Roger Federer ist neue Nummer 1 der Tenniswelt
Der Baselbieter ist die Nummer 1 im ATP-Weltklassement. Er ist der erste Schweizer, der die Tenniswelt bei den Herren dominiert.
Federer gewann am Freitag im Halbfinale des Australian Open gegen French-Open-Sieger Juan Carlos Ferrero.
Wimbledon-Sieger Roger Federer steht erstmals im Finale des Australian Open in Melbourne und hat zwei riesige Ziele auf einen Schlag erreicht. Nach seinem Sieg über Ferrero (6:4, 6:1, 6:4) ist er erstmals die Nummer 1. Und er trifft am Sonntag auf den Russen Marat Safin, der am Donnerstag Titelverteidiger Andre Agassi ausgeschaltet hatte.
Mit dem 22-jährigen Federer ist erstmals ein Schweizer auf Platz 1 der Weltrangliste. Vor dem Spiel hatte Federer den möglichen Sprung auf den Tennis-Thron als zweitrangig eingestuft. Aber nach dem nur anderthalb Stunden dauernden Match sank Roger Federer auf die Knie, reckte die Arme gen Himmel. Und später gestand er:
«So einen Moment gibt es nur einmal im Leben, und den wollte ich geniessen. Manchmal habe ich ein Pokerface, doch am Ende war ich richtig nervös. Jetzt bin ich die Nummer 1, und es ist toll. Die Schweiz wird wieder ausflippen.»
Die Schweiz tritt mit diesem Exploit in einen sehr exklusiven Zirkel von Nationen ein, die sowohl bei den Männern als auch bei den Frauen je mindestens eine Nummer 1 hatten. Diesem Kreis gehören nur noch die USA, Spanien, Deutschland sowie die ehemalige Tschechoslowakei an.
Martina Hingis übrigens, die langjährige Nummer 1 der Frauen, war beim Erfolg ihres Landsmannes in Australien mit dabei. Auch nach ihrem Rücktritt bleibt sie mit der Tenniswelt verbunden.
Verbunden ist auch Bundespräsident Joseph Deiss, der Roger Federer für den Aufstieg auf den ersten Podestplatz der ATP-Weltrangliste ebenfalls gratuliert hat.
Die 23. Nummer 1
Der Baselbieter, von vielen als talentiertester Spieler seiner Generation bezeichnet und oft mit Pete Sampras verglichen, ist die 23. Nummer 1 in der Geschichte des ATP-Weltklassement (Association of Tennis Professionals, eingeführt 1973).
Der jüngste Tenniskönig ist Federer allerdings nicht. So haben der Russe Marat Safin (24), der Australier Lleyton Hewitt (22), der Spanier Juan Carlos Ferrero (23) und der Amerikaner Andy Roddick (21) den Spitzenplatz bereits genossen.
Federer gleicht einem Künstler auf dem Tennisplatz und wollte mit seinem ausserordentlichen Schlag oft zu viel.
Zuerst ein Cup Davis-Spieler
Federer stiess 1998 in den Zirkel der Profis, versehen mit dem Vermerk «Nr. 1 der Welt-Junioren» und ausgestattet mit dem Orange Bowl. Dieser gilt als Pendant zum Masters für jene Spieler, die noch nicht 18-jährig sind.
Bereits ein Jahr später schaffte Federer den Aufstieg in die Top 100. Bis zu seinem Antritt 2003 für das Grand Slam-Turnier in Wimbledon gab sich Federer jedoch mit einzelnen Siegen zufrieden.
Zum Beispiel mit seinem Sieg über Pete Sampras im Achtelsfinal von Wimbledon 2001, nachdem der Amerikaner 31 mal auf dem Londoner Rasen unangefochten dominiert hatte. Oder mit seinem Titel in den Masters Series von Hamburg 2002.
Auch wenn Roger Federer lange Zeit als Einzelspieler Konstanz vermissen liess, profilierte er sich schnell als gewichtiger Spieler für die Schweiz im Davis Cup.
Zwischen 2002 und 2003 vermochte er hintereinander eine Serie von zehn Einzelspielen gewinnen, ohne einmal zu verlieren, und das in drei Sets. Dieses Resultat erlaubte es seiner Equipe zuletzt, ins Halbfinal aufzusteigen.
Heute top
Heute wirkt Roger Federer in voller Reife. Die Qualität des Tennis, die er am Masters in Huston letzten November bot und die er nun in Melbourne am Australian Open an den Tag legt, spricht Bände.
Sogar ohne den Support eines Trainers fliegt der Baselbieter davon. Auf dem Rebound Ace, der harten Unterlage in Melbourne, hat er bereits die Amerikaner Alex Bogomolov und Jeff Morrison, die Australier Todd Reid und Lleyton Hewitt sowie den Argentinier David Nalbandian geschlagen.
Nun wartet nur noch der Russe Marat Safin.
swissinfo und Agenturen
8.8.81: Geburt von Roger Federer in Basel
1989: erste Schritte auf dem Tennisplatz
1998: Abschluss der Junioren-Karriere als Weltbester, Start im Profi-Zirkel
1999: Aufstieg in die Top 100 der ATP
2000: erste (nicht erfolgreiche) Finalspiele in Marseille und Basel, 4. Platz an den Olympischen Spielen in Sydney
2001: erster Sieg in Mailand, Qualifikation für die Achtelsfinale in Wimbledon (mit einem Sieg über Pete Sampras)
2002: weitere Finalspiele (Sydney, Hamburg und Wien)und Aufstieg in die Top 10 2003: Siege bei 7 Turnieren, darunter Wimbledon und Masters Huston, Saisonende als Nr. 2. Im Dezember überraschend Trennung von Trainer Peter Lundgren
30.1.2004: mit dem Sieg über Juan Carlos Ferrero im Halbfinal des Australian Open Aufstieg an die Spitze, ATP-1.
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