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SBB setzen Sauberkeits-Kontrolleure ein

Keystone

Die Schweizerischen Bundesbahnen reagieren auf Beschwerden von Passagieren. Sie schicken Testkunden auf Patrouille, die unter anderem die Sauberkeit in den Zügen unter die Lupe nehmen.

Seit Mitte April sind insgesamt 16 Sauberkeits-Kontrolleure auf dem Netz der Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) im Einsatz. «Sie schauen sich die Züge aus der Sicht normaler Passagiere an», sagt SBB-Pressesprecher Frédéric Revaz gegenüber swissinfo.

Die Sauberkeits-Tests werden von einer privaten Firma durchgeführt, damit die Qualitätsinformationen möglichst unabhängig sind.

Je nach Ergebnis der Tests könnten gemäss SBB zum Beispiel für gewisse Zuglinien zusätzliche Putzequipen angeordnet werden.

Die Testkunden werden auch die Qualitätsstandards punkto Kundeninformationen und Sicherheit überprüfen. Sie werden auf Fragebögen festhalten, wo es Mängel gibt.

Zur Ortung von Schwierigkeiten können sich die SBB bereits auf verschiedene Studien sowie die Beschwerden der Passagiere stützen. Die Informationen der Testkunden würden jedoch noch grössere Verbesserungen für die Zugkunden erlauben, wie Revaz sagt.

Mehr Zugspersonal gefordert

Es mag erstaunen, dass die SBB – die weltweit einen guten Ruf geniessen – Sauberkeits-Detektive benötigen. «Die Sauberkeit in den Zügen ist gut, doch sie kann noch verbessert werden», sagt Revaz.

Gemäss einer im April veröffentlichten Kundenbefragung wurden vor allem das mangelnde Sitzplatzangebot während der Hauptverkehrszeit, fehlende Klimaanlagen in älteren Zügen und die Sauberkeit – herumliegende Flaschen und überquellende Abfalleimer – in den Waggons und in den Bahnhöfen bemängelt.

Der Präsident der Passagierlobby der Schweiz Pro Bahn, Edwin Dutler, begrüsst das Engagement der SBB. Gemäss Dutler, selbst ein regelmässiger Bahnfahrer, lässt vor allem die Sauberkeit in den Regionalzügen zu wünschen übrig. Dort sei die Situation mit jener in britischen Vorstädten vergleichbar.

«Ein Zug benötigt Personal, in Regionalzügen gibt es kein Personal mehr», so Dutler. Er ist deshalb dafür, dass in der Schweiz wie in London das Zugspersonal wieder aufgestockt würde.

Videoüberwachung

Dutler plädiert zudem für eine Bestrafung von Littering und für den Ausbau der Video-Überwachungskameras in den Zügen.

Die SBB wollen bis 2012 in sämtlichen Regionalzügen Überwachungskameras einführen. Die Test-Kunden werden gemäss Revaz auch diesbezüglich ihre Beobachtungen liefern.

Bespitzelung der Mitarbeiter?

Könnten die Testkunden letztlich nicht auch dazu dienen, das Putzpersonal zu bespitzeln? Das befürchten jedenfalls verschiedene Eisenbahngewerkschaften. Die Arbeit der SBB-Angestellten werde nicht bewertet, wie Revaz gegenüber swissinfo sagt.

Gemäss Dutler hinke die Schweiz bei der Bewältigung von Problemen oft ein bisschen hinter den anderen Ländern hinterher. Sie ziehe es häufig vor zu warten, anstatt proaktiv zu werden.

«Die SBB sind auf dem richtigen Weg, sie müssen einfach noch ein bisschen mehr Dampf geben», so Dutler.

swissinfo, Isobel Leybold-Johnson
(Übertragung aus dem Englischen: Corinne Buchser)

Die Züge der SBB) waren auch 2008 überdurchschnittlich pünktlich unterwegs.

Gemessen an der Norm des Internationalen Eisenbahnverbandes waren 95,8% der SBB-Züge pünktlich am Ziel. Im Vorjahr waren es 95,9%.

Leicht rückläufig war die Zufriedenheit der Kunden mit den SBB: Die monatlich 2000 Kundenbefragungen ergaben insgesamt einen Zufriedenheitswert von 76,5 von 100 möglichen Punkten. 2007 waren 76,8 Punkte erreicht worden.

Bemängelt wurden laut SBB-Konzernchef Andreas Meyer vor allem das Sitzplatzangebot während der Hauptverkehrszeit, die Sauberkeit in den Zügen und fehlende Klimaanlagen in älterem Rollmaterial.

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