Schwarzes Jahr für Reisebranche
2002 war auch für die Schweizer Reisebranche ein miserables Jahr. So hat TUI Suisse, drittgrösster Reiseveranstalter im Land, einen Umsatzeinbruch um 15% erlitten.
Bei Hotelplan schrumpften die Umsätze um gut 7, bei Kuoni Schweiz um rund 5%.
«2002 war politisch und wirtschaftlich ein ganz schwieriges Jahr», sagte Martin Wittwer, TUI Suisse Geschäftsführer, am Dienstag vor den Medien in Zürich. «Die Konsumenten-Stimmung war am Boden; das haben wir gespürt.»
2002 sei das schlimmste Jahr für die ganze Reisebranche gewesen, die um 10 bis 15% weniger umgesetzt haben dürfte.
Immerhin sei TUI Suisse, so Wittwer, nicht noch tiefer in die roten Zahlen gerückt: Der Gesamtverlust fiel 16% geringer aus als 2001.
Marke Imholz besonders betroffen
Tatsächlich fielen nach dem 11. September 2001 die Preise für die Reisesaison 2002 aus Sicht der Reiseveranstalter teils unter die Schmerzgrenze. Dennoch: Auch der Umsatz von TUI Suisse schrumpfte 2002 gegenüber dem Vorjahr um 15% auf rund 400 Mio. Franken.
Besonders getroffen habe es die Marke Imholz, diese habe einen Rückgang von 20% auf rund 300 Mio. Franken hinnehmen müssen, sagte Wittwer weiter. Als Massnahme senkte Imholz die Kapazitäten im Langstreckenbereich.
Damit verlor Imholz zwar an Umsatz, konnte aber den Durchschnittsertrag steigern. «Wir haben nicht mitgemacht bei der Preisschlacht», sagte Wittwer.
Stark gelitten hat im letzten Jahr branchenweit der Langstreckenbereich, wo die Preise wegen der Überkapazitäten deutlich gesunken sind.
Dagegen habe sich die TUI-Suisse-Direktanbietermarke Vögele Reisen mit einem Minus von 5% (auf rund 100 Mio. Franken) besser gehalten als die Gesamtbranche und somit Marktanteile zurückgewonnen.
USA-Markt um mehr als einen Drittel eingebrochen
Von der Reise-Unlust und dem frostigen Konsumklima seien besonders die Individualreisen in die USA betroffen gewesen, die gegenüber dem Vorjahr um 37% einbrachen.
Neben Amerika waren, laut Wittwer, die kanarischen Inseln, Tunesien und Zypern die Hauptverlierer. In der Gunst vorne standen unter anderem Ägypten, Bulgarien und Kuba.
Die Nachfrage nach Reisen zu Land und zu Wasser habe zugenommen, Flugreisen seien dagegen nicht so gefragt gewesen. Der durchschnittliche Arrangement-Preis habe um 6% unter demjenigen von 2001 gelegen.
Auf den 11. September folgten Djerba und Bali
Trotz dem 11. September 2001 habe man das Jahr 2001 noch retten können, betonte Wittwer. Erst 2002 hätten sich die Terroranschläge in den USA voll ausgewirkt.
«Immer wenn wir gedacht haben, es ziehe wieder an, kam ein weiteres Ereignis dazwischen», sagte Wittwer. Negativ zu Buche schlugen unter anderem die Attentate im tunesischen Djerba und auf der indonesischen Insel Bali.
Trotz massiven Sparmassnahmen bei Informatik und Personal sowie Kapazitäts-Reduktionen habe TUI Suisse die betriebswirtschaftlichen Ziele verfehlt.
Der Betriebsverlust sei noch grösser ausgefallen als 2001, sagte Wittwer, ohne Zahlen zu nennen. Dennoch sei man angesichts der Lage mit dem Erreichten zufrieden.
Alle Grossen mussten Federn lassen
Auch bei den anderen grossen Schweizer Reiseveranstaltern ergaben sich im vergangenen Jahr Rückgänge. Der Migros-Reiseanbieter Hotelplan gab letzte Woche ein Umsatzminus von 7,4% auf gut 2 Mrd. Franken bekannt.
Bei Kuoni Schweiz, dem schweizerischen Teil des Kuoni-Gesamtkonzerns, hinkten die Umsätze 2002 um rund 5% hinter dem Vorjahr zurück und blieben nur knapp über der Milliardengrenze, wie Kuoni-Sprecher Stephan Wehrle erklärte.
Im USA-Geschäft seien die Kuoni-Schweiz-Umsätze um rund 25% geschrumpft. Gut gehalten hätten sich dagegen die Malediven und Südosteuropa.
Geht es 2003 wieder aufwärts?
Ins laufende Jahr sei TUI Suisse überraschend gut gestartet, obwohl die Rahmenbedingungen die gleichen seien wie 2002, sagte Wittwer weiter.
Der Auftragsbestand an Buchungen liege bislang durchschnittlich um 10% höher als im Vorjahr. Dabei zeige Imholz ein Plus von 13, Vögele von 6%. Für das Gesamtjahr budgetiert TUI Suisse 7% mehr Umsatz.
swissinfo und Agenturen
TUI Suisse ist ein Gemeinschaftsunternehmen des deutschen TUI Konzerns (51%) und des Kuoni-Konzerns (49%). Über TUI Suisse hatten Kuoni und TUI Imholz und Vögele Reisen aufgekauft, die es jetzt nur noch als TUI-Markennamen gibt.
Zu Kuoni Schweiz steht TUI Suisse dennoch in Konkurrenz. Doch was die Konkurrenzsituation in der Reisebranche im allgemeinen betrifft, sind jüngst Fragen rund um das Preisgebaren von Kuoni Schweiz und Hotelplan aufgekommen.
Die beiden Operators mussten wegen der Reisekrise Charter-Kapazitäten teilen. Ähnlich gestaltete Preiserhöhungen riefen die Wettbewerbskommission auf den Plan. Sie soll, so fordert die Stiftung für Konsumentenschutz, überprüfen, ob keine Preisabsprachen getroffen worden seien.
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