Roche muss massive US-Busse nicht zahlen
Vom Basler Pharmakonzern ist im Lizenzstreit mit der US-Firma Igen eine massive Busse abgewendet worden. Ein US-Gericht hob eine Strafgeld- und Schadenersatz-Zahlung von mehreren hundert Millionen Dollar weitgehend auf.
Beide Seiten zeigten sich zufrieden.
Ein Appellationsgericht in Richmond (US-Bundesstaat Virginia) hob die Anfang 2002 von einem Bundesbezirksgericht im Bundesstaat Maryland verhängte Busse weitgehend auf.
Laut Roche-Mitteilung wurden Schadenersatz- und Strafzahlungen im Betrag von 486,8 Mio. Dollar (ca. 665 Mio. Franken) aufgehoben.
Kein unlauterer Wettbewerb
Der erstinstanzliche Entscheid, wonach eine Roche-Tochter im Zusammenhang mit einem Patentstreit gegenüber Igen unlauteren Wettbewerb betrieben habe, wurde umgestossen.
Ein Verstoss gegen Treu und Glauben im Zusammenhang mit dem Lizenzstreit könne nicht ausreichend nachgewiesen werden. Lediglich 18,6 Mio. Dollar Schadenersatz wurden noch anerkannt, wegen falsch berechneten Lizenzgebühren.
Igen kann Lizenzabkommen kündigen
Igen zeigte sich in einer in Gaithersburg (Maryland) veröffentlichten Mitteilung zufrieden, weil die Firma das Lizenzabkommen kündigen kann. Damit sei das wichtigste Ziel erreicht, wurde Igen-Konzernchef Samuel J. Wohlstadter zitiert.
Es sei Igen stets um die Beendigung des Lizenzvertrags und das Zurückholen der eigenen Technologie gegangen.
Igen hatte 1997 den Boehringer-Mannheim-Konzern, der später von Roche übernommen wurde, wegen Verletzung eines Lizenz- und Technologieentwicklungs-Vertrags verklagt.
Darin hatte Boehringer Mannheim die Lizenz für die von Igen entwickelte Elektrochemilumineszenz-Technologie erhalten, die unter der Marke Origen vertrieben wurde. Die Origen-Technologie wurde in Diagnostiksystemen von Roche angewendet.
Roche will weiter mit Igen zusammenarbeiten
Der Chef der Roche-Diagnostikdivision, Heino von Prondzynski, zeigte sich über die weitgehende Aufhebung von Schadenersatz und Strafgeld erfreut. Roche wolle nun das Urteil analysieren und «die nächsten Schritte» erörtern. Prondzynski betonte, Roche wolle an der Zusammenarbeit mit Igen festhalten.
«Wir sind fest davon überzeugt, dass es von Vorteil beider ist, unsere zwölfjährige Partnerschaft fortzusetzen», wurde er zitiert.
Der Gerichtsentscheid hat laut Analysten wenig Einfluss auf die weitere Roche-Kursentwicklung. Negativ sei der Wegfall von Umsatz, positiv aber, dass Unsicherheit beseitigt sei, hiess es bei der Zürcher Kantonalbank.
Roche ist bereits mehrfach gebüsst worden. Die EU verhängte im November 2001 eine Rekordbusse von 462 Millionen Euro wegen illegaler Preisabsprachen im Vitamingeschäft. Diese hatten Roche in den USA 1999 eine Busse von 500 Millionen Dollar eingetragen.
swissinfo und Agenturen
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