Roger Federers Jagd nach dem Poker
Sechs Wochen nach seinem Triumph in Wimbledon kämpft der Schweizer Tennisstar ab Montag für den vierten Sieg in Folge im US Open – ein Rekord in der modernen Tennisgeschichte.
Im Vergleich zu den Vorjahren könnte Federers Aufgabe diesmal schwieriger sein: Nadal und Djokovic lauern auf ihn.
Dem Baselbieter ist beim Grand-Slam-Turnier in New York/Flushing Meadows bisher nichts geschenkt worden: Seine Finalgegner in den letzten drei Jahren hiessen Lleyton Hewitt, André Agassi und Andy Roddick.
Mit einem weiteren Titel würde Roger Federer – einmal mehr – Geschichte schreiben: In der Open Ära hat noch kein Spieler viermal in Serie im «Big Apple» triumphiert, die Bestmarke teilt sich Federer seit 2006 mit Ivan Lendl und John McEnroe.
Final-Revanche im Viertelfinal?
Zumindest in den Anfangsrunden müsste Federer auf seiner erneuten Jagd nach der Tennis-Geschichte ungefährdet bleiben. Nach zwei Qualifikanten würde in Runde 3 wohl Linkshänder Jarkko Nieminen (Fi/26) oder US-Newcomer John Isner warten, ehe im Achtelfinal mit Richard Gasquet (Fr/13) oder Juan Carlos Ferrero (Sp/21) zwei Gegner aus dem letzten Wimbledon-Tableau auf Revanche sinnen würden.
Im Viertelfinal käme es dann wohl zur Final-Revanche des Vorjahres gegen Andy Roddick, der Federer aufgrund eines 13:1- Vorsprungs im Head-to-Head gelassen entgegensehen könnte. Gegen die letzten designierten Stolpersteine auf dem Weg in den zehnten Major- Final in Serie, Nikolai Dawydenko (Russ/4) oder James Blake (USA/6), ist Federer in total 16 Vergleichen noch ungeschlagen.
Nadal und Djokovic
In der unteren Tableau-Hälfte heissen die Hauptfavoriten logischerweise Rafael Nadal (Sp/2) und Novak Djokovic (Ser/3), die allerdings beide in New York noch nicht überzeugt haben. Der Spanier schaffte es noch nie ins finale Wochenende und der Serbe noch nie über die 3. Runde hinaus.
Dass die Wettanbieter Nadal auf die gleiche Stufe wie Djokovic und weit hinter Federer setzen, mag der Schweizer nicht verstehen. «Es reden nun alle von Djokovic, doch für mich ist Nadal stärker. Viel stärker, um ehrlich zu sein», sagte Federer in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters. «Wenn ich das US Open nicht gewinne, gehe ich davon aus, dass Nadal es gewinnt.»
Weniger grosse Ambitionen für Wawrinka
Mit dem vierten Triumph in New York würde Federer nicht nur im Champions Race an Nadal vorbeiziehen, sondern wäre auch schon bei 12 Major-Titeln angelangt, womit er in der ewigen Rangliste zu Roy Emerson aufschliessen würde.
Weniger grosse Ambitionen darf Stanislas Wawrinka haben. Der Waadtländer, der zuletzt Aufwärtstrend zeigte, startet gegen Jewgeni Korolew (ATP 81), den Cousin von Anna Kurnikowa. Bei einem Sieg würde ein Duell mit dem unberechenbarsten aller Spitzenspieler warten, Marat Safin, der 2000 seine Karriere mit dem Sieg in New York lancierte.
Hingis und Schnyder: erstes Ziel zweite Woche
Wie so oft steht das Frauen-Turnier trotz des Ausschüttens von gleichem Preisgeld im Schatten der Männer-Draw. Mit der gleichen Ausgangslage wie Federer steigt die Russin Maria Scharapowa ins Turnier. Sie hat aber in diesem Jahr erst ein Turnier gewonnen. Zu ihren schärfsten Kontrahentinnen zählen die Belgierin Justine Henin und die Williams-Schwestern (USA), die heuer die drei grossen Titel unter sich aufgeteilt haben.
Vier Schweizerinnen bestreiten das vierte und letzte Grand-Slam-Turnier der Saison. Martina Hingis, Patty Schnyder, Timea Bacsinszky und Emmanuelle Gagliardi sind alle in die untere Tableauhälfte eingeteilt worden. Während Bacsinszky und Gagliardi als Aussenseiterinnnen gelten, geht es für Patty Schnyder (Nummer 11) und Martina Hingis (16) primär einmal darum, sich für die zweite Woche zu qualifizieren.
swissinfo und Marco Keller (si)
US Open:
Hard court
Sieger Männer 2006: Roger Federer
Siegerin Frauen 2006: Maria Scharapowa (Russ)
Federer auch 2005 und 2004 Sieger
Der Amerikaner William «Bill» Tilden gewann das Turnier zwischen 1920 und 1926 sechsmal in Serie
Roger Federer könnte mit einem Sieg am US Open in Flushing Meadows das grösste Preisgeld der Tennis-Geschichte gewinnen.
Der Baselbieter, der zuletzt die US-Open-Series-Gesamtwertung für sich entschied, würde mit einer erfolgreichen Titelverteidigung in New York neben dem Siegerscheck von 1,4 Mio. Dollar zusätzlich noch ein Million erhalten.
2,4 Mio. Dollar sind kein schlechter Lohn für zwei Wochen. Das gleiche Rekordpreisgeld würde im Falle eines Sieges auch die Russin Maria Scharapowa erhalten.
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