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Rund 500 Schweizer am New York Marathon

Gestartet wird auf der Verrazano-Brücke. Keystone

Rund 500 Schweizer Läufer haben am Sonntag den bekannten und wichtigen Marathon in den Strassen New Yorks unter die Füsse genommen.

Die Organisatoren hatten die Startnummern der einzelnen Länder beschränkt und die Verteilung offiziellen Vertretern überlassen. In der Schweiz waren drei Firmen damit betraut.

«Es beginnt auf der Verrazano Brücke, die Staten Island mit dem lebhaften Stadtteil Brooklyn verbindet. In diesen Strassen leben viele Afrikaner, Mexikaner oder Spanier. In jeder Quartierstrasse wird gefeiert und man hat den Eindruck, in verschiedenen Ländern zu sein», erzählt René Dutoit mit sichtlicher Begeisterung.

Der Verantwortliche beim Spezialreiseveranstalter «Tourisme pour tous» präzisiert: «Da hier der Marathon beginnt, haben die Läufer und Läuferinnen noch die nötige Frische, diese grossartige Umgebung zu geniessen.»

Am Sonntag wird René Dutoit seinen 17. Marathon in den Strassen des «Big Apple» erleben. East River, Queens, die First Avenue kennt er wie seine Hosentasche.

In New York zu laufen ist für ihn fast wie ein Zwang: «Je mehr man sich dem Start nähert, desto mehr Leute sind da. Die Menge ermutigt einen und man hat den Eindruck, ein Superathlet zu sein, der an den olympischen Spielen teilnimmt», erklärt er.

Drei Agenturen in der Schweiz

Er ist dieser Veranstaltung treu geblieben, weil sein Lausanner Arbeitgeber zu jenen drei Agenturen zählt, welche in der Schweiz die Startnummern vermarkten dürfen.

Die anderen beiden, Albis Reisen und Kuoni, befinden sich in Zürich. Sie arbeiten eng mit Mark Ryffel zusammen, dem Sibermedaillengewinner über 5000 Meter an den Olympischen Spielen von Los Angeles.

Der Schweiz wurden 500 Startnummern zugeteilt. Jeder Teilnehmende aus der Schweiz muss rund 3000 Franken für Flug und Hotel ausgeben.

Insgesamt werden sich 37’000 glückliche Läuferinnen und Läufer (darunter etwa 15’000 Nicht-Amerikaner) ins Abenteuer New York Marathon stürzen. Rund 60’000 aber werden sich vergeblich um eine Startnummer bemüht haben.

Mit den Besten

Die Marathon-Weltelite muss sich nicht um solche «Kleinigkeiten» kümmern. Sie wird eingeladen. Aber nur die zehn ersten werden ein Preisgeld erhalten (100’000 Dollar der Sieger und 1000 der Zehnte). Dies erklärt ein wenig die Abwesenheit vieler prominenter Läuferinnen und Läufer in dieser Kategorie.

In diesem Jahr werden die Teilnehmenden aus der Schweiz nicht dem Favoritenfeld zugeordnet. So ist der Obwaldner Viktor Röhtlin, Vize-Weltmeister und 7. des letztjährigen New York Marathons, nicht dabei.

Die Haupthoffnung auf ein gutes Schweizer Ergebnis liegt also beim zweitbesten Schweizer des Jahres 2005, Julien Gantenbein (Platz 61). Sein Trainer, der Italiener Orlando Pizzolato, 1984 und 1985 Sieger in New York, bereitete ihn von Italien aus vor. Dies ist keine ideale Voraussetzung, eine Bestleistung zu erreichen.

«Ich habe vor einem Monat am Marathon von Berlin teilgenommen», erklärt Julien Gantenbein. «Hauptsächlich reise ich also nach New York für das unglaubliche Gefühl, vor einer Kulisse von etwa 2 Millionen Menschen zu laufen.»

Für Tiffany

Der junge Mann, ist Mitglied der Vereinigung Courir…Ensemble. Deren Gründerin, die Genferin Carole Lauk, wird am Sonntag ebenfalls an der Startlinie in New York stehen – ihre persönliche Premiere.

Als freiwillige Helferin betreibt sie seit rund 10 Jahren am Krankenhaus von Genf eine Bastelwerkstatt für krebskranke Kinder.

«Dort bin ich vor einigen Jahren Tiffany begegnet», erinnert sie sich. «Wir hatten den Traum, zusammen ‹la course de l’escalade›, einen populären Genfer Volkslauf, zu bestreiten. Leider ist Tiffany gestorben, bevor wir ihn verwirklichen konnten.»

Sie fügt hinzu: «Ich habe mich dann der Herausforderung gestellt und die Vereinigung gegründet um Mittel zu beschaffen, mit deren Hilfe der Alltag dieser kranken Kinder verbessert werden kann.»

Die acht Teilnehmenden werden zusammen in den Strassen des «Grossen Apfels» im gelben T-Shirt mit dem Stern-Logo laufen.

«Es wird schwierig sein, diesen Marathon zu beenden» schliesst Carole Lauk. «Es wird das erste Mal sein, dass wir über diese Distanz laufen. Aber ich stelle mir nicht einmal vor, aufzugeben. Es ist für mich, besonders aber für die Kinder, sehr wichtig!»

swissinfo Mathias Froidevaux
(Übertragung aus dem Französischen: Etienne Strebel)

Der Marathon von New York (42,195 km) wird am 5. November 2006 ausgetragen.
Die erste Ausgabe des Marathons fand 1970 statt.
Die Rekordzeit wird vom Äthiopier Tesfaye Jifar mit 2h 07’43» gehalten, bei den Frauen ist es die Kenianerin Margaret Okayo mit 2h 22’31».
Rund 37’000 Personen (darunter 500 aus der Schweiz) nehmen teil.
Ebenfalls am Start sind 100 internationale Elite-Läuferinnen und –Läufer.

Jedes Jahr nehmen einige hundert Schweizerinnen und Schweizer am Marathon von New York teil. Unter ihnen auch bekannte Persönlichkeiten wie der ehemalige Silbermedaillengewinner Markus Ryffel oder die ehemalige Bundesrätin Ruth Metzler.

In der Elite-Kategorie konnte sich die verstorbene Ehefrau des Starkochs Philippe Rochat, Franziska Rochat-Moser, in die Siegerliste eintragen lassen. Sie gewann die Konkurrenz 1997 in 2 Stunden 28 Minuten und 43 Sekunden.

Sechs Jahre zuvor rannte der Australien-Schweizer Daniel Böltz auf den sechsten Platz.

Der Obwaldner Viktor Röthlin, Vize-Europameister von Göteborg im August 2006 und 7. beim New York Marathon 2005, verzichtet dieses Jahr auf eine Teilnahme.

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