Rega-Bergeinsätze im Juli auf Rekordhöhe
Die Rega, die Schweizerische Rettungsflugwacht, hat im Juli 2006 so viele Einsätze in den Bergen geflogen wie noch nie zuvor in diesem Monat.
Die Rega flog 187 Einsätze. Das sind 48 mehr als im Juli des Hitzesommers 2003.
Den Rekord führt die Rega nicht etwa auf die Zunahme von Steinschlag infolge des Rückgangs der Permafrostzonen zurück, sondern auf das schöne Wetter, das zahlreiche Wanderer in die Berge lockte.
187 Personen wurden mit einem Helikopter der Rega aus den Bergen geflogen, wie Rega-Sprecher Gery Baumann sagte. Er bestätigte einen entsprechenden Bericht der Mittelland Zeitung vom Freitag. Im Juli des Hitzesommers 2003 waren es lediglich 139 Personen.
«Mengenmässig» der grösste Einsatz war die Evakuierung der 57 Gäste aus der Glecksteinhütte im Kanton Bern am 23. Juli. Die Rega musste die Leute in der 2300 Meter hoch gelegenen Hütte holen, weil ein heftiges Unwetter den Weg zur Hütte teilweise weggerissen hatte. Glücklicherweise befanden sich zum Zeitpunkt des Gewitters keine Personen auf dem betroffenen Wegabschnitt.
Über das ganze Jahr gesehen dürfte es laut Baumann im Jahr 2006 trotz dem Rekord-Juli nicht mehr Rettungseinsätze geben als 2003: In den Monaten März, April, Mai und Juni wurden 2003 mehr Bergunfälle gezählt als im laufenden Jahr. Insgesamt flog die Rega damals 403 Patienten ins Tal.
Mehr Wander- als Bergsteigerunfälle
Am häufigsten verunfallen Wanderer. Im Juli des laufenden Jahres mussten 86 mit einem Helikopter der Rega transportiert werden. An zweiter Stelle liegen die Bergsteiger. Zu Einsätzen im Hochgebirge flog die Rega im Juli 61 Mal. Beim Klettern verunfallten 34 Personen, beim Mountainbiking 4.
Es sei keine Zunahme von Unfällen wegen Steinschlags zu beobachten, sagte Baumann. Im übrigen handle es sich nicht immer um schwere Unfälle. In unwegsamem Gelände könne ein gebrochener Fuss einen Transport mit dem Helikopter erfordern. Auch Bernhard Vogel, der Chef der Air Zermatt, stellt keine Veränderung der Unfallmuster fest.
Steinschlag auch am frühen Morgen
Sicher gebe es Unfälle, die man auf den schmelzenden Permafrost zurückführen könnte, erklärte Vogel in der Mittelland Zeitung. Aber Steinschlag habe es schon immer gegeben. Der einzige Unterschied sei vielleicht, dass Steinschlag jetzt auch in Höhen vorkomme, in welchen er bis vor einigen Jahren sehr selten gewesen sei.
Experten hatten in den vergangenen Wochen wegen der hohen Temperaturen vor vermehrtem Steinschlag gewarnt. Die Steinschlaggefahr sei jetzt ständig akut, sagte etwa der Geologe Hans Rudolf Keusen. Die Steine würden nicht mehr durch eine solide Eisschicht festgehalten. Wenn es nachts nicht mehr richtig abkühle, sei eine Bergtour unter Umständen auch in den Morgenstunden nicht mehr sicherer.
Der Schweizerische Alpen-Club (SAC) empfiehlt Bergsteigern wegen dieser Entwicklung, bei der Tourenplanung Zusatzinformationen einzuholen – bei Hüttenwarten, auf Internetplattformen oder bei Bergführern in der Region.
Gefährlicher geworden seien die ohnehin gefährlichen Routen -vor allem Nordwände auf über 3000 Metern. Es gebe allerdings nur sehr wenige klassische Routen, die über Nordwände führten, präzisiert der SAC.
swissinfo und Agenturen
Anzahl Einsätze 2005: 12’385
Davon mit Helikopter: 8’998
Reine Bergeinsätze: 657
Umsatz 2005: 127 Mio. Franken
Gewinn: 33,8 Mio. Franken
Die Schweizerische Rettungsflugwacht, gegründet 1952, ist eine selbständige, gemeinnützige Stiftung mit 270 Angestellten.
Die Rega ist Korporativmitglied des Schweizerischen Roten Kreuzes.
Hauptsitz der Rega ist das Rega-Center am Flughafen Zürich-Kloten. Dort befinden sich auch die Einsatzzentrale, die Einsatzbasis für die drei Ambulanzjets sowie der Unterhaltsbetrieb für Helikopter und Jets.
Die 10 Heli-Einsatzbasen sind so über die Schweiz verteilt, dass der Helikopter in der Regel 15 Minuten nach Eingang des Alarms am Einsatzort eintreffen kann.
Neben den Einsätzen am Unfallort (Primäreinsatz) fliegt die Rega mit ihren Helikoptern medizinisch bereits versorgte Patienten von Spital zu Spital (Sekundäreinsatz). Die Rega transportiert auch Organe, Blut, Medikamente oder medizinische Spezialisten.
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