Ritter darf bleiben
Der umstrittene Direktor des Centre Culturel Suisse in Paris, Michel Ritter, bleibt auf seinem Posten. So will es der leitende Ausschuss von Pro Helvetia.
Ritter geriet schon wenige Wochen nach seinem Amtsantritt ins Kreuzfeuer der Kritik.
Die Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia in Zürich bestätigte am Dienstag einen Artikel im Zürcher «Tages-Anzeiger».
Das Team im Centre Culturel in Paris warf seinem Direktor vor, er arbeite und führe chaotisch. Zudem war von «konzeptioneller Undeutlichkeit» die Rede. Die mangelnden Führungsqualitäten von Ritter hätten zu einer «gewaltigen Arbeitsüberlastung» der Mitarbeiter geführt.
Nägel mit Köpfen angekündigt
Letzte Woche war zudem bekannt geworden, dass er mit einem Designmöbel-Hersteller verbotenes Sponsoring betrieben hatte. Ritter habe «gegen das Gesetz verstossen», hiess es bei Pro Helvetia.
Ritters Vorgesetzter, Pro Helvetia-Direktor Pius Knüsel, sagte noch kürzlich, ausführliche Gespräche in Zürich und Paris, die er mit den beiden Streitparteien geführt habe, seien ebenso erfolglos verlaufen wie Workshops unter der Leitung unbeteiligter Vertrauens-Personen.
Noch am Wochenende sagte Pro Helvetia-Präsidentin Yvette Jaggi, man werde Nägel mit Köpfen machen. Eine einvernehmliche Lösung sei nicht mehr möglich. Beobachter gingen davon aus, dass Ritter entlassen wird, oder, dass das siebenköpfige Team in Paris geschlossen zurücktritt.
Auch Knüsel hatte letzte Woche noch gesagt, dass er eine weitere Zusammenarbeit zwischen Ritter und dem siebenköpfigen Team für unwahrscheinlich halte.
Nun hat der leitende Ausschuss der Kulturstiftung Pro Helvetia entschieden, dem Direktor des Centre Culturel Suisse in Paris wird nicht gekündigt.
Ein Mitglied von Ritters Team in Paris äusserte sich enttäuscht über den Entscheid. Pro Helvetia selber will erst später zu den Vorgängen Stellung beziehen.
Petition
Am Montag haben rund 120 Kunstschaffende eine Petition an Pro Helvetia gerichtet. Darin unterstützten sie das Team im Centre Culturel Suisse in Paris.
In der Petition verlangten vor allem Künstler und Schriftsteller von Pro Helvetia, dass die Stiftung ihre Politik ändere.
Die Untersuchungen und Berichte sollten vermehrt in die Entscheidungs-Prozesse einfliessen.
Mehrere Persönlichkeiten haben die Petition unterschrieben. Darunter sind die Filmemacher Jean-François Amiguet, Jacob Berger und Alain Tanner. Ebenfalls unterschreiben haben der Sänger und Schriftsteller Michel Buhler, der Autor Bernard Comment sowie andere.
Der Genfer Filmverleiher und Initiant der Petition, Alain Botarelli, bedauert die Entscheidung von Pro Helvetia. «Ein typisches Beispiel, wie sich eine staatliche Institution verhält. Man hält an der einmal gewählten Person fest, um das Gesicht nicht verlieren.»
Seit 60 Jahren
Seit über 60 Jahren ist die Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia für die kulturelle Darstellung der Schweiz im Ausland zuständig.
Daneben setzt sie sich für den kulturellen Dialog zwischen den verschiedenen Landesteilen sowie für die Förderung der Künste im überregionalen Zusammenhang ein.
swissinfo und Agenturen
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