen Ostinstituts Peter Sager ist im Alter von 81 Jahren im waadtländischen Blonay gestorben.
Der rechtsbürgerliche Politikwissenschafter wurde bekannt als Kämpfer gegen eine «linke Unterwanderung» der Schweiz.
Peter Sager tat sich in seiner Politiker-Karriere als Kämpfer gegen den Kommunismus hervor. Der doktorierte Politikwissenschafter begann ab 1948 mit dem Aufbau einer Osteuropa-Bibliothek.
1959 gründete er das Schweizerische Ost-Institut (SOI) in Bern. Über das Dokumentations- und Informationszentrum vertrieb Sager Analysen und Studien über Osteuropa und die Sowjetunion.
Gegen die Schweizer Linke
Sein Engagement richtete sich aber auch gegen die Schweizer Linke oder Personen und Organisationen, die Sager als links bezeichnete. So wollte er in den 1980er-Jahren den sozialdemokratischen Nationalrat Richard Bäumlin wegen Ehrverletzung vor Gericht bringen.
Auch gegen den damaligen Programmdirektor des aus Sagers Sicht «links unterwanderten» Radio DRS, Andreas Blum, zog er vor den Kadi.
Im ersten Fall wurde die parlamentarische Immunität von Bäumlin nicht aufgehoben; der zweite Fall endete mit einem Freispruch Blums. In anderen Fällen waren Sagers Klagen erfolgreich.
Nach dem Amtsantritt von Michail Gorbatschow als Generalsekretär der Kommunistischen Partei der Sowjetunion und der danach eingeleiteten «Perestrojka»-Politik plädierte Sager früh für eine Annäherung zum Ostblock.
Unterstützer von Gorbatschow-Politik
Nach dem Ende des Kalten Krieges entzogen die Wirtschaftskreise dem Ostinstitut nach und nach die finanzielle Unterstützung. Ende 1994, nach 35 Jahren, musste der Betrieb des SOI eingestellt werden. Übrig blieb vor allem die Schweizerische Osteuropa-Bibliothek (SOB).
Sie ist nach eigenen Angaben die grösste wissenschaftliche Spezialbibliothek der Schweiz zu Fragen der Gegenwart und Zeitgeschichte des europäischen Ostens sowie der Nachfolgestaaten der Sowjetunion.
Sager zog Anfang der 1990er-Jahre in die irische Kleinstadt Youghal, wo er unter anderem Bücher verfasste. Mit seinem Ausscheiden aus dem Nationalrat verliess Sager auch die Schweizerische Volkspartei (SVP), nach damaligen Angaben, weil er die Politik von Christoph Blocher ablehne.
Vor einigen Jahren zog es Sager wieder in die Schweiz, wo er sich im waadtländischen Blonay niederliess. Seit 2003 war er Mitglied der Liberalen Partei (LPS).
swissinfo und Agenturen
17. Januar 1925 wird Peter Sager in Bern geboren
1983 – 1991: Nationalrat der Schweizerischen Volkspartei (SVP)
1984 – 1991: Vertreter der Schweiz im Europarat
Ab 1948: Aufbau Osteuropa-Bibliothek
1959: Gründung des Schweizerischen Ost-Instituts (SOI) in Bern
1994: SOI stellt Betrieb ein
1. Juli 2006: Peter Sager stirbt in Blonay, Waadt
In Übereinstimmung mit den JTI-Standards
Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!
Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch