Schweiz macht Riesenschritt Richtung Südafrika
Dank des 2:0-Heimsieges über Griechenland steht die Schweiz mit einem Bein an der Fussball-Weltmeisterschaft 2010. Stéphane Grichting und Marco Padalino erzielten ihre ersten Treffer für die Nationalmannschaft.
Die fast 40’000 Zuschauer im ausverkauften Basler St. Jakobspark mussten sich lange gedulden, bis sie von ihren Sitzen aufspringen konnten: Die Schweizer Fussball-Nationalmannschaft wartete im vorentscheidenden WM-Qualifikationsspiel gegen Gruppenfavorit Griechenland bis kurz vor Schluss, um einen insgesamt gelungenen Auftritt mit zwei Toren zum 2:0 zu krönen.
Erfreulich, dass mit Stéphane Grichting und Marco Padalino ausgerechnet zwei Spieler trafen, die bisher im Trikot der Nationalmannschaft noch ohne Torerfolg waren.
Führungstor verpasst
«Wir hätten sehr früh in Führung gehen können, dann wäre es einfacher gewesen», sagte Nati-Trainer Ottmar Hitzfeld nach dem Abpfiff. Stattdessen hätten die technisch starken Griechen schnelle Konter anbringen können. Dies habe in der zweiten Halbzeit für Nervosität gesorgt, aber seine Spieler hätten immer an den Sieg geglaubt, so der Startrainer.
«Wir sind jetzt in einer guten Ausgangslage, weil wir zuhause gegen den direkten Konkurrenten drei Punkte geholt haben.» Diese wertet Hitzfeld zwar als weiteren Schritt Richtung Südafrika, doch er warnte davor, in Euphorie zu verfallen.
Endstation Griechen-Bollwerk
Die Schweizer begannen druckvoll, kamen aber erst in der 17. Minute zum ersten halbwegs gefährlichen Abschluss, als Stürmer Alex Frei seinen Schuss vom griechischen Torhüter pariert sah.
In der Folge vermochten sich die Platzherren immer deutlicher in der gegnerischen Hälfte festzusetzen. Doch die Kreativität und der Schwung des Schweizer Angriffs prallten Mal für Mal an der kompakten Abwehr des Europameisters von 2004 ab.
So auch beei der besten Aktion der Schweizer kurz vor Schluss der ersten Halbzeit: Tranquillo Barnetta brach auf der linken Seite durch wie ein Hochgeschwindigkeitszug, doch ein griechischer Abwehrspieler lenkte den Ball gerade noch zur Ecke ab.
Frühe Überzahl
Es blieb zwar beim 0:0, aber immerhin führte die Szene zum Ausschluss des Griechen Vyntra, der nach einer Rangelei mit Ludovic Magnin zum zweiten Mal Gelb sah und vom belgischen Schiedsrichter De Bleeckere vorzeitig in die Kabine geschickt wurde.
Die Griechen noch mehr unter Druck setzen, lautete angesichts der Überzahlsituation die Marschroute für das Hitzfeld-Team nach der Pause. Doch statt der Schweizer war es nun die dezimierte Mannschaft von Trainer Otto Rehagel, die einen Gang zulegte.
Schrecksekunde
Der bis anhin arg unterbeschäftigte Goalie Diego Benaglio erhielt in der 67. Minute plötzlich unliebsame Gelegenheit, mit seinem Können zu brillieren, als er einen Ball der Griechen mit den Fingerspitzen gerade noch an die Latte lenkte – die bis anhin grösste Chance des Spiels war vereitelt.
«Debütanten-Duo»
Die Erlösung kam spät, aber sie kam. Und wie! Auf Freistoss von Hakan Yakin köpfelte Verteidiger Stéphane Grichting in der 83. Minute zum Führungstreffer ein, frenetisch bejubelt von den 38’500 Zuschauern.
Fünf Minuten später traf Marco Padalino – ebenfalls mit dem Kopf – zum 2:0. Die Entscheidung war gefallen, und Griechenland auch im Rückspiel geschlagen.
Aufgepasst auf die Letten
Obwohl die Schweizer Equipe nach der desaströsen Heimpleite gegen Fussballzwerg Luxemburg in Sachen WM-Qualifikation eine atemberaubende Aufholjagd zeigt, dürfen sich die Spieler keineswegs auf den Lorbeeren ausruhen.
Schon am Mittwoch wartet mit Lettland der nächste, schwierige Gegner, der erst noch den Heimvorteil auf seiner Seite weiss. Die Balten haben momentan einen guten Lauf, schlugen sie doch auswärts Israel 1:0 und liegen nun gemeinsam mit den Griechen auf Platz zwei. Sie werden alles versuchen, erstmals das Ticket für eine Fussball-WM zu lösen.
Analyse von Renat Künzi, swissinfo.ch
Schweiz – Griechenland 2:0 (0:0).
St.-Jakob-Park, Basel. – 38’500 Zuschauer (ausverkauft). – SR De Bleeckere (Be).
Tore: 83. Grichting 1:0. 88. Padalino 2:0.
Schweiz: Benaglio; Nef (61. Derdiyok), von Bergen, Grichting, Magnin; Padalino, Huggel, Fernandes (68. Yakin), Barnetta; Nkufo (81. Vonlanthen), Frei.
Griechenland: Chalkias; Papastathopoulos, Moras, Kyrgiakos; Vyntra, Patsatzoglou, Katsouranis, Spyropoulos; Salpigidis (46. Samaras), Charisteas (73. Papadopoulos), Amanatidis (81. Gekas).
Bemerkungen: Schweiz ohne Inler, Streller (beide verletzt), Lichtsteiner (gesperrt) und Leoni (auf der Tribüne).
Siebte Runde der WM-Qualifikation:
Schweiz – Griechenland 2:0
Israel – Lettland 0:1
Moldawien – Luxemburg 0:0
Rangliste (je 7 Spiele):
1. Schweiz 16 Punkte; 14:4 (Torverhältnis)
2. Griechenland 13; 12:6
3. Lettland 13; 11:6
4. Israel 9; 10:7
5. Luxemburg 4; 3:13
6. Moldawien 1; 2:9
9.9.2009: Lettland-Schweiz
10.10.2009: Luxemburg-Schweiz
14.10.2009: Schweiz-Israel
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