Schweiz preist Weltausstellung als Erfolg
An diesem Wochenende geht die Weltausstellung 2005 im japanischen Aichi zu Ende. Der Ansturm auf den Schweizer Pavillon hat alle Erwartungen übertroffen.
Insgesamt zog die sechsmonatige Expo rund 20 Millionen Menschen an. Über eine Million besuchten die Schweizer Ausstellung.
Die Schweiz liess sich ihre Präsenz an der ersten Weltausstellung des 21. Jahrhunderts 15 Mio. Franken kosten. Mit einem Pavillon in der Form eines Alpengipfels wollte sie das traditionelle Bild der Japaner von der Schweiz brechen.
Heidi, Kuckucks-Uhren und Kühe wurden aus der Ausstellung verbannt und mit Objekten aus der Schweizer Forschung, Technologie und Innovation ersetzt.
Es habe sich gelohnt, auf die gängigen Klischees zu verzichten, sagt Manuel Salchli gegenüber swissinfo. «Die Expo war für uns ein voller Erfolg. Wir haben alle unsere Ziele übertroffen», so der Direktor des Schweizer Pavillons weiter.
Zwar seien in den letzten drei bis vier Wochen weitaus zu wenig Besucher gekommen, gegen Expo-Ende hätte es aber wieder lange Schlangen vor dem Schweizer Pavillon gegeben. «Man musste zwei Stunden anstehen, um in die Ausstellung zu kommen.»
Fokus Japan
Über 95% der Expo-Besuchenden waren Japanerinnen und Japaner.
Die Organisatoren des Schweizer Pavillons hätten dadurch ein spezifisches Zielpublikum ansprechen und ihm ein anderes Bild von der Tourismus-Destination Schweiz vermitteln können, so Salchli weiter.
Einige der beliebtesten Objekte waren der Schweizer Pass von Albert Einstein und die Gehhilfe für Gelähmte, eine Entwicklung der Eidg. Technischen Hochschule (ETH).
Sie habe sich die Schweiz immer als «Land der Berge» vorgestellt, sagte die Expo-Besucherin Toshie Kumazawa gegenüber swissinfo. «In der Ausstellung habe ich nun eine neue Seite der Schweiz entdeckt. Am meisten interessierte mich die Gehhilfe, vor allem weil meine Schwester selbst gelähmt ist.»
Mehr Touristen
Ein weiteres Ziel der Schweizer Präsenz in Aichi war neben dem Bruch mit gängigen Klischees, auch die Ankurbelung des Tourismus.
«Zusammen mit Schweiz Tourismus führten wir eine Befragung durch. Wir wollten wissen, ob die Leute nach dem Besuch in unserem Pavillon stärker geneigt sind, in die Schweiz zu reisen», sagt Salchli.
Fast 60% der Befragten seien noch nie in der Schweiz gewesen und 86% wollten das Land nach dem Besuch im Pavillion in den nächsten Jahren besuchen.
Den Boom, den die Expo in Japan ausgelöst hat, will die Schweiz nun nutzen. In den nächsten 12 Monaten wird sie in ganz Japan diverse Ausstellungen in Galerien und Museen organisieren.
Nächster Halt: Shanghai
Gleichzeitig wendet sie sich bereits der nächsten Weltausstellung zu, die in fünf Jahren in der chinesischen Stadt Shanghai eröffnet werden soll.
Salchli hatte bereits eine erste Besprechung mit den Organisatoren in Shanghai. Auch Kontakte mit möglichen Sponsoren seien geknüpft. «Ich rechne mit einem enormen Interesse aus dem privaten Sektor», sagt Salchli.
In Shanghai werden über 70 Millionen Besucher erwartet, weitaus mehr als in Japan. Wie sich die Schweiz dort präsentieren wird, wollte Salchli nicht verraten. Er deutet aber an, dass dort einer der bekanntesten Schweizer Exportschlager auf die Weltbühne zurückkehren wird.
«Die Japaner waren enttäuscht, im Schweizer Pavillon kein Heidi vorzufinden. Was ich jetzt schon verraten kann: Heidi kehrt zurück.»
swissinfo, Ramsey Zarifeh
(Übertragung aus dem Englischen: Nicole Aeby)
Die Schweiz war eines von über 120 Ländern mit einem Pavillon an der Weltausstellung 2005.
Der Schweizer Pavillon war mit täglich 7000 Besuchenden voll ausgelastet.
Über 1 Million der 20 Millionen Expo-Besuchenden insgesamt schauten sich den Schweizer Pavillion an.
Die erste Weltausstellung eröffnete 1851 in London die Tore.
Seither fanden solche Ausstellungen in unregelmässigen Abständen statt.
Die letzten:
1970: Osaka, Japan
1992: Sevilla, Spanien
1998: Lissabon, Portugal
2000: Hannover, Deutschland
2005: Aichi, Japan
Die nächste Weltausstellung geht 2010 in Shanghai über die Bühne.
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