Der Schweizer Bundesrat bedauert, dass Justizminister Christoph Blocher die Diskussion über die Antirassismus-Strafnorm in Ankara lanciert hat.
Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht
2 Minuten
Das erwecke den Eindruck, dass die Schweiz ihre Strafgesetzgebung «unter dem Druck jeweiliger Umstände» vornehme.
Der Bundesrat sei der unveränderten Meinung, dass eine ersatzlose Streichung der Antirassismus-Strafnorm nicht in Frage komme, sagte Bundespräsident Moritz Leuenberger am Mittwoch. Dies hielt die Landesregierung (Bundesrat) in einer Erklärung fest.
«Das Gesetz bleibt in Kraft und wird weiterhin angewendet», sagte Leuenberger. Anderseits sei es legitim, über Verbesserungen nachzudenken und im Kollegium Antrag zu stellen.
Der Erklärung hatten alle sieben Mitglieder des Kollegiums zugestimmt. Über die interne Diskussion, wie die Erklärung zu Stande gekommen sei, wollte Leuenberger keine Auskunft geben.
Bundesrat gegen Gesetzesrevision
Bundesrat Blocher habe sich bereit erklärt, in die Vorbereitungsgruppe, die sich mit der Strafnorm befasse, einen Vertreter der Eidgenössischen Kommission gegen Rassismus (EKR) aufzunehmen. Er habe aber keinen Auftrag des Bundesrates erhalten, eine Gesetzesrevision vorzubereiten.
Zu seiner Haltung bei einer allfälligen Revision der Strafnorm wollte sich Leuenberger nicht äussern. Nach Angaben Blochers bestehe die Arbeitsgruppe schon lange. Der Justizminister hatte schon vor Ankara sein Unbehagen über den Konflikt zwischen Strafnorm und Meinungsäusserungsfreiheit zum Ausdruck gebracht.
swissinfo und Agenturen
Mehr
Mehr
Kollegialität
Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht
Das Kollegialitätsprinzip ist im Regierungs- und Verwaltungsorganisations-Gesetz festgeschrieben. Es ist eine Organisationsform und Methode der Entscheidfindung, praktiziert in den leitenden staatlichen Gremien der Schweiz (z.B. Kantonsregierungen, Landesregierung). Die Kollegialbehörde fasst Beschlüsse gemeinsam und trägt dafür gemeinschaftlich die Verantwortung, auch wenn einzelne Mitglieder persönlich dagegen sind. Über die persönliche Haltung der einzelnen Mitglieder und die geführte…
Die Antirassismus-Strafnorm wurde 1994 mit 54,7% Ja-Stimmen angenommen.
Sie hat in erster Linie zum Ziel, den historischen Revisionismus im Zusammenhang mit Genoziden zu verhindern.
Das Gesetz sieht Busse oder Gefängnis für den Fall vor, wenn jemand einen anerkannten Genozid öffentlich verharmlost oder leugnet.
2005 haben die Schweizer Behörden gegen den türkischen Historiker Yusuf Halacoglu und den türkischen Politiker Dogu Perinçek Strafverfahren eröffnet, weil sie in der Schweiz den türkischen Genozid an den Armeniern zwischen 1915 und 1919 leugneten.
Bei seinem Besuch in Ankara Anfang Oktober hatte Justizminister Christoph Blocher sein Bedauern ausgedrückt, dass gegen die Beiden aufgrund der Schweizer Antirassismus-Strafnorm Verfahren laufen.
Beliebte Artikel
Mehr
Bundespolitik
Schweizer Stimmbevölkerung könnte Autobahnausbau ablehnen
Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch
Mehr lesen
Mehr
Blocher beharrt auf Revision der Antirassismus-Strafnorm
Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht
Der Justizminister zeigte sich vor den Medien zudem erstaunt über die Kritik, die seine in der Türkei gemachten Aussagen zur Antirassismus-Strafnorm ausgelöst haben. Der Artikel über die Rassismusstrafnorm mache ihm Bauchschmerzen, sagte Justizminister Christoph Blocher am Mittwoch vor den Medien in Ankara. Er kritisierte damit den Artikel 261 bis des Strafgesetzbuches, die Anti-Rassismusstrafnorm. Diese beschneide…
Blochers Aussagen in der Türkei provozieren die Schweiz
Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht
Die Kritik an der Antirassismus-Strafnorm übte Bundesrat Blocher an einem Symposium anlässlich des 80. Geburtstags des türkischen Zivilrechts in Ankara. In der Schweiz wurden seine Aussagen teils harsch kritisiert. «Dieser Artikel macht mir Bauchschmerzen», sagte Justizminister Christoph Blocher am Mittwoch vor den Medien in Ankara. Er kritisierte damit den Artikel 261 bis des Strafgesetzbuches, Anti-Rassismusstrafnorm…
Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht
Die humanitäre Tradition der Schweiz zähle nur dort, wo sie handfesten Interessen diene, sagt der Honorar-Professor der Universität Lausanne gegenüber swissinfo. 68% der Schweizerinnen und Schweizer haben am Wochenende Ja gesagt zum verschärften Asyl-und Ausländerrecht. Die Gesetze, welche die Handschrift von Justizminister Christoph Blocher von der Schweizerischen Volkspartei (SVP) tragen, haben das Land nicht in…
Ihr Abonnement konnte nicht gespeichert werden. Bitte versuchen Sie es erneut.
Fast fertig... Wir müssen Ihre E-Mail-Adresse bestätigen. Um den Anmeldeprozess zu beenden, klicken Sie bitte den Link in der E-Mail an, die wir Ihnen geschickt haben.
Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!
Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch