Schweiz an geplanter Geiselbefreiung beteiligt
Die Behörden von Venezuela haben die Schweiz eingeladen, an der Freilassung von drei Geiseln der linksgerichteten FARC-Rebellen in Kolumbien mitzumachen.
Die Freilassung soll am Wochenende erfolgen. Ein Vertreter der Schweiz wird zusammen mit einer internationalen Delegation die Übergabe überwachen.
Lars Knuchel, Sprecher des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA), bestätigte am Freitag eine entsprechende Meldung der kolumbianischen Zeitung «El Tiempo».
Die Beteiligung der Schweiz an der internationalen Delegation erfolge auf Einladung Venezuelas.
Knuchel erinnerte daran, dass die Schweiz sich zusammen mit Frankreich und Spanien seit mehr als fünf Jahren für die Freilassung der Geiseln und eine friedliche Lösung des Konfliktes in Kolumbien engagiere.
Gemäss einem Plan des venezolanischen Präsidenten Hugo Chávez sollen drei Flugzeuge und zwei Helikopter mit einer internationalen Delegation an Bord von Venezuela aus in den kolumbianischen Urwald fliegen und die Geiseln dort in Empfang nehmen.
IKRK unterstützt die Operation
Laut einem kolumbianischen Regierungssprecher hat die Delegation für ihren Einsatz Zeit bis Sonntag um 18.59 Uhr, südamerikanische Zeit.
Chávez hatte ursprünglich verlauten lassen, der Einsatz solle schon am Donnerstag abgeschlossen werden.
Auch fünf Delegierte des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) stehen vor Ort bereit, um den Konvoi zu begleiten, wie IKRK Sprecher Marçal Izard gegenüber der Nachrichtenagentur SDA in Genf sagte.
Bei den drei Geiseln handelt es sich um die Wahlkampfmanagerin der ebenfalls in der Gewalt der FARC befindlichen franko-kolumbianischen Grünen-Politikerin Ingrid Betancourt, Clara Rojas, und ihren in Gefangenschaft von einem Guerillero gezeugten dreijährigen Sohn Emmanuel. Die dritte ist die ehemalige Abgeordnete Consuelo González.
Seit 2002 verschleppt
Rojas wurde im Februar 2002 zusammen mit der damaligen Präsidentschaftskandidatin Betancourt verschleppt. Chávez hatte die Hoffnung geäussert, nach der Freilassung der drei auch Betancourt freizubekommen.
In den letzten Tagen hatten die linksgerichteten «Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens» (FARC) erklärt, sie seien bereit, bis zu 50 Geiseln freizulassen, darunter Betancourt, drei US-Bürger sowie mehrere Politiker und Militärs.
Im Gegenzug müssten aber 500 hinter Gittern sitzende Rebellen auf freien Fuss gesetzt werden.
swissinfo und Agenturen
Seit Dezember 2005 haben die Schweiz, Frankreich und Spanien ihre Vermittlungs-Bemühungen in Kolumbien verstärkt.
Die drei Länder haben eine entmilitarisierte Zone von 280 km2 vorgeschlagen, um den Austausch von Geiseln und Gefangenen zwischen der Regierung und den Rebellen zu erleichtern.
Die Regierung Kolumbiens und die 17’000 Mann zählenden Bewaffneten Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens (Farc) bekämpfen sich seit vier Jahrzehnten.
Die Farc wurde in den 60er-Jahren gegründet. Sie kontrolliert heute gegen 40% des kolumbianischen Territoriums, besonders in den Dschungelgebieten und den Ebenen am Fuss der Anden.
Die Rebellenorganisation wird von den Vereinigten Staaten und der Europäischen Union als Terror-Organisation eingestuft. Die Farc selbst sieht sich jedoch als Vertreterin im Kampf der armen Landbevölkerung gegen die Reichen.
Die Farc finanziert sich durch verschiedene Aktivitäten, darunter Geiselnahmen, Erpressung und die direkte und indirekte Teilnahme am Drogenhandel.
In Übereinstimmung mit den JTI-Standards
Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!
Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch