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Politiker sollen korruptionsanfällig sein

Die Schweizer glauben, dass in ihrem Land vor allem die Politik anfällig für Korruption ist. swissinfo.ch

Das internationale Korruptions-Barometer zeigt, dass die Schweizer am wenigsten Vertrauen haben in Politiker, Geschäftsleute und Medien.

Dies geht aus einer Umfrage von Transparency International hervor, wie Anne Schwübel, die Leiterin der Schweizer Sektion der Organisation im Gespräch mit swissinfo erklärt.

Die Vereinten Nationen (UNO) haben den 9. Dezember zum Anti-Korruptions-Tag erklärt. Zu diesem Anlass publiziert Transparency International (TI) den internationalen Korruptions-Barometer. Dieser basiert auf einer Umfrage bei fast 55’000 Menschen in 69 Ländern.

Daraus geht unter anderem hervor, dass ein Prozent aller Schweizer Befragten zugaben, in den letzten 12 Monaten selbst bestochen zu haben.

Doch Anne Schwübel, Leiterin TI Schweiz, beklagt den Umstand, dass es seit der Verschärfung des entsprechenden Gesetzes im Jahr 2000 nur zu sehr wenig Verurteilungen im Zusammenhang mit Korruption gekommen sei.

In 45 Ländern, inklusive der Schweiz, haben die Befragten in erster Linie die politischen Parteien genannt, was die Gefahr von Bestechungen betrifft. Es folgen der Privatsektor in der Wirtschaft und die Medien.

Andererseits scheinen die Schweizer Befragten ihrer Polizei, dem Rechtssystem, den Steuerbeamten und dem Zoll mehr zu vertrauen, als das in anderen Ländern der Fall ist.

swissinfo: Ausgehend von den diesjährigen Resultaten des TI-Barometers, glauben Sie, dass Korruption ein Problem für die Schweiz darstellt?

Anne Schwöbel: Natürlich tut sie das. Lange Zeit handelte es sich um ein Tabu-Thema. Und auch heute noch wird nicht recht zugegeben, wie schwerwiegend die Folgen sein können. Es gibt sogar Leute, die denken, dass die Wirtschaft ein gewisses Minimum an Bestechung brauche, und das dies harmlos sei.

swissinfo: In welcher Form tritt denn Korruption in der Schweiz auf?

A.S.: Bei uns kennen wir das Problem der alltäglichen Bestechung, wie sie in vielen Entwicklungsländern vorkommt, nicht. Dort muss man bestechen, um an Basis-Dienstleistungen zu kommen.

In der Schweiz läuft das anders. Zur Korruption kommt es beispielsweise, wenn es um Genehmigungen oder Zulassung für verschiedene Aktivitäten geht, etwa im Baubereich.

swissinfo: Die TI-Umfrage zeigt, dass in der Schweiz die Politik als korruptestes Umfeld erachtet wird. Überrascht diese Einschätzung?

A.S.: Diesem Bereich wird hierzulande viel Aufmerksamkeit geschenkt. Die öffentliche Meinung reagiert sehr hart, wenn hier Bestechungsfälle auffliegen. Obschon es gar nicht so viele Skandale gab, bleibt die Ansicht bestehen, dass Korruption in diesem Bereich ein Problem darstelle.

Ein Grund dafür mag auch der Umstand sein, dass wenig bekannt ist, wie sich politische Parteien hier eigentlich finanzieren. Es gibt diesbezüglich zu wenig Offenheit, was zum Misstrauen der Bürger und Bürgerinnen führt.

swissinfo: Wie wichtig nimmt die öffentliche Meinung das Problem Korruption?

A.S.: Laut Barometer meinen die Schweizer, die Bestechungen hätten in den letzten drei Jahren zugenommen. Doch sie gehen nicht davon aus, dass es künftig schlimmer wird. Über die Korruption der vergangenen Jahre wurde sehr viel geschrieben.

Als Gesellschaft akzeptieren wir nun in der Schweiz, dass es Korruption auch hier gibt, dass es zu Skandalen kam, und dass auch die Wirtschaft im Land nicht bestechungsfrei läuft.

(Übertragung aus dem Englischen: Alexander Künzle)

Das globale Korruptions-Barometer zeigt weltweit auf, in welchen Sektoren Bestechung am häufigsten vorkommt, welche Arten von Korruption üblich sind und was dies global kostet.
Die Umfrage wird von Transparency International (TI) durchgeführt. TI Schweiz befasst sich mit der Vorbeugung, der Information und dem Lobbying.
TI ist eine Nichtregierungs-Organisation, die sich weltweit der Bekämpfung der Korruption widmet. Auf den UNO-Anti-Korruptions-Tag (9. Dezember) hin, haben sich verschiedene Organisationen zusammengeschlossen, um den Missbräuchen im Privatsektor den Kampf anzusagen.
Dazu gehören das World Economic Forum, der UNO-Global-Compact, die Internationale Handelskammer und TI.

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