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Schweiz fürchtet Vogelgrippe aus Nigeria

Mit Vogelgrippe infizierte Zugvögel aus Nigeria könnten die Schweiz gefährden. Keystone

Das Auftauchen des Vogelgruppe-Virus H5N1 in Nigeria beschäftigt die Schweiz, die sich im Zentrum der Flugrouten nach Norden befindet.

Das Bundesamt für Veterinärwesen überlegt sich neue Massnahmen, das Geflügel einzuschliessen. Es wird sich dazu Ende des Monats äussern.

Das hochgradig krankheitserregende Virus H5N1, das bereits in Asien und an den Grenzen Europas festgestellt wurde, ist jetzt erstmals auch bei einer Aufzucht von Legehennen im Norden Nigerias aufgetaucht.

Nachdem 40’000 Vögel verendet sind, haben die Behörden des Landes Massnahmen zu Notschlachtungen ergriffen, die Zone unter Quarantäne gestellt und Kontrollen von Tiertransporten verordnet.

«Jedes Mal, wenn H5N1 bei Tieren eines Landes entdeckt wird, stellt das auch ein Risiko für den Menschen dar», sagt WHO-Sprecherin Maria Cheng. «Wir wissen, dass diese Krankheit die Artengrenzen überschreiten kann.»

Selbst wenn der Stamm H5N1 im Labor eindeutig charakterisiert worden sei, bleibe doch ein Zweifel bestehen, sagt Cathy Maret, Sprecherin des Bundesamtes für Veterinärwesen (BVET).

swissinfo: In Nigeria wurde die Vogelgrippe festgestellt. Handelt es sich um den gleichen Stamm wie in Asien?

Cathy Maret: Man weiss, dass es sich um das Virus H5N1 handelt. Aber wir sind nicht sicher, ob es der gleiche Stamm ist wie in Asien. Wir müssen die genetischen Analysen abwarten. Falls es sich um den gleichen Virus handelt, ist das eine schlechte Nachricht, die uns noch beschäftigen wird.

swissinfo: Werden sich Schweizer Experten nach Nigeria begeben?

C.M.: Nein, aber die Weltorganisation für Tiergesundheit wird Experten schicken. Sie sind bereits unterwegs. Sie werden sich vor Ort ins Bild setzen und untersuchen, ob es mehrere Krankheitsherde gibt und welche Massnahmen man ergreifen muss.

swissinfo: Was bedeutet es für die Schweiz, wenn der Stamm der gleiche ist?

C.M.: Das wäre eine neue Situation, denn Afrika befindet sich auf den Nord-Süd-Flugrouten der Zugvögel. Diese Vögel überfliegen die Schweiz. Bis Ende Februar, Anfang März werden wir die Notwendigkeit überprüfen, das Geflügel wieder einzuschliessen. Denn zu diesem Zeitpunkt kommen die Zugvögel.

Wir wollen auch prüfen, ob wir unser Überwachungsprogramm verstärken müssen. All dies auf Grund der Ergebnisse, die die Experten in Nigeria in Zusammenarbeit mit unseren Experten erzielen werden.

swissinfo: Inwiefern ist die Schweiz durch diese Ankündigung aus Nigeria betroffen?

C.M.: Im Frühling fliegen die Vögel aus Afrika über die Schweiz auf ihrem Weg nach Skandinavien oder Russland. Das ist eine kürzere Flugstrecke als im Herbst und betrifft weniger Vögel. Ausserdem fliegen sie schneller und bleiben nicht unbedingt in der Schweiz. Sie überfliegen sie. Die Gefahr ist kleiner als im Herbst. Dennoch werden wir die Situation überprüfen.

swissinfo: Wie wahrscheinlich ist es, dass vergleichbare Massnahmen wie im letzten Herbst ergriffen werden?

C.M.: Ich möchte nicht spekulieren. Sicher ist nur, dass wir Ende Februar eine Entscheidung fällen werden.

swissinfo: Und was geschieht mit den Importen aus Nigeria?

C.M.: Darüber brauchen wir uns keine Sorgen machen. Wir importieren nichts aus Nigeria, das für uns problematisch sein könnte.

swissinfo-Interview: Pierre-François Besson
(Übertragung aus dem Französischen: Susanne Schanda)

Während der Nord-Süd-Migration der Zugvögel führte die Schweiz ein Stallverbot für Geflügel ein.

Das Verbot galt für die Zeit vom 26. Oktober bis zum 16. Dezember.

Die Zugvögel wurden überwacht. Die 800 Stichproben enthielten keinen Hinweis auf die Vogelgrippe.

Der Import von Geflügelfleisch aus den betroffenen Ländern in die Schweiz ist verboten.

Seit Oktober werden vermehrt Kontrollen in den Flughäfen durchgeführt.

Im vergangenen November haben Veterinär-Experten der Afrikanischen Union ihren Befürchtungen Ausdruck gegeben, dass sich die Vogelgrippe in Afrika gravierender entwickeln könnte, als in Asien.

Seit dem Ausbruch der Vogelgrippe im Jahr 2003 sind 165 Fälle der Grippe an Menschen zu verzeichnen.

Bei den meisten dieser Fälle handelt es sich um Menschen, welche in engem Kontakt mit Geflügel stehen.

18 Länder in Asien, Afrika und Ost-Europa sind betroffen.

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