Scheidungswelle über der Schweiz
Die Schweiz hat eine der höchsten Scheidungsraten in Europa. Bald die Hälfte der Ehen landet vor dem Richter.
Im 2004 stieg die Scheiungsrate erneut um fast 7%. Die Wahrscheinlichkeit einer Scheidung hat sich somit seit 1970 verdreifacht.
Die Ehe als Institution fürs Leben ist brüchig geworden. Seit 1999, als die Scheidungen wegen der bevorstehenden Revision des Scheidungsrechts einen Rekord von 21’000 erreicht hatten, sind nie mehr so viel Ehen geschieden worden wie 2004, hält das Bundesamt für Statistik in einer Untersuchung fest. Wer es genau will: 17’949 Ehen wurden 2004 geschieden.
Die Scheidungraten steigen kontinuierlich an: 1970 hatten 15% der Ehen mit Scheidung geendet, 2004 waren es bereits 44%. In diesem Jahr werden auf 100 Heiraten 46 Scheidungen kommen.
Obschon sich die meisten Geschiedenen wieder verheiraten, wächst die Zahl der Geschiedenen. Ende 2004 waren es 459’000 Personen.
Die Schweiz steht mit diesem Trend zu mehr Scheidungen nicht alleine da. In Europa steigen die Scheidungsraten praktisch überall an.
Zusammen mit den skandinavischen Ländern und Grossbritannien steht die Schweiz allerdings an der Spitze der Staaten mit den höchsten Raten. Relativ tief sind sie in Frankreich, Spanien und Italien.
Das verflixte sechste Jahr
Über die Hälfte der geschiedenen Ehen in der Schweiz hatte 2004 weniger als zehn Jahre gehalten. Die meisten Scheidungen erfolgen im sechsten Ehejahr.
Aber auch lange dauernde Ehen werden häufiger geschieden: Der Anteil der Scheidungen von Ehen, die länger als 30 Jahre dauerten, hat sich seit 1970 verdoppelt.
Auch sind die geschiedenen Personen im Schnitt älter geworden. Der Anteil der über 40-jährigen unter den geschiedenen Männern lag 2004 bei 63%; seit 1990 ist dieser Anteil stetig gewachsen.
Mehr Scheidungskinder
46% der geschiedenen Paare hatten bei der Scheidung mindestens ein minderjähriges Kind. Dieser Anteil ist über die Jahre ziemlich stabil geblieben.
Aber die Zahl der Scheidungskinder hat sich seit 1970 verdoppelt: heute sind 13’700.
Bei knapp 64% aller Scheidungen hatten beide Partner einen Schweizer Pass. Knapp 24% der Scheidungen betraf schweizerisch-ausländische, 12% ausländische Paare.
Die höchsten Scheidungsziffern wiesen 2004 Neuenburg und Lausanne auf, die tiefsten das Goms im Kanton Wallis und das luzernische Entlebuch. Bei den Städten liegt Zürich vor Basel und Bern. Allerdings ändern die Zahlen in den verglichenen Bezirken pro Jahr sehr stark.
swissinfo und Agenturen
In der Schweiz wurden 44% der Ehen (2004) geschieden.
Auf 1000 Einwohner kommen 2,4 Scheidungen.
EU: 2 (2002)
Grossbritannien: 2,7 (2002)
Finnland: 2,6 (2003)
Frankreich: 2,1 (2002)
Spanien: 1,0 (2002)
Italien: 0,7 (2002)
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